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Robina Krux

Robina Krux

Titel: Robina Krux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Spieltrieb. Ungeachtet der Funken, die sie verursachte, stellte sie mit der Messerklinge Kontakt her oder unterbrach ihn. Es entstand eine misstönende und auf die Nerven gehende Melodie.
    Wenn Robina den Ursprungston nach oben auslaufen ließ, schaltete sich die Anlage ab und erst nach der Pause automatisch wieder ein. Wahrscheinlich gab es, von außen nicht sichtbar, einen Temperaturfühler am Aufheizer, der die Kontaktgabe regelte. Wenn aber der höchste Punkt nicht erreicht wurde, gab es auch keine Abschaltung, und Robina konnte somit beliebig lange ihre nervenden Musikstücke intonieren – für sie das Schönste, was sie je gehört hatte. Sie spielte so lange mit der Anlage, bis ihr langsam klar wurde, dass sie etwas Vernünftigeres mit ihrer Entdeckung anfangen musste. Schließlich konnte sie nicht Tage herumsitzen und mit dem Messer hantieren. Und tage-, monatelang musste die Melodie gesendet werden. Einen Apparat brauchte sie, der das für sie besorgte. Den Hilferuf wollte sie senden, den jeder – irdische – Raumfahrer kannte, das alte, bewährte SOS nach Morse.
    Robina probierte mit dem Messer eine entsprechende Modifikation, die sie sich zunächst mühsam aus dem Kode zusammenstellte.
    Doch sie musste feststellen, ihr Signal würde nur schwer zu entziffern sein. Sie konnte jedoch getrost davon ausgehen, eine Raumschiffbesatzung der Erde, die das auffing, würde alles daransetzen, den Ruf zu verstehen. Es störte, dass sich auch innerhalb der einzelnen Impulse die Tonhöhe ständig änderte, was möglicherweise einen Empfänger veranlassen könnte, dahinter eine zusätzliche Information zu vermuten. Misslich blieb: Robina fühlte sich außer Stande, eine Apparatur zu bauen, die automatisch den Strom so unterbrach, dass das Zeichen entstehen konnte. Wenigstens ein S zu senden, wäre der Gipfel. Lange saß Robina an diesem Tag an der Anlage.
    Dann dachte sie nach, was sie noch unternehmen könne. Zunächst entschloss sie sich, den Kontakt offen zu lassen, das hieß, die Anlage tot zu legen. Das würde ihr mit Sicherheit am meisten nützen. Wo auch immer das Signal der Anderen gehört wurde, seit diesem Tage wusste man dort, dass auf dem Boliden irgend etwas nicht mehr in Ordnung sein konnte. Und wenn irgend jemandem an der Funktionstüchtigkeit des Funkfeuers liegt, dann kommt er her und repariert es – logisch! Erst recht werden sie kommen, wenn sie hören, demnächst, dass die Anlage durch vernünftiges Einwirken falsch sendet. Für jedermann wird mein S, wenn vielleicht nicht als solches, so doch als ein vernünftiges Signal zu erkennen sein!
     
    Robina benötigte sieben Tage, um eine einigermaßen brauchbare Konstruktion zu entwerfen – der Bau des Eselchens dagegen ein Kinderspiel. Wieder bildete eine Crapsdose die Grundlage. Sie sollte die entsprechenden Nocken bekommen, sich drehen und den Kontaktgeber, das gelagerte Messer, betätigen.
    Die Nockendose entstand schnell. Kopfzerbrechen bereitete der Antrieb. Alles, was Robina ersann, verwarf sie wieder. Schließlich befasste sie sich mit dem „Allesfressermotor“, der ihr allerdings für diese Zwecke viel zu groß und leistungsstark vorkam. Aber er lief prächtig, machte wahrscheinlich auch viel Lärm, aber wen störte das, und Robina entschloss sich, ihn zu verwenden. Doch drehte er sich viel zu schnell, und trotz einer primitiven Transmission bekam sie immer noch zwei Mal das S auf die Signallänge. Es würden also, da nun das Signal nicht mehr abriss, in ununterbrochener Folge lauter S in den Weltraum wandern, und irgendwann würde es irgendwem auffallen.
    Wenn sie genügend Treibstoff bereitstellte und der Motor es überstand, konnte das S etwa 17 Jahre lang ausgestrahlt werden. Danach müsste sie sich einen anderen Antrieb einfallen lassen.
    Augenblicke lang wunderte sich Robina, dass sie über solche Zeiträume wie über etwas Alltägliches nachdachte; Angst und Mutlosigkeit blieben aus. Sie hielt das der Aufgabe zugute, die sie fiebrig erledigte.
    Die technische Konzeption war die eine Seite, die praktische Ausführung die andere. Mehrmals fühlte sich Robina der Verzweiflung nahe, zwei Mal gab sie auf. Immer wieder war es der Gedanke, eine Stimme zu haben, die nach außen drang, der sie erneut an den Haufen aus Stäben, Plaststücken, Drähten, Dosen und dem Motor zog.
    Eines Tages drehte sich die Apparatur doch! Robina beschloss, noch eine Zeitlang in der Grotte zu bleiben und das Gerät gründlich Probe laufen zu lassen. Am ersten Tag

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