Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)
Kameraden, von denen jeder gleichfalls von mir mit einer Flinte bewaffnet war, ab.
Die Letzteren machten bei ihrer Entfernung einiges Geräusch. Einer von den wachgewordenen Seemännern wendete sich hierauf um und rief, als er sie herbeikommen sah, den anderen herbei. Aber es war bereits zu spät, denn in demselben Augenblick gaben jene beiden Feuer, während der Kapitän klüglich seinen Schuß zurückbehielt. Die Zwei hatten so trefflich auf jene früher erwähnten Schurken gezielt, daß der eine von diesen auf der Stelle tot blieb, der andere aber schwer verwundet wurde. Der Letztere hatte noch so viel Kraft, aufspringen und laut um Hilfe rufen zu können; der Kapitän aber eilte zu ihm und rief: es sei zu spät, Menschenbeistand anzuflehen, er solle lieber Gott anrufen, daß er seiner Schurkenseele gnädig sei. Bei diesen Worten schlug er ihn mit dem Gewehrkolben nieder, daß er kein Glied mehr regte.
Es blieben noch drei der Feinde übrig, von denen aber einer gleichfalls schon leicht verwundet war. Inzwischen war ich herbeigekommen, und als die Gegner die Größe der Gefahr und die Vergeblichkeit des Widerstands einsahen, baten sie um Gnade. Der Kapitän versprach ihnen das Leben zu schenken, wenn sie ihm ihre Reue über die Verräterei, deren sie sich schuldig gemacht, verbürgen könnten und wenn sie ferner schwören wollten, ihm treuen Beistand zum Wiedergewinnen des Schiffes und zur Rückkehr nach Jamaika zu leisten, woher sie gekommen waren. Sie gaben darauf sämmtlich jede Versicherung aufrichtiger Reue, die man nur verlangen konnte, und der Kapitän äußerte mir deshalb den Wunsch, ihnen das Leben zu schenken. Ich hatte Nichts dagegen einzuwenden, machte aber zur Bedingung, daß die Gefangenen an Hand und Fuß gefesselt bleiben müßten, so lange sie auf der Insel verweilen würden.
Inzwischen hatte ich Freitag mit dem Steuermann des Kapitäns nach dem Boot geschickt, um es in Sicherheit zu bringen und die Segel und Ruder fortzuschaffen. Bald darauf kamen drei von den umherschweifenden Seeleuten, die sich zu ihrem Glück von den Übrigen getrennt hatten, durch unsere Schüsse herbeigerufen in unsere Nähe. Als sie sahen, daß der Kapitän aus ihrem Gefangenen ihr siegreicher Gebieter geworden, ließen auch sie sich willig binden, und so war denn unser Sieg vollständig.
Jetzt erst bot sich die Gelegenheit für mich und den Kapitän, den Bericht von unserem gegenseitigen Schicksal auszutauschen. Ich begann und erzählte ihm meine ganze Geschichte, die er mit Aufmerksamkeit und Verwunderung anhörte. Vorzüglich interessierte es ihn zu erfahren, in welcher wunderbaren Weise ich mit Lebensmitteln und Munition versehen worden war. Mein wunderreicher Lebensgang rührte ihn tief. Der Gedanke überkam ihn, daß ich auch zu seiner eigenen Errettung erhalten worden sei, die Tränen rannen ihm über das Gesicht, und er vermochte nicht ein Wort mehr zu sprechen. Darauf führte ich ihn und seine beiden Gefährten nach meiner Wohnung, und zwar auf dem Wege, auf welchem ich diese selbst verlassen hatte, nämlich über den Hügel. Dort ließ ich sie Alle mit dem, was ich an Lebensmitteln vorrätig hatte, erfrischen und zeigte ihnen die sämmtlichen Anstalten, die ich während meines langen Aufenthalts zu meiner Bequemlichkeit getroffen hatte.
Dies Alles erfüllte sie mit höchstem Erstaunen. Der Kapitän bewunderte besonders die Befestigung meiner Wohnung, und wie vollkommen ich meinen Zufluchtsort durch das kleine Wäldchen versteckt hatte. Ich hatte es vor nun beinahe zwanzig Jahren angelegt, und es war, da die Bäume hier viel rascher als in England wachsen, schon stattlich groß und so dick geworden, daß man es nur durch den von mir gebahnten gewundenen Pfad passieren konnte.
Ich erzählte ihm, daß ich außer dieser Burg, die meine Residenz darstelle, wie die Fürsten gewöhnlich, auch einen Landsitz habe, den ich ihm gelegentlich zeigen wollte. Für jetzt war aber unsere nächste Aufgabe, das Schiff wieder in unsere Gewalt zu bekommen. Der Kapitän gestand, daß er durchaus nicht wisse, was dazu für Maßregeln zu ergreifen seien. Es befänden sich nämlich noch dreizehn Mann an Bord, die, weil sie sich auf eine Empörung eingelassen, alle ihr Leben dem Gesetz verfallen wüßten und daher in verzweifelter Situation wären. Es sei ihnen bekannt, daß sie bei ihrer Rückkunft nach England sofort auf die Galeeren oder auf die englischen Kolonien gebracht würden, und daher sei ein Angriff auf sie bei unserer
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