Robin und Gott
sie ordentlich nebeneinander auf den Boden.
„Das sind jetzt meine Holzschuhe“, sagt er.
Opa kniet sich mit den Knien in die Pantoffeln. Robin zieht auch seine Pantoffeln aus und kniet sich neben Opa. Die Knie in seinen Pantoffeln.
„Hände zusammen“, sagt Opa.
Robin legt die Hände zusammen.
„Die Finger krümmen und zusammenstecken“, sagt Opa.
Robin krümmt die Finger und steckt sie zusammen. „Augen zu“, sagt Opa, „und sprich mir nach...“ Robin macht seine Augen zu und hört zu, was Opa sagt.
„Vater unser im Himmel“, sagt Opa.
„Vater unser im Himmel“, sagt Robin.
„Geheiligt werde dein Name.“
„Geheiligt werde dein Name.“
„Dein Reich komme.“
„Dein Reich komme.“
„Wie im Himmel so auf Erden.“
„Wie im Himmel...“
Da ertönt plötzlich eine dritte Stimme:
„Was ist denn hier los?!?“
Robin und Opa öffnen die Augen. Papa steht im Türrahmen. Er hat Suse auf dem Arm und sieht furchtbar wütend aus.
„Was macht ihr da?“
„Beten“, sagt Opa mit seiner alten Brummstimme.
„Also ver...“
Oje! Beinahe hätte Papa ein ganz hässliches Wort gesagt. Aber nur beinahe. Papa ist wütend. Robin hat Angst, wenn Papa so wütend ist.
„Hört sofort damit auf!“, schreit Papa. „Unter meinem Dach wird nicht gebetet. Nicht in meinem Haus!“
Zum Glück bleibt Opa ganz ruhig. Er steht auf, zieht seine Pantoffeln an und sagt:
„Ich habe mir auf den Daumen geschlagen. Würdest du ein Pflaster für mich holen?“
„Das kannst du dir selbst holen!“, schreit Papa.
Er schreit so laut, dass Suse anfängt zu brüllen.
„Und dann hoffe ich“, schreit Papa, „dass du dir das Pflaster nicht auf den Daumen klebst, sondern auf deinen Mund. Dann muss ich dein dummes Geschwätz über Gott nicht mehr hören. Nicht in meinem Haus. Nicht unter meinem Dach. Und ganz bestimmt nicht, wenn der Junge dabei ist!“
Papa schlägt die Tür mit einem lauten Knall hinter sich zu.
Suse brüllt auf dem Treppenabsatz weiter.
„Pfffft“, sagt Opa stöhnend.
Papa reißt die Tür wieder auf.
„Und auch nicht mehr hämmern“, sagt er. „Denn ich lege Suse jetzt ins große Bett. Sie muss schlafen. Und wir essen gleich...“
Rums! Die Tür ist wieder zu. Weg ist er.
Das ist so schrecklich... Das ist das Schrecklichste, das Robin in seinem Leben erlebt hat. Streit zwischen Opa und Papa. Richtig Streit.
„Ich hol dir das Pflaster“, sagt Robin.
„Das ist lieb“, sagt Opa. „Und sei so nett und bring auch eine Schere mit.“
Das verspricht Robin.
Gott
Oma und Mama stehen in der Küche. Sie machen das Essen. Robin geht langsam zum Küchentisch. Er ist so erschrocken über den Streit zwischen Opa und Papa. Aber er will nicht weinen. Er will das Pflaster und die Schere holen. Die liegen in der Schublade vom Küchentisch. Die Schere und das Pflaster nehmen. Das ist alles, was er will. Und niemand soll etwas zu ihm sagen.
Aber Mama sagt doch etwas:
„Was war das für ein Geschrei da oben?“, fragt sie. Und dann, ja, dann weint Robin doch. Er rennt zu seiner Mama und drückt das Gesicht gegen ihren Bauch.
„Aber, aber, mein Kleiner...“, sagt Mama.
„Es hat Streit gegeben“, sagt Robin schniefend.
„Mit wem hattest du denn Streit?“, fragt Mama. „Mit Papa?“
„Ich nicht.“ Robin schnieft. „Opa.“
„Hatte Opa Streit mit Papa?“
Robin nickt. Er nickt gegen Mamas Bauch.
„Aber warum denn?“
„Wegen... wegen... wegen...“
Robin kann fast nicht sprechen.
„Wegen... wegen Gott!“
„O-oh, o-oh“, sagt Oma. „Ist es wieder so weit? Deswegen musst du nicht weinen, Robin. Opa und Papa streiten sich immer über Gott. Schon früher. Das hört von selbst wieder auf.“
Das ist eine gute Nachricht.
Robin schaut zu Oma. Oma schließt kurz die Augen und nickt Robin zu.
Robin trocknet seine Tränen an Mamas Rock ab. Dann schließt er kurz die Augen und nickt Oma zu.
Oma lacht.
Robin läuft zum Küchentisch. Er zieht die Schublade auf und nimmt die Schere und das Pflaster heraus. „Für Opa“, sagt er, „Opa hat sich auf den Daumen geschlagen.“
„O-oh, o-oh“, sagt Oma. „Ist es wieder so weit? Opa schlägt sich immer auf den Daumen. Schon früher. Er braucht überhaupt kein Pflaster. Es geht von selbst wieder vorbei.“
Aber Robin bringt die Schere und das Pflaster doch nach oben zu Opa.
„Danke schön, mein lieber Junge“, sagt Opa.
Er betrachtet seinen Daumen. Der Daumen ist ganz lila. Er blutet auch.
„Wir machen ein
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