Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Robina Krux

Robina Krux

Titel: Robina Krux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
Vom Netzwerk:
kroch sie auf den Schleuseneingang zu.
    Zuerst traf sie auf liederlich umherliegende Medikamente, dann sah sie den offenen, umgestürzten Koffer, darüber stand, sperrangelweit klaffend, die Außenluke der Schleusenkabine. Robina konnte in den Innenraum hineinsehen, ein Zeichen, dass auch die Innenluke nicht schloss, Druck und Atmosphäre der Kabine also entwichen waren.
    „Eine schöne Schweinerei!“, sagte sie laut.
    Sie hangelte sich zur Schleuse empor, hatte Mühe, den schlaffen Körper hineinzuzwängen. Mit Anstrengung schloss sie die Luke. Dann schleppte sie sich zu den Ventilen der Lufttanks, nahm das Reserveventil, weil ihre Kraft zum Öffnen des Hauptschiebers nicht ausreichte, und ließ sich, als leises, anschwellendes Zischen den Raum erfüllte, erschöpft zurücksinken.
    Noch bevor der Druckregler das Ventil schloss, löste Robina den Helmverschluss. Entfernt wurde ihr bewusst, dass sie damit schon wieder gegen das Reglement verstieß. Sie lächelte. Aber dann spürte sie, dass sich im Raum doch noch zu wenig Luft befand. Sie musste tief und schnell atmen.
    Aber schon griff sie nach den herumliegenden zerdrückten Resten Nahrungskonzentrats. Sie stopfte sich das noch Verharschte mit beiden behandschuhten Händen in den Mund, kaute gierig und schluckte unter Beschwerden.
    Nur allmählich meldete sich der Verstand. Sie fühlte, dass der Sättigungspunkt längst überschritten war, suchte noch einige guterhaltene Würfel, kaute sie bedächtig, nahm einen frischen Wasserkanister, hielt im Trinken inne, weil sie daran dachte, dass Wasser wahrscheinlich das sein würde, was die Dauer ihres Überlebens bestimmte, und dann lehnte sie sich beinahe zufrieden, ja froh, zurück.
    Bald gab sie den Versuch auf, sich an die letzten Geschehnisse zu erinnern. Sie wusste nicht, wie sie den Helm aufgesetzt, die Schleuse verlassen und das Medikament eingenommen hatte. Es war eben geschehen, wahrscheinlich noch im richtigen Augenblick.
    Und dann kamen langsam die Zweifel wieder.
    ‘War es wirklich der richtige Augenblick gewesen? Wäre es nicht vielleicht besser, sie hätte das Medikament nicht genommen oder ein falsches gegriffen?’
    Sie sah sich vor dem Eingang liegen für ewig oder – oder bis zu dem Zeitpunkt, da man sie fand.
    Nein, es gab da noch einen Funken Hoffnung!
    Irgendwann hatte sie zum Helmverschluss gegriffen… „Ich habe dazu einfach kein Recht“, murmelte sie. „Niemand hat das, ich aber ganz bestimmt nicht! Ich wäre ein schöner Astronaut!“
    ‘Etwas Vernünftiges tun müsste ich’, dachte sie. ‘Aber erst einmal aus den Anzug heraus…’
    Aber auch diesmal kam Robina nicht dazu! Sie schlief ein, wo sie saß, der Kopf fiel ihr auf die Brust, und sie schnarchte leise.
     
    Nach 14 Stunden erwachte Robina. Sie fühlt sich geistig erquickt nach dem langen Schlaf, stellte jedoch gleichzeitig eine körperliche Schwäche fest.
    Sie konnte zwar aufstehen; es fiel ihr jedoch sehr schwer, unter der geringen Gravitation die notwendige Konzentration aufzubringen und ihre Kräfte so zu dosieren, dass sie sich rationell und ohne Gefährdung bewegen konnte.
    Als Erstes kontrollierte sie die Atmosphäre in der Kabine, regelte nach, überprüfte den Wasserresorber und die Konservenbestückung. Dann warf sie mit Ekel alle Kleidungsstücke von sich, schnürte sie zu einem Bündel und legte es unter Verschwendung etlicher Liter Sauerstoffs in die Schleuse.
    Sie bedauerte, Wasser sparen zu müssen, wusch sich dennoch gründlich und fühlte sich wie neugeboren.
    Auf der Liege genoss sie bewusst mit geschlossenen Augen die Unbeengtheit, die prickelnde Frische der Haut in der sauerstoffangereicherten Atmosphäre, und dann fühlte sie abermals Hunger.
    Später, noch unbekleidet, stellte sie sich ein lukullisches Mahl zusammen – laut Reglement nur für besondere Anlässe. „Es ist dies ein besonderer Anlass!“, rief sie laut. „Die Auferstehung der Robina Crux!“
    Sie genehmigte sich ein Viertel Wein, einen gesäuerten Fisch, einen halben Hahn und eine Dose Craps, der Kulka-Höhlenfrucht des Mars.
    Anschließend ruhte Robina, spürte, wie ihre Kräfte wiederkehrten, und mit den erwachenden Lebensgeistern reifte, vage noch, der Wunsch zu überleben.
    Sie ertappte sich dabei, wie sie überschlug, wie lange wohl die Vorräte, begonnen beim Wasser, reichen würden, und sie stellte fest, dass ihr der Überblick fehlte. „Ich werde das ermitteln, exakt!“ Eine Inventur, jawohl, und alle Vorräte auf einen Haufen

Weitere Kostenlose Bücher