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Robina Krux

Robina Krux

Titel: Robina Krux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Schleuse.
    Robina gab der scheinbaren Schwere des Kopfes nach. Sie fand nicht die Kraft aufzustehen.
     
    Plötzlich ritt sie auf dem Rumpf des Beibootes, das mit ihr die Wände der Kristalle hinauf und hinab schoss, und sie lachte, und sie sah auch, wie ihre langen Haare hinter ihr herflogen.
    Dann war es nicht mehr das Beiboot, sondern die Schaukel im Park der Schule. Neben dem Schiffchen, in dem sie lachend hockte, standen die Eltern und Ed. Der erste Schultag… Ed würde sie einweisen, ihm stand das zu, denn er war ihr zwei Jahre voraus. Sie war mächtig stolz und freute sich auf die Schule. Und die Eltern glaubten, ihr mit der Schaukel und den anderen Rummelapparaten auf den Geschmack helfen und den Abschied erleichtern zu müssen.
    Aber da war endlich wieder Ed, der große. Und der nahm seine Aufgabe ernst, die kleine Schwester, die ihn bewunderte, einzuführen.
    Der Abschied, eine lästige Notwendigkeit, die sie gerade noch mit kindlichem Takt über sich ergehen ließ. Die letzten Mahnungen glitten an ihr ab.
     
    Einige Male kam Robina zu sich. Dann saß sie apathisch an den Sessel gelehnt, schob mechanisch einige Brösel von dem verstreut um sie herumliegenden Konzentrat in den Mund, trank einige Schlucke und verfiel alsbald wieder in ein dumpfes, zusammenhangloses Wachträumen. Wirres, von bohrendem Kopfschmerz überlagertes Zeug spukte durch ihre Erinnerung. Die Kindheit vermischte sich mit der jüngsten Vergangenheit, phantomgleich huschten Gesichter durch ihr Unterbewusstsein. Frank, die Gefährten aus der REAKTOM standen neben den Eltern, bei Ed oder Boris. Dazwischen Schulkameraden, Lehrer und immer wieder Kristalle.
     
    In den wenigen Augenblicken, in denen Robina zu klarem Bewusstsein fand, meldete sich die Vernunft. ‘Du musst aufstehen, den Anzug abstreifen, die Absorber erneuern!’ Aber nicht einer der zaghaft klopfenden Gedanken setzte sie in Bewegung. Nicht einmal einen Blick zur Uhr brachte sie zustande, weil dazu das Heben des Armes notwendig gewesen wäre. Daran änderte auch die unbewusste Einsicht nichts, dass sie sich gehen lasse und dass der Schmerz das nicht entschuldige.
    Öfter dachte sie daran, diesen Schmerz zu vertreiben, den Medikamentenkoffer in die Schleuse zu holen. Fast schien es, als gäben solche Gedanken neue Kraft. Einmal zog sie sogar den Helm ein Stück zu sich heran. Aber er erschien ihr unsagbar schwer. Sie hielt inne, der Kopf fiel zur Seite, und das Pochen hinter den Schläfen ergriff wieder Besitz von ihr.
     
    Robina kam zu sich. Sie fühlte sich benommen, aber eigenartig frei und leicht. Es war wie ein Schwindel, der sie umfasst hielt, als trüge sie ein riesiger Fallschirm, der ab und an von einer Bö gepackt wird oder in ein Luftloch sackt. Ihr fehlte jede Orientierung.
    Aber da war noch etwas in ihr: Sie spürte grimmigen Hunger! Langsam öffnete sie die Augen und sah nichts. Es herrschte milchige Dämmerung. Ganz allmählich, wie in kleinen Portionen, nahm sie ihre Lage wahr. Sie probierte die Gliedmaßen, ja Finger um Finger, und sie stellte so fest, dass sie bäuchlings auf hartem glattem Untergrund lag und dass sich ihr Gesicht an die Helmscheibe drückte.
    Zögernd stellten sich Erinnerungsfetzen ein, das Wrack, Arzneikoffer, Schleuse…
    Plötzlich wurde es Robina heiß. ‘Wo befinde ich mich?’ Sie zog behutsam die Arme an. ‘Jetzt!’, befahl sie sich, und sie versuchte den Kopf zu heben. Erst in diesem Augenblick bemerkte sie, wie kraftlos sie war.
    Und dann erkannte sie die Umgebung: Rechts von ihr stand, schon ein Stück in der Ebene, der violette Oktaeder. Vor ihr breitete sich der erstarrte See, hinter sich wusste sie den Eingang zur Grotte.
    Robina fühlte, dass sie vor Schwäche nicht in einem Zuge aufzustehen vermochte. Sie drehte sich seitlich, winkelte die Beine an und rollte sich in den Sitz. Es schien ihr, als schwanke alles um sie herum. Nur langsam kamen Kristalle und Höhleneingang, in dessen Richtung sie jetzt blickte, zur Ruhe.
    Robina griff hastig zur Helmsicherung. Eingerastet! Das autonome Anzugsystem funktionierte, wie ihr ein Blick zur Kontrollskala am Gürtel verriet. Ein gelinder Schreck durchfuhr sie, als sie zur Uhr sah. Sie musste es mehrmals tun, vermochte nicht zu fassen, dass seit der Havarie 27 Tage verstrichen sein sollten, irdische Tage.
    „Das ist nicht möglich!“, murmelte sie immer wieder. „Wie bin ich nur hier heraus gekommen…?“
    Aufstehen konnte Robina nicht. Die Beine versagten den Dienst. Langsam

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