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Robina Krux

Robina Krux

Titel: Robina Krux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Beiboot.
    Am nächsten Tag begann sie mit dem Transport. Und nun bewährte sich – was sie mit Stolz erfüllte –, dass sie den Antrieb des Eselchens überdimensioniert hatte. Sie band einfach einige Behälter an und schleifte sie hinter sich her.
    Die erste Fahrt zur Grotte wurde ihr zum Vergnügen. Fast hätte sie übermütig Kurven gezogen, sie konnte sich aber noch rechtzeitig beherrschen, eingedenk der Tücken des Gefährts.
    Und dann begann sie zu singen, alles, was ihr gerade einfiel, Volkslieder und Sentimental-Dorths, die modischen, das heißt vor Jahren auf der Erde modernen schnulzigen Schlager, die ihr normalerweise auf die Nerven schlugen.
    Sie empfand wieder die herbe, eigenartige Schönheit dieses merkwürdigen Himmelskörpers, und ihrer bemächtigte sich ein Optimismus, der die Furcht vor dem Kommenden überdeckte.
    Einmal dachte sie an Vater. ‘Wie er sich wohl hier verhielte? Ob ihn wenigstens diese Situation aus seiner lethargischen Scheinzufriedenheit gerissen hätte oder in die völlige Resignation?’ Robina glaubte in diesem Augenblick fest daran, dass er wieder der Alte voller Elan und Zielstrebigkeit werden würde. Und sie nahm sich vor, ihn irgendwie vor eine solche Bewährungssituation zu stellen, ‘Ed wird da Rat wissen…’
    ‘Na, na, Robi, immer hübsch mit den Füßen unten bleiben! Wie ist es denn dir vor ein paar Tagen ergangen?’ Mit leichtem Schaudern erinnerte sie sich des Griffs zum Helmverschluss.
    Auch als ihr in den Sinn kam, dass sie Vater und Bruder mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr sehen würde, wurde ihre Hochstimmung kaum getrübt; außerdem fuhr sie durch eine Zone mit Gebilden, die halbkuglig wie erstarrte Blasen aus der Ebene ragten und hohes Fahrgeschick erforderten. Robina musste beträchtlich kurven, um auszuweichen. Besorgt sah sie sich um. Die Behälter hopsten hinterher; sie vertrugen die raue Behandlung sehr gut. ‘Würde gehörig poltern bei normaler Atmosphäre und Gravitation.’ Und sie wünschte, sie könnte es hören.
    Robina transportierte an diesem Tag alle Vorräte.
    In den darauffolgenden Tagen schaffte sie es, das Wrack völlig auszuräumen. Sie hatte alles, was sich abmontieren ließ und einigermaßen brauchbar erschien, zur Grotte befördert.
    Das Eselchen schleppte allerhand Nützliches: Einen Wasserspalter, Werkzeuge, einen kleinen, antiquierten Allesfressermotor, den Robina nicht als solchen erkannt hätte, wenn nicht eine Bedienungsanleitung dabei gewesen wäre, eine größere Menge Einschübe für elektronische Anlagen, mit denen sie nichts anzufangen wusste, und einen mit Prägungen verzierten Lederbeutel, der mit einer weichlichen, nachgiebigen Masse gefüllt zu sein schien. Er weckte Robinas Neugier. Mitten im Kramen und Demontieren knüpfte sie den Beutel auf. Überrascht stellte sie fest: Zweifelsfrei Samenkörner verschiedener Pflanzen durchsetzt mit staubtrockener Erde, die, in den Anzug geschleust, einen herben Geruch verbreitete. Obwohl kein Zweifel mehr bestand, kostete Robina. „Es ist Erde!“, sagte sie, und sie fühlte sich eigenartig angerührt. Dann schüttelte sie den Kopf, vertrieb die aufkommende Rührseligkeit. „Wer macht denn heute noch so etwas!“ Sie betrachtete den Beutel. ‘Er könnte Mandy gehören, sie hat so einen Hang zum Nostalgischen, und sentimental konnte sie auch werden.’ Keiner sang Dorths so gefühlvoll mit so viel Anteilnahme wie sie, was freilich die mäßige musikalische Begabung meist nicht ganz zu vertuschen vermochte. Wehmut überfiel Robina.
    ‘Mandy!’ Deutlich sah sie das runde, von krausem kastanienbraunem Haar umrahmte Gesicht vor sich. Im Gegensatz zum manchmal verträumten Sinnieren, zu den inbrünstigen Gesängen und dem sogar mitunter ein wenig peinlichen Händchenhalten mit Stef half Mandy oft mit trockenem freundlichem Spott, mit einem Rippenstoß und mit unübertroffener Schlagfertigkeit eine Situation zu klären, wie kein anderer der Besatzung.
    ‘Wie sie mich zu Frank geschubst hat!’ Robina lächelte. ‘Muss mich wohl ziemlich dümmlich angestellt haben damals.’
    „Seht, die Jungfer wird rot!“ Als hätte Mandy neben ihr das wiederholt, was sie damals, nach der Begrüßung beim ersten Treff, recht taktvoll in dem Augenblick bemerkte, als Robina erfuhr, dass sie zu viert reisen würden, dass sie und Stef urlange – wie Mandy sich ausdrückte – befreundet sind und dass jener der Frank wäre, der mit von der Partie sein würde.
    Und dieser

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