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Robinson Crusoe

Robinson Crusoe

Titel: Robinson Crusoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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ich am nächsten Tage mit meinem Hunde und hetzte ihn auf die Ziegen. Aber ich hatte mich getäuscht; denn sie wandten sich alle gegen den Hund, und er merkte die Gefahr zu gut, als daß er ihnen nahe gekommen wäre.
    3. Januar. Ich begann mit meinem Zaun oder Wall, den ich, da mir noch immer vor irgendeinem Überfalle bange war, sehr dick und stark zu machen beschloß.
    NB. Da ich diesen Wall schon beschrieben habe, lasse ich vorsätzlich aus, was darüber im Tagebuch steht.
    Es genügt, zu bemerken, daß ich nicht weniger als vom 3.Januar bis 14. April brauchte, um diese Schanze fertig zu bauen und zu vervollkommnen, obschon er nur etwa vierundzwanzig Ellen lang war. Er lief im Halbkreis von einer Stelle im Felsen zu einer etwa acht Ellen entfernten anderen. Der Eingang zur Höhle lag in der Mitte hinter ihm.
    Diese ganze Zeit über arbeitete ich sehr hart. Der Regen hinderte mich manchen Tag, ja ganze Wochen lang; aber ich hielt mich nicht eher für ganz gesichert, bevor nicht die Mauer fertig wäre; und es ist kaum
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    glaublich, wie unsagbar viel Arbeit ich mit allem hatte, vor allem, um die Pfähle aus dem Walde
    herbeizuschleppen und einzuschlagen, da ich sie viel größer machte, als es nötig gewesen wäre.
    Als die Mauer fertig und von außen noch mit einem Rasenwall umgeben war, war ich überzeugt, wenn wirklich jemand hier an die Küste käme, so würde er nichts Wohnungsähnliches entdecken. Und das war sehr gut so, wie man später bei einer sehr wichtigen Gelegenheit sehen wird.
    Während dieser Zeit machte ich jeden Tag, wenn der Regen es zuließ, meinen Rundgang durch die Wälder nach Wildbret und machte während dieser
    Spaziergänge mannigfache Entdeckungen, die mir in der einen oder anderen Weise Vorteil brachten.
    Besonders fand ich eine Art wilder Tauben, die nicht wie Holztauben in Bäumen nisteten, sondern, ähnlich den Haustauben, in den Löchern der Felsen. Ich nahm einige Junge mit und bemühte mich, sie zahm aufzuziehen; aber als sie größer wurden, flogen sie davon, hauptsächlich wohl aus Mangel an Nahrung, da ich ihnen nichts zu geben hatte. Jedoch fand ich oft ihre Nester und nahm ihre Jungen, deren Fleisch sehr lecker war.
    Während ich nun so haushielt, merkte ich, daß mir doch noch viele Dinge fehlten, von denen ich zuerst glaubte, daß ich sie niemals würde herstellen können.
    Bei vielen war es auch wirklich so; zum Beispiel gelang es mir nie, ein Faß zu binden. Ich hatte ein oder zwei Tönnchen, wie schon gesagt; aber es wollte mir durchaus nicht glücken, eines danach zu verfertigen, obgleich ich viele Wochen damit
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    zubrachte. Ich konnte weder die Böden einsetzen noch die Dauben so dicht fügen, daß sie Wasser gehalten hätten. So gab ich auch das auf.
    Ferner litt ich große Not an Kerzen, so daß ich gezwungen war, zu Bett zu gehen, sobald es dunkel wurde, und das war gewöhnlich gegen sieben Uhr der Fall. Ich erinnerte mich des Klumpens Bienenwachs, aus dem ich während meines Afrikaabenteuers Kerzen gemacht halle; aber ich halte jetzt keines. Das einzige Mittel war, daß ich den Talg der Ziegen, die ich getötet hatte, verwahrte und mir aus Ton eine Schale machte, die ich in der Sonne trocknen ließ, worauf ich einiges Werg als Docht hineintat und sie so als Lampe benutzte. Und dies gab mir Licht, wenn auch nicht so hell und stetig wie eine Kerze.
    Mitten in aller Arbeit geschah es, daß ich beim Durchstöbern meiner Sachen einen kleinen Beutel fand, der, wie ich schon zuvor erwähnte, mit Hühnerfutter gefüllt gewesen war. Aber der kleine Rest Korn, der sich noch in dem Beutel befunden, war von den Ratten aufgefressen worden, und ich fand nur Hülsen und Staub darin, und da ich den Beutel für andere Dinge benötigte, ich glaube, um das Pulver darin zu verwahren, so schüttele ich die Kornhülsen an einer Seile meiner Festung unter dem Felsen aus.
    Es war kurz vor dem eben erwähnten großen Regen, als ich das Zeug wegwarf; ich kümmerte mich nicht weiter darum. Ungefähr einen Monat später sah ich einige wenige Sprossen von irgend etwas Grünem aus dem Boden hervorschießen, das ich für irgendeine Pflanze hielt, die ich vorher nicht gesehen hatte. Aber ich war überrascht und tief betroffen, als ich nach

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    kurzer Zeit zehn oder zwölf Ähren hervorkommen sah, die nichts anderes waren als grüne Gerste, von derselben Art wie unsere europäische, nein, wie unsere englische Gerste.
    Es ist unmöglich, das Erstaunen und die Verwirrung meiner

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