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Robina Krux

Robina Krux

Titel: Robina Krux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Unter irdischen Bedingungen würden sie als Räder wohl völlig ungeeignet sein, aber hier unter der geringen Schwerkraft die notwendige Festigkeit bieten.
    Was dann wirklich zustande kam, glich eher einer Kreuzung zwischen einer Ministraßenwalze und einem dekadent-abstrakten Werk bildender Kunst aus dem 20. Jahrhundert.
    Wehmütig gedachte Robina der eleganten und fast lautlosen Kraftfeldgleiter, die auf der Erde zu jedem Haushalt gehörten und von denen sie zwei in der REAKTOM hatten.
    Immerhin schien es, als ließe sich das Vehikel durch Hin- und Herschwenken der vorderen Walze tatsächlich lenken und als würde es, zumindest auf der Ebene, leicht rollen.
    Das stimmte! Zum Glück stand das Mobil zufällig in Richtung Wrack, sonst wäre es nach dem ersten Zünden wahrscheinlich auf Nimmerwiedersehen verschwunden. So krachte es lediglich an das Beiboot, wobei die vordere Walze abbrach und sich die meisten Drahtbindekonstruktionen lockerten.
    Aber eigenartigerweise ärgerte sich Robina nur wenig. Früher hätte sie wahrscheinlich aufgegeben, auch kurz vor dem Ziel. Hier überwog die Freude den Misserfolg, denn schließlich war das Ding ja die zehn Meter gefahren – ganz aus eigener Kraft! Und sie, Robina, hatte das gebaut! Sie hatte eine Maschine gebaut, ein technisches Wunder vollbracht!
    Die gesprungene Walze auszuwechseln, kostete sie noch einen Tag Arbeit und die Überwindung zu fünf weiteren Fruchtmahlzeiten. Sie konnte sich nicht entschließen, den Doseninhalt einfach wegzuwerfen, obwohl sie meinte, dass aus ihrem Leib bald Triebe dieses kräftigen Marsmooses sprießen müssten.
    Aber auch der zweite Startversuch brachte noch nicht den ersehnten vollen Erfolg. Sie hatte das Gefährt arretiert, sich darauf gesetzt und die Brenner nur haarbreit aufgedreht. Zunächst tat sich nichts. Sie gab mehr Gas, und da zeigte sich eine weitere Unzulässigkeit. Der unterschiedliche Schub der drei Aggregate stand im krassen Missverhältnis zur mäßigen Spurtreue. Dazu kam die geringe Schwerkraft. Das Ding begann sich zu drehen!
    Es verging noch ein ganzer Tag, ehe Robina eine Dosiereinrichtung angebaut hatte, die ein gleichmäßiges Arbeiten der drei Düsen gewährleistete. Als sie dabei feststellte, dass vielleicht auch eine ausgereicht hätte, das Vehikel vorwärts zu bewegen, war sie auf ihre Erfindung bereits so stolz, dass sie einen solchen Gedanken mit der Bemerkung abtat, es stehe einem Schöpfergeist wie dem ihren nicht an, eine lahme Ente zu entwickeln. Der nächste Tag, der endlich den ersehnten Start brachte, wurde von Robina abermals mit der Reparatur ihres „Eselchens“, wie sie das Mobil liebevoll nannte, vertan: Sie hatte die erste Kurve zu eng genommen. Die Fliehkraft hatte sie abgeworfen, das Eselchen war quer über den See galoppiert glücklicherweise; denn hätte es die Längsrichtung gewählt, wer weiß, ob Robina es je wiedergefunden hätte, und hatte sich – auch das war ein Glücksfall – zwischen zwei Kristallblöcken verfangen, wo es fauchend und an der Verstrebung zerrend hing, als Robina, außer Atem vom schnellen Lauf, die Düsen abstellte. Also wurde der Einbau einer Schließfeder nötig, die die Treibstoffzufuhr unterband, wenn Robina den dafür vorgesehenen Hebel losließ.
    Aber dann war es endlich so weit.
    Robina fand, dass sie in diesen Tagen mehr technisches Können, vor allem aber mehr solchen Verstand erworben hatte, als während der vielen Jahre ihrer Ausbildung. Und darauf war sie mächtig stolz.
    Bevor sie losfuhr, gönnte sie sich einige Minuten der Sammlung. Und erst da stellte sie überrascht fest, dass sie während der Arbeit an dem Fahrzeug nicht ein einziges Mal das Erdrückende ihres Schicksals empfunden hatte, nicht einmal Trauer um die Gefährten. Und auch jetzt dachte sie an die Katastrophe wie an etwas, das lange zurückliegt, das keinen unmittelbaren Schmerz mehr auslöst, das kaum noch berührt. Einen Augenblick lang befremdete sie das doch, dann spielte sie am Gashebel. Schnell würde sie die noch am Wrack lagernden Vorräte in die Grotte holen – für die Bilanz.
    Aber zunächst vertat Robina einen Tag, Treibstoff und viel eigene Energie, um ihr Mobil zu erproben. Sie umrundete in Ufernähe den gesamten See, ließ, als sich Fahrroutine einstellte, die Vielfalt der Mineralstrukturen auf sich wirken, war zu drei unfreiwilligen Aufenthalten gezwungen, weil kleine Nachbesserungen und Reparaturen am Eselchen notwendig wurden, erreichte aber wohlbehalten das

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