Robins Sommer
Ufer sind. Er müßte springen können...
Er springt.
Das ist kein guter Sprung. Der Länge nach fällt er ins Wasser. Sein Kopf taucht unter. Er glaubt, daß er einen Käfig sieht. In dem Käfig sieht er einen Hai, und der Käfig geht auf...
Dann packt ihn eine große Hand am Hosenboden. Robin wird aus dem Wasser gezogen.
Er ist gerettet.
„Aber Junge“, fragt Pieters Vater, „warum hast du nur so eine Angst vor Astrid?“
Robin guckt sich um. Der Hund ist an Bord geklettert. Pieter hat den Arm um den dicken Hundehals gelegt. Er sitzt da und lacht. Ein blöder Matrose auf einem blöden Floß mit einem blöden Hund... Sitzt da und lacht!
„Guck mal, Astrid!“ Pieter lacht und zeigt dabei auf Robin. „Ein nasser Heulfisch.“
Dabei heult Robin überhaupt nicht! Er ist nur naß. Und kalt. Furchtbar kalt.
„Blöder Matrose!“ ruft er. „Mit deinem blöden Floß und deinem blöden Seehund!“
Nun wird Pieter böse. Zum Fürchten böse. Er springt vom Floß auf das Ufer. Ein großer Sprung. Er bleibt ganz trocken. Dann rennt er auf Robin zu. Robin rennt weg.
„He, he, he!“ ruft Pieters Vater.
Aber es ist zu spät. Er kann Pieter nicht mehr aufhalten. Robin läuft, so schnell er kann. Aber Pieter ist schon sechs, der kann noch schneller laufen. „Warte nur, du Zwerg!“ ruft Pieter. „Wenn ich dich zu fassen kriege, dann hau ich dich zu Brei!“ Aber Robin wartet nicht. Er rennt und rennt. Und Pieter rennt hinter ihm her. Pieter kommt immer näher. Auf einmal hat Robin eine Idee! Pieter ist jetzt ganz dicht hinter ihm. Da läßt sich Robin, so schnell er kann, auf den Boden fallen. Er kniet sich hin und versteckt den Kopf unter seinen Armen. Wie eine Schildkröte hockt er da ganz klein auf dem Boden.
Damit hatte Pieter nicht gerechnet. Er erschrickt. Er rennt noch immer schnell, sehr schnell, er kann nicht mehr anhalten. Und da — stolpert Pieter über die Schildkröte. Mit einem lauten Plumps schlägt er der Länge nach ins Gras.
„AU!“ schreit er.
Pieter springt auf. Wütend. Robin springt auch auf. Voller Angst. Pieter ballt die Fäuste... Zum Glück ist jetzt sein Vater da.
„Langsam, ihr Männer“, sagt er. „Das war schön. Ihr habt alle beide einmal gelacht. Über Robin als nasses Triefpaket. Über Pieter als Hinfallkünstler... Ihr seid quitt.“
Er schickt Robin nach Hause, damit er trockene Kleider anzieht.
„Kannst du alleine nach Hause gehen?“ fragt er. Robin nickt.
Er läuft nach Hause. Ganz vorsichtig auf dem Bürgersteig. Es ist nicht gefährlich. Es passiert nichts.
Zum Glück.
Kirmes
Opa sammelt Münzen, Zehner. Immer und überall. Wenn er zehn zusammen hat, setzt er sie sorgfältig zu einem schönen, schimmernden kleinen Turm übereinander. Den rollt er in ein Stückchen Papier und dreht die Papierenden zusammen.
Die Geldröllchen sehen aus wie Bonbons. Bonbons voll Zehner. Und wenn Opa zehn Röllchen mit Geld zusammengespart hat, dann... ist Kirmes im Dorf! Das Geld ist für Robin. Damit er feiern kann. Auf der Kirmes.
Eigentlich findet Opa die Kirmes im Dorf zu klein.
„Eine Kirmes muß so groß sein“, sagt er, „daß du dich verlaufen kannst. Aber das geht nur auf der Kirmes bei uns in der großen Stadt.“
Aber jetzt gehen Robin und Opa und Pieter doch auf die Kirmes in dem kleinen Dorf.
Pieter und Robin sind wieder Freunde. Sie haben keinen Streit mehr. Trotzdem versucht Opa, sie zu ärgern.
„Du hast ja noch Entengrütze in den Haaren, Robin“, sagt er. „Und Pieter, du hast ja noch Gras in der Nase.“
Aber darüber lachen die Jungen nur. Sie wollen zur Kirmes.
„Ich bin ja mal gespannt“, sagt Opa. „So ’ne kleine Kirmes, ich bin ja mal gespannt, wie die aussieht.“
Dann sind sie auf dem Platz vor der Kirche. Da ist die Kirmes schon. Robin guckt trotzig zu Opa hoch. So klein ist die Kirmes auch wieder nicht. Die Schießbude, der Stand mit den Süßigkeiten, das Karussell... Da sind sie wieder, wie beim letzten Mal. Und im Eingang vom Café „Zum Ritter St. Joris“ steht Herr Smit von der Versicherung. Der verteilt Geld an alle Kinder aus dem Dorf — wie beim letzten Mal. Und die großen Jungen und Mädchen lehnen am Zaun des Kirchhofs und trinken Bier und küssen sich. Wie beim letzten Mal.
Es ist wirklich Kirmes im Dorf.
Aber Opa sieht die Kirmes nicht. Er blickt stur geradeaus und geht einfach weiter.
„Opa!“ ruft Robin. „He, Opa!“
„Nur ruhig, Robin“, sagt Opa, „wir sind gleich da.“
Nun gehen sie wieder
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