Robin und Gott
mehr.
Nur ab und zu ist die Glocke ganz kurz still. Dann hört man in der Ferne die Glocken der anderen Dörfer. Das ist noch schöner.
Plötzlich sagt Opa:
„Puder in meinem Hütchen.“
Und jetzt fängt Robin doch an zu lachen!
Puder in meinem Hütchen... Das hat der Pfarrer in der Kirche gesagt.
Puder in meinem Hütchen! In der Kirche hat sich Robin nicht getraut zu lachen. Jetzt und hier schon. Die Tränen schießen ihm in die Augen, er biegt sich vor Lachen. Zum Glück hält Opa ihn fest, sonst wäre er kopfüber in den Schnee gekugelt.
„Puder in meinem Hütchen!“, ruft er.
Dann lacht Opa auch. Erst lächelt er, dann kommt aus seiner Kehle brummendes Gelächter.
„Sag es noch einmal, Opa“, sagt Robin. „Sag doch noch mal, was der Pfarrer gesagt hat.“
Opa sagt es. Er sagt:
„Puder in meinem Hütchen...“
Robin kann nicht mehr! Er hat Bauchschmerzen vor lauter Lachen und Opa lacht jetzt auch ganz laut.
Es ist die Weihnachtsnacht. Weih-Nacht. Stille Nacht, heilige Nacht. Überall liegt Schnee. Auf den Dächern der Häuser, in den Gärten, auf den großen Weiden. Und auf den Straßen natürlich. Das Licht der Laternen fällt auf den Schnee. Die Welt ist weiß. Die Glok-ke der Kirche hat aufgehört zu läuten. Die Welt ist still.
Durch die stille, weiße Nacht spazieren ein lachender Opa und sein lachender Enkel nach Hause. Hand in Hand durch den Schnee. Robins kleiner Handschuh in Opas großem Handschuh.
Puder in meinem Hütchen...
Schneemann
Es ist Weihnachten. Erster Weihnachtstag. Heute Abend, wenn es dunkel ist, werden sie alle zusammen gut essen, in ihren schönsten Kleidern. Sie werden singen und dann werden die Kerzen am Tannenbaum angezündet. Heute Abend, wenn es dunkel ist... Aber jetzt ist es Mittag. Robin und Opa spielen draußen. Im Schnee. Robin hat sich versteckt. Hinter seinem Kletterbaum. Vorsichtig linst er hinterm Baum hervor.
Wo ist Opa geblieben? Hat er sich auch versteckt? Eben war er noch da und jetzt ist der Garten leer! Robin hat einen Schneeball in der Hand. Den will er Opa auf die Nase werfen. Aber wo ist der nur? „Opa!“, ruft Robin.
Und dann...
Flatsch!
Da kriegt Robin einen Schneeball mitten ins Gesicht. Er kann nichts mehr sehen, nichts mehr sagen, nichts mehr riechen. Schnee verklebt ihm die Augen, den Mund und die Nase. Er prustet und schnauft. Er lässt seinen Schneeball fallen und reibt sich die Augen.
Opa kommt herbeigerannt.
„Oje“, sagt er, „das war keine Absicht, wirklich ein Versehen. Tut es sehr weh?“
Robin schüttelt den Kopf. Es tut nicht weh. Der Ball war weich. Opa kann gut mit Schneebällen werfen. Opa kann auch gut mit Äpfeln werfen. Das weiß Robin noch von früher. Opa hilft, bis Robins Gesicht wieder sauber und trocken ist.
„Opa“, sagt Robin, „stell dich mal dort hin.“
Opa geht ein paar Schritte zurück. Robin bückt sich.
Er nimmt eine Hand voll Schnee und will eine Kugel machen. Aber das ist schwierig mit den Handschuhen.
„Zieh die Handschuhe doch einfach aus!“, sagt Opa. „Dann kriege ich so kalte Hände“, sagt Robin. „Zuerst ja“, sagt Opa, „aber wenn du tapfer bist, werden sie nach einer Weile von selbst warm.“
Robin zieht die Handschuhe aus. Er nimmt wieder eine Hand voll Schnee. Es ist kalt, aber jetzt geht es etwas besser. Er macht eine schöne, runde Kugel. „Still stehen, Opa!“, ruft Robin.
Opa steht still. Robin zielt. Er wirft.
Flatsch!
Der Schneeball landet haargenau auf Opas Bauch.
„Uff!“, sagt Opa.
Robin lacht.
„Das war gut, was?“
„Das war fantastisch“, sagt Opa. „Komm, lass uns einen Schneemann bauen.“
Opa macht einen kleinen Schneeball und fängt an, ihn durch den Schnee zu rollen. Der Ball wird immer größer und dicker.
Da, wo er den Ball gerollt hat, ist eine tiefe Spur im Schnee.
Robin macht auch einen kleinen Schneeball und rollt ihn durch den Schnee. Die Bälle knirschen, wenn sie rollen.
„Opa“, fragt Robin, „wie sieht Gott aus?“
„Keine Ahnung“, sagt Opa.
„Kannst du Gott nicht sehen?“, fragt Robin.
„Ich nicht“, sagt Opa.
„Du hast doch eine Brille“, sagt Robin.
„Deshalb wahrscheinlich“, sagt Opa.
Sie rollen ihre Schneebälle weiter durch den Garten. Die Bälle werden größer und größer.
„Opa“, sagt Robin, „sollen wir einen Schneemann bauen, der genauso aussieht wie Gott?
„Das geht nicht“, sagt Opa.
„Nein“, sagt Robin. „Dafür haben wir zu wenig Schnee.“
„Ich weiß doch gar nicht,
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