Robina Krux
Urkatastrophe, die nach Stefs Theorie aus einem ehemals großen planetaren Hohlkörper, der in seinem Inneren diese phantastischen Gebilde hervorgebracht hatte, den Boliden heraussprengte.
Langsam richtete sich Robina auf. Mit den Händen fegte sie den Splitt entlang dem horizontalen Spalt hinweg. Der Schlitz war etwa einen Meter lang. Auch links von ihr zog er sich schnurgerade nach oben.
Robina trat zurück. Mit einiger Mühe konnte sie ein Viereck entdecken, das der Spalt, oben nach hinten versetzt, in der Kaskade beschrieb, wobei der obere horizontale Schlitz vom unteren ebenfalls einen Meter entfernt sein mochte. Es schien, als sei der Würfel von seiner Umgebung losgelöst.
Zunächst wusste Robina mit ihrer Entdeckung nichts anzufangen. Sie spürte nur, dass all ihre Spekulationen über die Entstehung dieser Merkwürdigkeit haltlos wurden. Risse und Spalte ja, aber nicht so viereckig exakt.
Dann wurde sich Robina klar, und jeder Irrtum schien ausgeschlossen, dass sie ein weiteres Zeugnis fremden vernünftigen Wirkens vor sich haben musste, eines, das nur sie entdeckt hatte, das der Mannschaft seinerzeit bei der Untersuchung des Boliden entgangen war. Gleichzeitig wurde Robina bang, mit ihrer Entdeckung nichts Rechtes anfangen zu können.
Aus Unentschlossenheit fegte sie weiteren Splitt von den Fugen weg. Dann begann sie die Kaskade zu erklettern, um auch zwischen den zwei senkrechten Spalten steckende Kristallsplitter zu entfernen. Sie war dabei aus einer gewissen Scheu heraus bemüht, sich nicht innerhalb des scheinbar Losgelösten zu bewegen. Den oberen Spalt säuberte sie, indem sie sich von oben herab beugte.
Eine Sekunde verlor sie die Balance und verlagerte instinktiv das Schwergewicht auf die rechte, fegende Hand. Plötzlich gab die Stufe nach, klappte nach hinten. Robina stürzte kopfüber darauf, griff angstvoll nach Halt an den Kanten, fand ihn nach panischen Fehlgriffen und hing dann an den oberen Rändern zweier senkrechter Wände, zwischen denen der viereckig ausgeschnittene Kaskadenteil nach unten absackte.
Dann trat Ruhe ein. Robinas Füße berührten den abgestürzten Kristall. Wenig Splitt rieselte nach.
Nach dem ersten Schreck verlagerte Robina behutsam ihr Gewicht auf die Beine, ohne die Ränder loszulassen. Sie befürchtete, dass der Boden unter ihr weiter nachgeben könnte.
Langsam belastete Robina weiter. Dann hielt sie die Hände nur noch zur Vorsicht über die Kanten, jeden Augenblick gewärtig, der Sturz setze sich fort. Behutsam begann sie zu wippen. Der Untergrund blieb in seiner Lage. „Uff“, stöhnte Robina erleichtert und ließ die Arme sinken.
Erst jetzt musterte sie aufmerksam die Umgebung und stellte zunächst erfreut fest, dass dieser ausgeschnittene Teil der Pyritkaskade abklappen musste, wenn er oben belastet wurde. Deutlich zeichneten sich an den Seiten zwei Stummel eines Rundmaterials ab, die offenbar ein Scharnier bildeten. Robina spürte Erregung: Vor ihr lag zweifelsfrei wieder ein Zeugnis vernünftigen Wirkens.
Vorsichtig tat sie einen Schritt nach oben, und sie fühlte einen Hub unter den Füßen. Sie drehte sich um. Langsam, wie in Zeitlupe, klappte der Stein empor. Aber bevor er wieder eins mit der Pyritkaskade wurde, hatte Robina eine Öffnung dahinter gesehen.
Auf Überraschungen gefasst, betrat sie das ausgeschnittene Stück erneut. Nachdem sie die Mitte überstiegen hatte, begann sich der Untergrund langsam zu bewegen. Sie balancierte sich aus. Wie bei einer Wippe gelang es ihr, das Kippen zu beeinflussen.
Es taten sich eine Öffnung und eingemuldete Stufen auf, an die sich der Schwingkörper anglich. Ein niedriger Gang führte nach unten: Die Wände verwaschen farbig, lumineszierten intensiv. Manchmal zeichneten sich Schlieren ab, oft zeigte sich das Ebenmaß durch empor führende Schlote und Metallintrusionen gestört.
Robina zögerte. ‘Was wird geschehen, wenn ich weiter gehe? Der Würfel wird empor klappen! Und – wird er sich von der anderen Seite bewegen lassen? Anzunehmen! Der Mechanismus ist sicher nicht gegen unbefugtes Betreten geschützt, eher gegen Naturunbilden.’
Obwohl Robina annahm, der Rückzug würde ihr nicht abgeschnitten, wollte sie sich sichern. Sie trat abermals hinaus, band das Seil an einen Berghaken, den sie in die mulmigen Asbestsäulen getrieben hatte, prüfte die Festigkeit und ließ dann den Würfel abermals nach unten wippen. Beim Hochklappen würde sich das Seil einklemmen, und durch Zug müsste sich dann der
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