Robin im Kindergarten
dich verliebt.“
Mama schiebt sich die Haare aus dem Gesicht. Zwei dicke Regentropfen rollen ihr über die Wangen.
Gut, dass sie so ein dickes Handtuch hat.
Kartoffeln
Mama sitzt auf dem Sofa. Sie hat sich die Haare trockengerubbelt. Erst mit dem Handtuch, das Robin ihr gebastelt hat, und dann noch einmal mit einem Handtuch aus dem Schrank. So nass war sie. Sie hat ihre Haare nicht gekämmt. Sie stehen in alle Richtungen. Total wirr. Toll ist das. Und Mama guckt auch so fröhlich!
„Es war so herrlich im Regen!“, sagt sie. „Es war so schön endlich mal wieder draußen zu sein!“
Das stimmt! Mama war schon so lange nicht mehr draußen. Erst wurde Suse geboren, danach blieb Mama lange im Bett und danach blieb sie sehr lange drinnen. Nun war sie endlich wieder einmal draußen. Darum guckt sie so fröhlich. Sie sitzt auf dem Sofa mit einer Schüssel voll Kartoffeln auf dem Schoß. Der Topf mit Wasser steht zu ihren Füßen.
„Darfst du denn wieder nach draußen? Hat es der Doktor erlaubt?“, fragt Robin.
„Ich darf alles wieder machen, hat der Doktor gesagt“, sagt Mama. „Sogar Kartoffel schälen.“
„Darf ich sie in den Topf werfen?“, fragt Robin. Mama schält eine Kartoffel und schneidet sie in kleine Stücke. Die kleinen Stücke gibt sie Robin. Robin darf sie in den Topf mit Wasser werfen. Er macht es ganz vorsichtig, alle Stückchen, eins nach dem andern. So vorsichtig er kann. So hat es Mama gesagt. Aber das Wasser spritzt doch noch hoch. Über den Topfrand. Auf den Boden. Zum Glück. Denn das Gespritze ist das Schönste daran.
Papa kommt ins Wohnzimmer. Er singt so laut er kann:
„Offeln, moffeln, poffeln, die Mama schält Kartoffeln!“
Robin zuckt zusammen. So laut singt Papa.
Papa brüllt das Lied noch einmal:
„Offein, moffeln, poffeln, die Mama schält Kartoffeln!“
„Du bist auch ein Dichter, Papa“, sagt Robin.
„Gut, dass du das merkst“, sagt Papa. „Soll ich das Hackfleisch schon in den Topf tun?“
„Mach mal“, sagt Mama. „Weißt du, wen ich unterwegs getroffen habe? Die Mutter von Alexander.“
„Kommt Alexander wieder in den Kindergarten?“, fragt Robin.
„Sehr bald“, sagt Mama. „Vielleicht Montag schon.“
Robin schaut zu Mama. Mama schaut zu ihm.
Robin wirft die Kartoffelstückchen etwas fester in den Topf mit Wasser.
Plumps, plumps, plumps, plumps... Das Wasser spritzt heftig über den Rand des Topfes. Toll.
„Und wie geht es Alexanders Mutter?“, fragt Papa.
„Sie ist ein bisschen einsam“, sagt Mama. „Sie kennt noch fast niemanden im Dorf. Sie möchte so gerne, dass ich heute Abend zu ihr komme und eine Tasse Kaffee mit ihr trinke.“
„Solltest du tun“, sagt Papa.
„Darf ich mit?“, schreit Robin.
Er möchte so gerne Alexander wieder sehen.
„Nein“, sagt Mama. „Es wird viel zu spät für dich. Du siehst Alexander am Montag wieder im Kindergarten.“
Robin wirft die letzten Kartoffelstückchen besonders heftig in den Topf. Und nicht eins nach dem andern, nein, alle auf einmal. Das Wasser schwappt in hohen Wellen über den Topfrand.
Es schwappt gegen Mamas Beine und tropft langsam nach unten.
„Was soll das denn?“, fragt Mama. „War ich noch nicht nass genug?“
„Ich will mit zu Alexander!“, sagt Robin.
„Der liegt dann schon längst im Bett, wenn ich Kaffee trinken gehe“, sagt Mama. „Soll ich dir vorlesen?“
Robin denkt nach. Er könnte jetzt richtig böse werden und schreien, dass er mit zu Alexander will. Aber böse werden hilft nie. Und wenn Alexander doch im Bett liegt...
„Nimm mal dein Buch“, sagt Mama. „Dann legen wir uns gemütlich aufs Sofa.“
Papa nimmt den Topf mit den Kartoffeln und geht damit in die Küche. Robin steht auf. Er holt sein Buch. Er läuft...
Nein, er bleibt stehen.
Er guckt aus dem Fenster nach draußen.
Sieht er richtig...?
Ja.
Hoch über dem Haus von Onkel Klaas und Tante Betty, wird es am Himmel plötzlich wieder sehr hell. Das Gewitter kommt zurück!
Robin ist froh, dass er nicht mit zu Alexander darf, er möchte gar nicht mehr nach draußen. Da zuckt schon wieder ein Blitz über den Himmel! Robin fängt an zu zählen. Ganz langsam.
Eins, zwei, drei, vier, fünf.
Blitzschnahl
Robin und Knor stehen am Fenster. Sie schauen zum Haus gegenüber, dem Haus von Onkel Klaas und Tante Betty. Der Himmel über dem Haus wird grau und immer grauer. Fast schwarz. Und am grauen Himmel, da rumpelt es, da grummelt es, da...
„Ein Blitzschnahl!“, ruft Robin.
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