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Robin und Gott

Robin und Gott

Titel: Robin und Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sjoerd Kuyper
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Mama.
    Aber das will Robin überhaupt nicht!
    „Kann ich Ihnen helfen?“, fragt eine Verkäuferin.
    „Ja“, sagt Mama, „ich möchte gerne die Kugel und das Glöckchen hier und...“
    Mama zeigt auf verschiedene Sachen. Alles aus Silber und Glas. Sie passt nicht mehr auf Robin auf. Robin geht zurück zum Baum. Dort bleibt er stehen und betrachtet die Gitarre. Die Gitarre glitzert wunderschön im Licht. Robin betrachtet die Gitarre, und die Weihnachtsmusik klingt plötzlich noch schöner. Die Gitarre macht ihn glücklich.
    Da ist Mama wieder.
    „Komm jetzt und such dir etwas aus“, sagt sie.
    „Ich will die Gitarre“, sagt Robin.
    „Muss das wirklich sein?“, fragt Mama.
    Robin nickt. Er ist sich ganz sicher. Er will die Gitarre.
    „Aber die Kugeln und Ketten sind silbern und aus Glas“, sagt Mama. „Da passt so eine lila Gitarre doch gar nicht dazu.“
    „Aber ich möchte sie so gerne“, sagt Robin.
    „Schau dich doch erst noch mal um. Da sind noch so viele andere schöne Sachen.“
    Robin fühlt Wut in sich aufsteigen. Wut und Enttäuschung. Er heult beinahe.
    „Aber ich darf selbst aussuchen!“, sagt er. „Das hast du versprochen!“
    „Das weiß ich“, sagt Mama, „aber als ich es versprochen habe, hab ich nicht daran gedacht, dass es auch solche anderen Sachen gibt... Sie ist lila!“
    Robin schaut zur Gitarre.
    Die Gitarre wird immer schöner.
    „Was man verspricht, muss man auch halten“, sagt er und schnieft.
    Man hört, wie traurig er ist.
    „Du hast Recht, Junge“, sagt plötzlich eine Männerstimme hinter Robins Rücken. „Wenn deine Mutter etwas verspricht, dann muss sie es auch halten.“ Robin und Mama drehen sich um.

    „Was mischen Sie sich da ein?“, fragt Mama böse. Dann sieht sie, wer der Mann ist.
    „Ach je...!“, sagt sie.
    Robin kennt den Mann auch. Es ist Herr Schmitt von der Versicherung. Wenn Kirmes ist, steht Herr Schmitt immer auf der Schwelle des Cafés Zum Ritter Sint Joris. Dann verteilt er Geld an alle Kinder des Dorfes.
    Jetzt steht er hier im Geschäft und sagt:
    „Was ist das für eine wunderschöne, lila Gitarre. Die wird toll aussehen zwischen all dem Silber und Glas.“
    Er lacht Robin an. Robin schnieft noch mal. Er will nicht heulen, er will zuhören. Es ist so spannend.
    „Ich würde die Gitarre ganz vorne in den Baum hängen, sodass jeder sie gut sehen kann.“
    „Hören Sie auf!“, sagt Mama. Sie lacht. „Ist ja schon gut“, sagt sie.
    Sie nimmt die Gitarre vom Baum und geht damit zur Kasse.
    Herr Schmitt zwinkert Robin zu.
    „Was man verspricht, muss man halten“, sagt er. Mama kommt zurück.
    „Hier“, sagt sie. „Vorsichtig.“
    Sie gibt Robin ein kleines Päckchen. Die Gitarre. Robin hält das Päckchen mit beiden Händen fest. Ganz vorsichtig, so vorsichtig, als wäre es ein winzig kleines Baby aus Glas.
    „Du kannst dich bei Herrn Schmitt ruhig bedanken“, sagt Mama.
    „Danke schön“, sagt Robin.
    Herr Schmitt zwinkert Robin wieder zu.
    Robin kann noch nicht zwinkern. Aber er kann ganz freundlich lachen. Er lacht Herrn Schmitt freundlich an.
    „Und nicht vergessen“, sagt Herr Schmitt. „Du musst die Gitarre ganz vorne in den Baum hängen. Willst du mir das versprechen?“
    Robin nickt und zusammen mit Mama geht er aus dem Geschäft. An der Tür dreht er sich noch einmal um und winkt Herrn Schmitt zu. Aber Herr Schmitt sieht es nicht mehr. Er spricht mit der Verkäuferin. Er will sicher auch eine Gitarre.
    Es ist dunkel geworden. Es schneit wieder. Robin schaut zu, wie die Flocken hoch vom Himmel kommen. Die Straßenlaternen leuchten und die Schneeflocken tanzen im Licht.
    Robin denkt an Papa. Papa hat einmal von der Nacht erzählt, in der Robin geboren wurde. Da hat es auch geschneit. Genau wie jetzt. Papa fuhr mit dem Fahrrad durch die große Stadt und die Schneeflocken tanzten im Licht der Straßenlaternen. Papa findet, dass „Laternenlicht“ das schönste Wort ist.
    Robin trägt sein Päckchen durch die Stadt. Und obwohl er ganz warme Füße hat, hat er völlig vergessen, dass er neue Schuhe hat. Er ist so glücklich mit seiner Gitarre! Und nachher, wenn sie zu Hause sind, schmücken sie den Weihnachtsbaum. Dann kann er Oma, Opa und Papa seine Gitarre zeigen. Und dann... und dann... und dann...
    Was für ein schöner Tag.

Opas Daumen

    „Wo ist Opa?“
    Robin steht mit Mama im Flur. Sie ziehen die Jacken aus und stampfen den Schnee von den Schuhen.
    „Opa ist oben“, sagt Mama. „Hör mal.“
    Robin hört auf

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