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Robina Krux

Robina Krux

Titel: Robina Krux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Frank hatte Robina ziemlich ungeniert gemustert und dann wie nach dem Abschmecken einer Speise „na ja“ gesagt, so als fehle noch eine Kleinigkeit, als sei aber die Sache im Ganzen doch gelungen.
    Schnell legte Robina den Beutel zur Seite und schraubte weiter Verkleidungsteile ab. Sie wollte nicht weiterdenken, sie wollte die in ihr festgebissene geringe Hoffnung, dass die Freunde trotz allem noch leben könnten, nicht durch Grübeleien zerstören.
    Es gelang ihr rasch, sich zu konzentrieren.
     
    Robina benötigte fünf Tage, an denen sie rastlos arbeitete. Sie nahm die Bestände auf, ordnete die Vorräte und stapelte die Behälter so, dass die Grotte nicht wie eine Lagerhalle wirkte. Dann zog sie sich mit den Listen in die Hermetikkabine zurück.
    Sie genoss in einigen Stunden des Nichtstuns die Annehmlichkeiten ohne Raumanzug, doch dann stürzte sie sich in die Berechnungen.
    Sie hatte ausschließlich einfachste Aufgaben zu lösen, trotzdem tat sie das sehr überlegt und gab dem Kleinrechner nur zögernd Daten ein.
    Als sie sich dabei ertappte, lächelte sie, aber sie fühlte, dass sie sich mit diesem Heiterkeitsanflug etwas vormachte. In ihr lauerte Angst. Gleichgültig das Ergebnis die Rechnerei: Reichten die Vorräte 100 Jahre, bedeutete das, dass sich ihre Situation lebenslang aufrechterhalten ließ. Gingen die Reserven eher aus, konnte sie im wahrsten Sinne des Wortes mit tödlicher Sicherheit das Ende absehen.
    Im Augenblick wusste Robina nicht zu entscheiden, was ihr Heber wäre. Sie entwarf eine Tabelle mit dem Tagesbedarf an lebensnotwendigen Dingen, sie addierte, zog unvermeidliche Verluste ab, kalkulierte Unvorhergesehenes ein, und dann fiel die Entscheidung bei Sauerstoff: 103 Jahre!
    Bei den Nahrungsmitteln wurde es schwieriger, da Abwechslung gewährleistet sein sollte. Robina teilte nach einem reduzierten und einem optimalen Speiseplan auf und zögerte mit dieser Variantenrechnung die Entscheidung weiter hinaus. Als letzte Position hatte sie sich die Ermittlung der Wasservorräte gelassen.
    Erst der zweite Tag brachte Gewissheit: Das Wasser würde bei sparsamstem Verbrauch, die ständige Regeneration inbegriffen, rund 35 Jahre reichen.
    Die erste Empfindung nach dem entscheidenden Rechenvorgang war Sarkasmus. ‘Na schön’, sagte sich Robina, ‘da hast du mit sechzig ausgedient und ausgelitten. Zur Halbzeit.’ Sie gestand sich nicht ein, dass die Erkenntnis sie wie eine Keule traf. Früher, früher einmal schieden die Frauen mit 60 Jahren aus dem Arbeitsprozess. Noch früher lag die Lebenserwartung der Menschen bei 30, 40 Jahren. Da sind 60 ein stattliches Alter gewesen.
    Robina hatte sich zurückgelehnt. Sie stierte auf den Datentaster vor sich, und ihre Gedanken glitten ab…
    ‘Was würden diese fünfunddreißig Jahre auf der Erde für mich bedeuten! Ich würde Kinder haben – zwei. Ich hätte mich bestimmt an die großen Felder gewagt. Vielleicht wäre ich bei einer der nächsten Raumexpeditionen wieder dabei gewesen. Vielleicht hätte ich mich aber auch, wenn die Hyperfelder bezwungen wären, zu einer intergalaktischen Expedition gemeldet, auf Nimmerwiedersehen…
    Hätte ich das?
    Hätte ich es zuwege gebracht, die Erde zu verlassen – für immer? Mit einer großen Gruppe Menschen, vielleicht mit Frank. Wir wären gewiss zusammengeblieben, Frank und ich, nach der Heimkehr.
    Ganz bestimmt wäre eine Expedition ausgerüstet worden, wenn die REAKTOM die Kunde von der Existenz der Anderen zur Erde gebracht hätte.’
    Robina fiel ein, dass es diese Expedition geben wird, schließlich hatten sie die Nachricht über die Entdeckung zur Erde hin abgesetzt. ‘Noch zu meinen Lebzeiten werden sie starten – und vermutlich den Boliden niemals finden.
    Hier einen Stützpunkt einzurichten; Stefs Idee. Eine Basis für die Suche nach den Anderen – und unsere überschüssigen Vorräte für die Suchgruppe.
    Nun, für sie wird trotzdem ein Teil übrigbleiben. Aber sie werden nicht herkommen. Ja, wenn wir hier unser Funkfeuer gesetzt hätten und Markierungsbojen unterwegs… Wir hätten ihn dann wiedergefunden.’
    Robinas Blick fing sich wieder am Datentaster. „Fünfunddreißig Jahre – mehr, als ich bisher gelebt habe. Und das ist bereits eine hübsche Weile.“
    Robina fühlte, dass ihr für diesen Zeitraum unter den gegebenen Bedingungen jede Vorstellung fehlte. Ihr wurde schon bang, wenn sie an den kommenden Tag dachte, einen Tag, für den sie noch keinen Arbeitsplan hatte. So genommen

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