Robina Krux
hierher. ‘Also, worauf wartest du, Robi, es gibt Arbeit!’
Zunächst ordnete sie die Gegenstände in der Kabine, dann wählte sie unter den geringen Möglichkeiten sorgfältig neue Kleider, unterdrückte einen leichten Schauer, der sie befiel, als sie in den frischen Raumanzug stieg, und dann schleuste sie sich aus.
Draußen überraschte sie die Unordnung, die um die Schleusenkabine herum herrschte, und sie begann sorgfältig, beinahe pedantisch, die Medikamente einzuräumen und die Behälter zu stapeln. Sie kehrte sogar die Splitter hinweg, die sie beim Erweitern des Eingangs losgeschlagen hatte.
Befriedigt sah sie sich um, überprüfte ihre Ausrüstung und machte sich auf den Weg zum Wrack.
Von ihrem Gang brachte Robina ein Bündel Rohre mit. Es bedeutete einen Tag Schwerstarbeit, mit Hilfe dieser Rohre, die sie als Hebel und Rollen verwendete, die Schleusenkabine Zentimeter für Zentimeter, in die Grotte zu schieben. Als der Container seinen endgültigen Standort einnahm, gleich links hinter dem Eingang, fühlte Robina, todmüde zwar, zum ersten Mal, seit sie sich auf dem Boliden befand, so etwas wie Stolz auf das Geleistete.
Sie übersah ihr Reich: Den Container, der vom Eingang her genügend beleuchtet wurde, die geräumige Grotte mit den Vorratsstapeln, die sich im Halbdunkel verloren. Und sie fragte sich, ob es wohl je möglich sein könnte, dass ein Mensch für einen solchen Winkel so etwas wie ein Heimatgefühl empfinden könnte.
3
Am dritten Tag, auf dem siebenten Marsch zurück zur Höhle, beladen mit fünf durch Gurte verbundenen Sauerstoff- und zwei Wasserkanistern, unter Schmerzen in Schultern und Füßen, kam Robina ein Einfall. Der Gedankenblitz löste gleichzeitig Bedauern darüber aus, dass sie seit jeher – auch in ihren eigenen Augen als jemand galt, der die Technik benutzte, ohne sich der Funktionsweise oder gar der vergegenständlichten Mühe bewusst zu werden, die in diesem oder jenem Gerät steckte.
‘Wie hat er immer geschmunzelt, der Lehrexperte Erp, wenn ich etwas Technisches zu erläutern hatte!’
Robina wollte sich aus Triebwerksteilen oder Rückstoßaggregaten und irgend etwas Rundem ein Vehikel bauen, etwas, das fuhr, das Mühe verkleinerte.
Dann sagte sie sich wieder: ‘Wozu das! Je länger etwas dauert, desto besser!’
Sie schrak vor dem Gedanken zurück, was danach käme: ‘Die Bilanz, na schön; und die schreckliche Gewissheit: Wie lange noch…’
Robina wurde es heiß im Anzug, sodass sie die Temperatur herunterregelte. Sie hatte den Schritt verlangsamt, begann zu grübeln, ließ die Kanister zu Boden gleiten, stand noch unschlüssig und machte dann kehrt, langsam erst, dann schneller.
‘Die Kanister laufen mir nicht davon’, beruhigte sie sich. ‘Ich muss das prüfen!’
So schnell hatte Robina die Wegstrecke zum Wrack noch nie zurückgelegt wie jetzt, getrieben von dem Gedanken an das Mobil.
Sie sah sich bereits auf dem Kristallsee herumsausen, ja sogar schräg stehende Flächen bezwingen, und sie ertappte sich dabei, wie sie diesen oder jenen Mineralkoloss auf die Möglichkeit hin taxierte, ihn mit dem Wunderauto zu bezwingen.
Was nach vier Tagen schwerster Arbeit, die sie nur durch Essen und Schlafen unterbrach und in die sie sich verbiss wie in keine vorher, stand, war alles andere als ein Wunderauto.
Zuletzt hatte Robina angefangen, regelrecht zu pfuschen. Sie konnte die Probefahrt nicht erwarten. ‘Die Feinarbeiten’, so sagte sie sich, ‘kann ich nachholen. Hauptsache, es funktioniert!’
Es funktionierte zunächst nicht, obwohl sie alles genau durchdacht hatte.
Drei Rückstoßpistolen hatten sich gefunden, die mit verhältnismäßig wenig Mühe an einen Kanister angeschlossen werden konnten, aus dem sie kontinuierlich Treibstoff aufnehmen sollten. Lediglich das Abdichten der Schläuche hatte Schwierigkeiten bereitet, bis Robina entdeckte, wie gut sich dazu die wärmeverflüssigten Plastteile aus der Innenverkleidung des Landebootes eigneten.
Gefährlich hantierte Robina mit dem Brenner. Einmal qualmte der linke Handschuh beträchtlich, ein anderes Mal sengte sie sich beinahe ein Loch in den Stiefel. Aber sie frohlockte, als sich Rückstoßpistole und Kanister zu einer Dreieinigkeit verbunden hatten.
Schier unüberwindliche Schwierigkeiten wollte der Unterbau bereiten. Robina aß bereits den zweiten Tag Craps, weil sie drei der Konservendosen benötigte, Thermoplastdosen von 25 Zentimeter Höhe und etwa 15 Zentimeter Durchmesser.
Weitere Kostenlose Bücher