Robin und Gott
und ein echter Opa, ein Schatten-Robin und ein Schatten-Opa und ein Abdruck-Robin und ein Abdruck-Opa im Schnee.
Der echte Robin und der echte Opa gehen hinein. Ihre Hände sind herrlich warm vom Schnee.
Knie
Robin muss baden. Erst baden und dann seine schönen Kleider anziehen. Es ist Weihnachten. Ein großes Fest! Jeder muss schöne Kleider anziehen zum Essen. Mama, Papa, Opa und Oma... Sogar Suse trägt ein schönes Kleid. So muss es sein an Weihnachten. Robin und Opa sind zusammen im Badezimmer. Die Wanne ist voll. Das Wasser ist herrlich warm. Robin zieht sich aus. Opa steht vor dem Waschbecken. Er nimmt seinen Rasierpinsel, seine Rasierseife und sein Rasiermesser und dreht das warme Wasser auf. Robin ist ganz nackt. Er will in die Wanne steigen, aber plötzlich fällt ihm etwas ein.
„Opa“, fragt er, „darf ich mich auch mit dir rasieren?“
„Oh, das fände ich schön“, sagt Opa.
Robin flitzt aus dem Badezimmer, die Treppe runter. Es ist eiskalt im Flur. In der Küche ist es wärmer. Da stehen Mama und Oma und kochen.
„Wo ist mein Kindermesser?“, fragt Robin.
„Was haben wir denn hier?“, fragt Mama. „Willst du zu Weihnachten krank werden? Wer rennt denn mitten im Winter nackt durchs Haus?“
Robin zieht die Küchenschublade auf.
„Ich will mich rasieren“, sagt Robin. „Genau wie Opa.“
„Musst du deshalb so nackt durchs Haus rennen?“, fragt Mama.
„Nei-hein“, sagt Robin.
„Rennt Opa auch nackt durchs Haus?“, fragt Oma.
„Nei-hein“, sagt Robin. „Ich suche mein Kindermesser.
Er schaut in die Schublade. Er sieht das Kindermesser nicht. Mama stellt sich neben ihn. Sie greift in die Schublade, zieht das Messer heraus und gibt es Robin. Dummes Messer, denkt Robin. Das ist nur was für Babys. Er benutzt sein Kindermesser nie. Er kann schon mit einem richtigen Messer essen.
„Jetzt renn aber!“, sagt Mama und gibt Robin einen Klaps auf seinen nackten Po.
Robin flitzt aus der Küche, die Treppen rauf, zu Opa. Jetzt ist es doch gut, dass ich mein Kindermesser noch habe, denkt er und schlüpft ins Badezimmer. Opa schmiert sich Rasierseife auf die Backen. Er sieht aus wie ein Schneemann.
„Komm her...“, sagt Opa.
Robin stellt sich dicht neben Opa und hält sein Gesicht hoch. Opa seift Robin ein. Er schmiert Seife auf Robins Kinn, auf Robins Wangen — und plötzlich auch auf Robins Nase.
„Heee!“, ruft Robin. „Nicht!“
Opa gibt noch einen Klecks auf Robins Nase.
„Gucken“, sagt Robin.
Opa hebt Robin hoch. Zusammen schauen sie in den Spiegel. Sie sehen zwei weiße Schneemänner. Aber diese Schneemänner haben keine Augen aus Knöpfen, sie haben richtige Augen, die leuchten vor Freude. Alle vier. Opa lässt Robin wieder runter. Und jetzt rasieren sie sich. Robin mit seinem Kindermesser, Opa mit seinem Rasiermesser. Robin guckt, wie Opa es macht, und macht es genauso. Dann sind sie fertig.
„Fühlen“, sagt Opa.
Sie reiben ihre Wangen aneinander. Ihr Wangen sind glatt wie Seide. Schön.
„Und jetzt ab in die Wanne!“, sagt Opa.
Robin steigt in die Wanne und setzt sich. Opa wäscht Robins Haare. Opa kann das gut. Es kommt kein Shampoo in Robins Augen. Als die Haare fertig gewaschen sind, darf Robin noch ein bisschen in der Wanne bleiben.
Er schnappt sein Boot und lässt es durch das Wasser tuckern. Er macht wilde Wellen.
Der Kapitän hat Angst. Was für ein Sturm!, denkt der Kapitän. Was für Wellen! Und nirgends Land in Sicht!
Robin zieht sein Knie an. Das Knie kommt aus dem Wasser raus. Heee!, denkt der Kapitän. Eine Insel! Vielleicht wohnen da Menschen. Dann können wir dort bleiben, bis der Sturm vorbei ist. Er steuert sein Boot zur Insel. Was für eine kleine Insel!, denkt der Kapitän. Viel zu klein. Da wohnen keine Menschen...
Nein, denkt Robin, die Insel ist nicht zu klein, das Boot ist zu groß! Er hebt das Boot aus dem Wasser und schaut wieder auf sein Knie. Siehst du! Jetzt, wo das Boot weg ist, ist sein Knie eine gewaltig große Insel in einem gewaltig großen Meer! Jetzt können da ganz bestimmt Menschen auf der Insel wohnen. Tausende.
„Opa!“, sagt Robin.
Opa steht vorm Spiegel.
Er hat sich ganz schön beeilt.
Jetzt knöpft er sein Hemd zu. Er dreht sich um. Robin zeigt auf sein Knie.
„Schau dir das an“, sagt Robin. „Eine Insel in stürmischer See.“
„Kahle Insel“, sagt Opa.
„Nein“, sagt Robin. „Es ist alles da. Bäume und Berge und Häuser. Da wohnen auch Menschen. Aber es ist alles so klein, dass
Weitere Kostenlose Bücher