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Robina Krux

Robina Krux

Titel: Robina Krux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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spürte, wie ihre Kräfte nachließen, begann sie vernünftiger zu denken. Vom Schrämen hatte sie etwas gehört. Sie holte den Brenner und schmolz in Abständen von zehn Zentimetern Schlitze in den Stein. Die dazwischenliegende Kristallsubstanz brach sie mit der Hacke heraus.
    Robina achtete nicht auf die Zeit. Sie arbeitete verbissen, spürte eine grimmige Genugtuung, wenn Stück für Stück die Wand einbrach und so der Eingang breiter wurde. Sie vernachlässigte primitivste Sicherheitsregeln, erfasste nicht, dass von oben größere Kristallbrocken auf sie herabstürzen konnten.
    Nach etlichen Stunden passte die Öffnung.
    Robina stand davor, und erst in diesem Augenblick wurde ihr bewusst, dass sie nicht in der Lage sein würde, trotz geringer Schwere, das Monstrum von Kabine zu bewegen. Sie ging mit gesenktem Kopf in die Grotte zurück, das Messband entglitt ihren Händen.
    Wozu das alles…
    Wieder drängte sich Robina dieses „Wozu“ auf. Sie ließ sich zu Boden sinken. Wie eine kompakte Wand brach Erschöpfung über sie herein.
    Sie sah auf die beiden Behälter, die sie geschleppt hatte. „Lächerlich“, sagte sie laut. Ihre Stimme klang krächzend nach der Anstrengung. „Es lagerte so viel hier, dass ein Einzelner fünfzig Jahre…“ Robina schauerte zusammen. Und es wurde ihr mit einem Mal bewusst, dass ein solcher Gedanke so irrsinnig gar nicht zu sein brauchte, dass er Realität werden könnte, bitterer Ernst. Sie spürte, wie ein Würgen die Kehle emporstieg, wie Schweiß ausbrach, wie sie in Aufruhr, in Panik geriet.
    Sie griff mit beiden Händen an den Kopf, fühlte den Helm, kam sich beengt, eingeschlossen vor. ‘Ich werde wahnsinnig.’ Robina drückte die Sauerstoff-Nottaste. Das belebende, kühle Gas umspülte das Gesicht. Sie schloss die Augen, atmete tief und – dazu zwang sie sich bewusst – gleichmäßig ein und aus, bis sie langsam ein Schwindelgefühl ergriff.
    ‘Nicht schlappmachen! Nicht aufgeben!’
    Sie biss die Zähne zusammen. ‘Keiner von uns vieren würde aufgeben, das war Vorsatz, ohne dass wir je darüber gesprochen haben.’
    Dann, später, fiel Robina ein, dass sie seit etlichen Stunden nichts mehr zu sich genommen hatte, und sie aß eine Kleinigkeit vom Konzentrat, ohne Appetit.
    Sie dachte an die Kabine. ‘Waschen müsste ich mich und die Anzugsresorber wechseln.’ Sie winkte ab. ‘Wozu? – Nachher werde ich das machen.’
    Robina verfiel in eine Art Dösen. Sie saß mit weit gespreizten Beinen, lehnte an einem Behälterstapel, stierte zur Decke in einen goldenen Fleck kubisch kristallisierten Schwefelkieses, ohne ihn richtig wahrzunehmen, und im Unterbewusstsein wurde ihr deutlich, dass ihr Verhalten der Anfang vom Ende sein konnte. Aber auch diese Ahnung ließ sie gleichgültig.
    Plötzlich fielen ihr eine Unmenge Situationen ein, der ihren nicht unähnlich, die sie in Live-Illusionen gesehen oder gelesen hatte. Sie lächelte. In vielen Handlungen gab es Katastrophen, ohne sie kamen die Autoren kaum aus. Helden hatten sich in außergewöhnlichen Gefahren zu bewähren.
    ‘Aber ich kann mich an keine solche Situation erinnern, in der einer allein lebte auf einem winzigen, lebensfeindlichen Mineralbrocken, auf der einen Seite schwer zugänglicher Kristalldschungel, auf der anderen kompaktes Gestein. Aber bewährt haben sie sich alle, diese Helden. Meist gab es einen stählernen Kommandanten mit unfehlbaren Entscheidungen. Und alle hatten sie ein doppeltes Studium absolviert, mindestens. Ich wette, die hätten bereits einen Plan, wie sie hier wieder wegkämen. Ich werde niemals einen haben, weil es keinen geben kann.
    Ich habe auch nicht studiert. Feldoperator, was ist das schon? Wo gibt es hier schon ein Feld, und was sollte man damit anfangen? Nicht einmal ein lumpiges Magnetfeld hat dieser Bolid.’
    Robina fühlte sich abgespannt. Der vordem dumpfe Schmerz in ihrem Kopf war einem bohrenden Pochen in den Schläfen gewichen. Und soweit sie sich erinnern konnte, waren dies die ersten Kopfschmerzen in ihrem Leben, beträchtliche Kopfschmerzen.
    ‘Der Medikamentenkoffer liegt im Beiboot.
    Wenn schon.
    Ich könnte ihn holen…’
    Robina fühlte sich außerstande, einen Entschluss zu fassen. Sie verabreichte sich erneut eine Sauerstoffdusche, blieb lang ausgestreckt sitzen, obwohl ihr der Rücken zu schmerzen begann.
    Dann ließ sie sich auf die Seite fallen, schloss die Augen, spürte das dumpfe Pochen in den Schläfen, und sie schlief ein.
     
    Sie erwachte, weil

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