Robin und Gott
du es nicht sehen kannst.“
„O ja“, sagt Opa, „jetzt begreife ich.“
Plötzlich wird es Robin etwas schwindelig. Nicht weil er müde ist, sondern von seinen Gedanken. Er erzählt Opa davon.
Er sagt:
„Opa, die Menschen, die auf meinem Knie leben, die glauben, ich bin Gott. Sieh mal...“
Er bläst fest ins Wasser, dicht neben seinem Knie, die Wellen schlagen hoch gegen die Insel.
„...das kann ich tun“, sagt Robin. „Und sie glauben, dass mein eines Auge die Sonne und mein anderes Auge der Mond ist.“
„Schön“, sagt Opa.
„Opa...“, sagt Robin. „Glaubst du, dass die richtigen Menschen auf dem Knie von Gott wohnen?“
„Das weiß ich doch nicht, mein Junge“, sagt Opa. „Schau“, sagt Robin, „kann Gott das machen...?“
Er lässt sein Knie unter Wasser sinken.
Weg ist die Insel.
„Dann ertrinken wir alle!“, sagt Robin.
„Nein“, sagt Opa, „das scheint mir nichts für Gott zu sein... Komm jetzt aus der Wanne, dann rubbel ich dich trocken, bis du glühst!“
Robin steigt aus der Wanne. Jetzt ist er nicht mehr Gott. Denn das geht nicht. Gott kann man nicht trockenrubbeln, bis er glüht.
Als Robin trocken ist, zieht er seine schönen Sachen an.
Socken, Unterhose und Hose, sein Hemd und seine schicke Jacke und um den Hals seine Fliege mit einem Gummiband.
Noch schnell die Schuhe... Fertig!
Opa bindet sich seine Krawatte um. Das macht er sehr geschickt. Mit einem schönen Knoten.
„Opa“, sagt Robin, „hast du noch eine Krawatte?“
„Sogar drei“, sagt Opa.
„Darf ich eine haben?“
„Von mir aus“, sagt Opa.
Er holt seine drei Krawatten und Robin darf sich eine aussuchen. Robin wählt die graue Krawatte. Er nimmt die Fliege ab und Opa bindet die Krawatte um Robins Hals.
Sie stehen nebeneinander vor dem Spiegel. Sie sehen sehr schön aus.
„Ab nach unten“, sagt Opa. „Wir sind fertig.“
„Moment noch“, sagt Robin.
Er nimmt die Fliege vom Waschbecken und rennt damit in sein Zimmer. Da sitzt Knor, auf dem Bett. Robin bindet die Fliege um den dicken Schweinehals. Jetzt kann Knor auch zum Fest. Robin nimmt ihn unter den Arm und zusammen mit Opa gehen sie die Treppe runter.
Nun sind sie wirklich alle schön für heute Abend.
Sie sind jetzt alle richtige Damen und Herren.
Weihnachten
Die Damen stehen in der Küche und kochen. Robin weiß nicht, was sie kochen. Das ist geheim. Die Herren dürfen nicht in die Küche kommen. Die Herren müssen den Tisch decken. Aber im ganzen Haus riecht man, wie lecker die Damen kochen.
Der Tisch wird prachtvoll. Die Herren schmücken das weiße Tischtuch mit roten Bändern und kleinen grünen Zweigen. Robin stellt die flachen Teller auf den Tisch, Opa stellt die tiefen Teller auf die flachen Teller und Papa stellt die funkelnden Gläser neben die Teller. Robin legt die Messer auf den Tisch, Opa die Gabeln und Papa die Löffel. Dann kommen die Kerzenständer. Die Kerzenständer mit den Kerzen. Die Kerzen dürfen jetzt noch nicht angezündet werden, sondern erst, wenn die Kerzen am Baum brennen.
Suse liegt in ihrem schönen Kleid auf einer Decke auf dem Boden. Sie spielt mit ihrer Rassel. Knor sitzt mit der schicken Fliege um seinen Hals auf dem Sofa. Er schaut sich fröhlich um.
Dann ist es so weit.
Oma trägt eine große Schüssel ins Zimmer. Sie stellt die Schüssel auf den Tisch und nimmt den Deckel ab. Suppe! Die isst Robin gerne.
„Zündest du die Kerzen an?“, fragt Oma Opa.
„Mach ich“, sagt Opa.
„Und schenkst du uns Wein ein?“, fragt Oma Papa. „Und für Robin ein Glas Kinderwein?“
„Mach ich“, sagt Papa.
Er geht aus dem Zimmer.
Opa nimmt Streichhölzer aus der Hosentasche und zündet die Kerzen am Weihnachtsbaum an.
„Willst du auch eine Kerze anzünden?“, fragt er Robin.
„Ich trau mich nicht“, sagt Robin.
„Recht hast du“, sagt Opa.
Papa kommt zurück ins Zimmer. Er trägt zwei große Flaschen. In der einen Flasche ist ein rotes Getränk, in der anderen Flasche ist auch ein rotes Getränk. Was ist Wein und was ist Saft?
„Darf ich eingießen, Papa?“, fragt Robin.
„Du bist ein Mann nach meinem Geschmack“, sagt Papa. „Schau, in dieser Flasche ist Wein.“
Er gibt Robin die Flasche. Robin darf den Wein einschenken! Richtigen Wein! Er gießt die Gläser von Mama und Papa, Opa und Oma voll. Ganz voll bis zum Rand. Papa gießt Saft in Robins Glas. Auch bis zum Rand. Der Saft sieht genauso aus wie Wein. Darum nennt Oma ihn Kinderwein.
Opa zündet die Kerzen auf
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