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Robina Krux

Robina Krux

Titel: Robina Krux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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wird, wenn man das Altern zwischen sich und der Arbeit teilt. Für eine Raumfahrt ideal.
    Arnulf Willfart wollte zumindest in diesen Zusammenhängen nichts von Computern wissen. „Ich ziehe meine Kraft aus der Erfahrung“, so oder so ähnlich pflegte er anzugeben. Und das Ergebnis: himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt. Das zehrt an der Denksubstanz. Jedes halbe Jahr neu und stets endgültig entflammt.
    Wie komme ich jetzt eigentlich auf Willfart? Ja – irgendwie würde er eine Verbindung sehen zwischen seiner Lehrtätigkeit und der Tatsache, dass ich imstande bin, so etwas hier zu vollbringen. Auch Donas wäre zufrieden mit mir, aber ohne sich etwas darauf einzubilden.’
    Robinas Blick glitt über die Wand. ‘Dabei ist das Halten eines pulsierenden Feldes vom Kraftaufwand her ein Kinderspiel gegen das da!’ Sie nickte dem Kristall zu. Und erst jetzt spürte sie, wie zerschlagen und ausgepumpt sie war. Auf der Stelle hätte sie einschlafen mögen. ‘Wenn ich so weitermache, schaffe ich die vierunddreißig Jahre gar nicht.’
    Wie eine Glocke stülpte sich Erschöpfung über sie. ‘Nur ein paar Tage Pause machen. Noch habe ich über dreißig Jahre, doch schon jetzt könnte sich einer ein Bild machen, wenn er das sieht, liest, deutet.’
    Zu ihrer Erschöpfung gesellten sich Stolz und eine gewisse Zufriedenheit. Sie übersah die Unzulänglichkeiten und überging ihre Wissenslücken. Das, was sie geschaffen hatte, kam ihr auf einmal bedeutend vor, eine Leistung, die nur sie, Robina Crux, zu vollbringen hatte, nur sie.

8
     
    Robina stand zu ihrem Entschluss, ein paar Tage zu pausieren – allein auch deshalb, weil sie das nächste, schwerere Vorhaben noch einmal durchdenken wollte.
    Sie schlief an dem darauffolgenden Tag sehr lange, betrieb eine ausgiebige Körperpflege, gönnte sich ungeachtet ihrer Tabelle ein ausgesprochen reichliches Mahl und fuhr dann erneut in Richtung Wrack.
    Obwohl sich an der Wand, in deren Umgebung und im Raum nichts, aber auch gar nichts geändert hatte, schien bereits aus der Ferne die Fläche heller zu leuchten, wärmer. Robina blieb stehen und schaute, und eine tiefe Befriedigung überkam sie.
    Dann lenkte beinahe beschwingt, das Eselchen zur Kaskade und schlug danach, fast unbewusst zunächst, mit einem gewissen Trotz, den Weg zur Kuppel ein.
    Später machte sie sich vor, dass das nicht so wichtig sei, und nahm sich Zeit. Minutenlang stand sie vor besonders schönen Kristallen und wich öfter vom direkten Weg ab, machte Abstecher und entdeckte einen faustgroßen Kubus, den sie für einen Diamanten hielt. An einer Stelle, von der aus sie linker Hand bereits einen Teil der Kuppel sehen konnte, legte sie abseits vom gewohnten Weg eine Rast ein.
    Robina lehnte sich an ein Bündel weißlicher Säulen, die – aus kristallisiertem, weichfasrigem Asbest – bequem den Rücken stützten. Vor ihr stand eine Riesentreppe wunderbarer, ebenmäßiger Pyritwürfel. Dahinter lag schräg ein rötlicher Obelisk, ein Spat vielleicht. Darüber erhob sich ein Teil der Stufenpyramide mit der Kuppel. Rechts setzte sich über amorphe Ausflüsse und Trümmer der Weg fort.
    Robina ließ sich in den Sitz rutschen, machte es sich bequem und begann zu frühstücken. Als sie ein Bein streckte, rollte ihre Trinkpatrone den leicht abschüssigen Boden hinunter, auf die Pyrittreppe zu. Robina griff danach, verfehlte, haschte abermals, aber so heftig, dass der Impuls genügte, sie empor zu reißen. Sie glitt dem Behälter nach und schob mit den vorgestreckten Händen eine kleine Welle feinen Splitts vor sich her. Bei dem ersten der goldglänzenden Würfel endete die Rutschpartie. „Hoppla“, sagte sie.
    Im Begriff, sich aufzurichten, stutzte sie. Wie bei einer Sanduhr verrieselte der Splitt vor ihren Händen, einen Trichter bildend. Gleichzeitig nahm Robina den zentimeterbreiten horizontalen Spalt wahr, der sich unter dem Kristall hinzog. Der sicher schwere Klotz lag nicht auf der Grundfläche auf! Argwöhnisch wurde Robina aber erst, als sie den Verlauf des Spaltes verfolgte und feststellte, dass er sich rechts von ihr auch, und zwar jeweils als Grenze zwischen zwei der Würfel, nach oben fortsetzte.
    Robina gingen einige Möglichkeiten durch den Kopf, wie wohl ein solcher Spalt unter den hiesigen Bedingungen entstanden sein könnte. Zum Beispiel während der Kristallisation durch Schrumpfung, oder die Kaskade war durch eine Erschütterung – bei einem Meteoritentreffer – auseinandergebrochen, oder bei der

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