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Robin und Gott

Robin und Gott

Titel: Robin und Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sjoerd Kuyper
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zu stampfen. Er lauscht. Von oben hört man lautes Hämmern. Bong, bong, bong...! Die Schläge dröhnen durchs Haus.
    „Was macht Opa?“
    „Zimmern“, sagt Mama. „Ein neues Bettchen für Suse. Suse ist so schnell gewachsen, sie passt nicht mehr in ihre Wiege.“
    „Opa!“, ruft Robin.
    Er will seine lila Gitarre zeigen.
    „Opa!“
    Aber Opa hört nichts. Natürlich nicht. Opa hämmert.
    Robin nimmt das Päckchen mit der Gitarre in beide Hände und geht vorsichtig die Treppe rauf. Vor der Tür zu Suses Zimmer bleibt er stehen. Die Tür ist zu. Robin traut sich nicht das Päckchen nur mit einer Hand zu halten. Es könnte runterfallen. Aber nun hat er keine Hand, um die Tür aufzumachen.
    „Opa“, sagt Robin, „Opa, mach die Tür auf.“
    Opa hört nichts. Opa hämmert. Bong, bong, bong, bong...! Laute Schläge. Aber plötzlich... hört Robin einen Schlag, der etwas leiser ist. Und dann... hört Robin Opas Stimme.
    Opa sagt die allerhässlichsten Wörter, die es auf der Welt gibt. Und er sagt sie nicht leise, er schreit sie. Robin hat die Wörter auch schon mal gesagt. Sie handeln von Gott. Mama glaubt nicht an Gott, aber als Robin die Wörter sagte, wurde sie schrecklich böse. Robin darf sie nie wieder sagen. Er hat es versprochen.
    Aber Opa sagt sie. Ganz laut. In Suses Zimmer. Robin hat es selbst gehört. Was jetzt? Robin legt das Päckchen mit der Gitarre vorsichtig auf den Boden neben der Tür. Er öffnet die Tür. Ganz vorsichtig. Nur einen Spalt. Er späht hinein. Er sieht Opa. Opa tanzt. Mit dem Daumen im Mund. Opa summt eine Art Melodie: „Mmmmm, mmmmm, mmmmm...“
    „Tag, Opa“, sagt Robin.
    Opa bleibt stehen. Er schaut zur Tür. Er sieht Robin und fängt an zu heulen. Natürlich nicht richtig. Er tut nur so. Es sieht lustig aus. Er hat seinen Daumen immer noch im Mund.

    „Opa“, fragt Robin, „glaubst du an Gott?“
    „Nicht, wenn ich mir auf den Daumen schlage“, sagt Opa mit vollem Mund. Das ist es! Opa hat sich auf den Daumen geschlagen! Mit dem schweren Hammer! Das tut weh!
    „Aber später doch wieder, oder?“, fragt Robin.
    „Was später wieder?“
    „Später glaubst du wieder an Gott, oder?“
    „Ich denke schon“, sagt Opa. „Aber erst muss ich meinen Daumen mal schnell unter kaltes Wasser halten.“
    Er läuft zum Waschbecken und dreht den Hahn auf. Er hält seinen Daumen in den Wasserstrahl.
    „Puh“, sagt Opa, „hat das eben wehgetan.“
    „Papa sagt, dass es Gott nicht gibt“, sagt Robin.
    „Wer weiß“, sagt Opa, „vielleicht hat dein Papa ja Recht.“
    „Aber du glaubst doch bestimmt an Gott!“, ruft Robin.
    Er will nicht, dass Papa Recht hat. Er will, dass Opa Recht hat. Robin will, dass es Gott gibt.
    „Ich glaube schon an Gott, ja“, sagt Opa. „Aber ich bin auch schon ein alter Mann.“
    Das versteht Robin nicht.
    „Alte Menschen glauben meistens an Gott“, sagt Opa. „Vielleicht kommt es daher, dass ihre Väter und Mütter schon tot sind. Und wenn sie an Gott glauben, haben sie doch so eine Art Vater... Es ist schon seltsam, wenn man keinen Vater mehr hat.“
    Robin nickt. Sein Papa stirbt noch lange nicht. Zum Glück.
    „Du hast aber noch eine Mutter“, sagt er zu Opa. Schließlich kennt er die Mutter von Opa. Sie wohnt in der großen Stadt und sie hat schneeweißes Haar. Jeder nennt sie Alt-Oma.
    „Du hast doch Alt-Oma „, sagt Robin.
    „Darüber bin ich sehr glücklich“, sagt Opa.
    „Bei Alt-Oma hättest du dich nicht getraut, die hässlichen Wörter zu sagen“, sagt Robin, „die du gesagt hast, als du dir auf den Daumen gehauen hast.“
    „Oje“, sagt Opa. „Hast du das gehört?“
    Robin nickt.
    „Nein“, sagt Opa, „das hätte ich mich nicht getraut, wenn meine Mutter dabei gewesen wäre. Weißt du, was dann passiert wäre? Wenn das meine Mutter gehört hätte? Dann hätte meine Mutter gesagt: ,Hopp, auf die Knie, mit den Knien in die Holzschuhe und zehnmal das ,Vaterunser“ beten.’“
    „Was bedeutet das?“, fragt Robin.
    „Das musste ich früher immer tun“, sagt Opa. „Wenn ich frech war, dann musste ich mich in meine Holzschuhe knien und dann musste ich zehnmal das ,Vaterunser’ beten. Mann! Da tun dir die Knie weh...“
    „Darum bist du sicher nach China gefahren“, sagt Robin.
    „Ich glaube schon“, sagt Opa.
    „Was ist beten?“, fragt Robin.
    „Mit Gott sprechen“, sagt Opa.
    „Was sagst du dann?“
    „Warte“, sagt Opa.
    Er dreht den Wasserhahn zu. Er zieht seine grauen Pantoffeln aus und stellt

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