Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)
Jahre, während deren die Korrespondenten mein Vermögen verwaltet hatten, bis zu dem Zeitpunkt, in welchem das Gouvernement meine Güter als die einer verschollenen oder, wie der Kunstausdruck lautet, als einer juristisch toten Person eingezogen hatte. Diese Rechnung ergab, da die Pflanzung sich inzwischen vergrößert hatte, für mich den Betrag von dreitausendzweihunderteinundvierzig Moidor.
Drittens eine Rechnung des Priors jenes Augustinerklosters, welcher länger als vierzehn Jahre hindurch einen Teil meiner Einkünfte bezogen hatte. Der Prior zeigte in redlicher Gewissenhaftigkeit an, daß nach Abzug des für das Hospital Verwendeten noch achtundertundzweiundsiebzig Moidor übrig seien, die mir als Eigentum gehörten. Was dagegen den Anteil des Königs anlange, so würde davon Nichts zurückerstattet werden.
Ferner enthielt das Packet auch ein Schreiben meines Compagnons, welcher mir herzlich Glück dazu wünschte, daß ich noch am Leben sei, und mir Bericht erstattete über die Vergrößerung meiner Pflanzung und deren jährlichen Ertrag. Auch genaue Angaben über die Ackerzahl der Plantage, über die Art ihrer Bebauung und wie viel Sklaven darauf gehalten würden, enthielt der Brief. Mein Partner hatte darin zweiundzwanzig Kreuze gemalt mit der Bemerkung, daß er ebenso viel Ave Maria’s zur heiligen Jungfrau gebetet habe, aus Dankbarkeit dafür, daß ich noch am Leben sei. Auch lud er mich sehr dringend ein, nach Brasilien zu kommen und mein Eigentum in Besitz zu nehmen. Einstweilen sollte ich ihm Auftrag geben, an wen er, so lange ich nicht selbst käme, meine Güter zu überliefern habe. Das Schreiben schloß mit den herzlichsten Versicherungen seiner Freundschaft und mit Grüßen seiner Familie. Als Geschenke waren demselben beigefügt sieben schöne Pantherfelle, die mein Compagnon, wie es schien, von Afrika erhalten, wohin er noch ein zweites Schiff abgesendet hatte, dem, wie es schien, eine bessere Reise beschieden gewesen war als einst mir. Auch fünf Kisten mit ausgezeichneten Delikatessen hatte mein Associé beigepackt nebst hundert ungeprägten Goldstücken, die beinahe so groß waren als Moidore. Mit demselben Schiff übersendeten die zwei Hinterbliebenen meiner Mandatare eintausendzweihundert Kisten mit Zucker und den Rest meines ganzen Guthabens in Gold.
Jetzt konnte ich wohl mit Recht sagen: Hiobs Ende ist besser gewesen als sein Anfang. Es ist unmöglich die Bewegung zu beschreiben, in die mein Herz geriet, als ich jene Briefe las, und besonders als ich meinen ganzen Reichtum um mich versammelt hatte. Denn da die Schiffe von Brasilien immer flottenweise kommen, so langten mit den Briefen zugleich auch meine Güter an, und die letzteren lagen bereits sicher im Hafen, als mir erst die Briefe zu Handen kamen. Ich wurde bleich und unwohl vor Gemütsbewegung, und hätte der alte Mann nicht rasch einen Trunk zur Herzstärkung herbeigeholt, ich glaube, die plötzliche Freude würde mich überwältigt und auf der Stelle getötet haben. Sogar nachher fühlte ich mich noch einige Stunden hindurch förmlich krank, bis ein herbeigeschaffter Arzt, nachdem er die Ursache meines Unwohlseins erfahren hatte, einen Aderlaß verordnete. Nach diesem bekam ich Erleichterung und fühlte mich besser; ich bin aber überzeugt, daß ich, wäre nicht auf solche Weise meinen Lebensgeistern Luft verschafft worden, vor übermäßiger Freude gestorben sein würde.
Ich sah mich nun plötzlich im Besitze von mehr als fünftausend Pfund Sterling in baarem Geld und eines Landgutes, wie ich es wohl nennen kann, in Brasilien. Das letztere ertrug mir auch über tausend Pfund jährlich, so sicher wie nur irgend ein Grundstück in England. Kurz, ich war jetzt in einer so guten Lage, daß ich kaum wußte, wie ich mich darin benehmen und wie ich sie recht genießen sollte. Das Erste, was ich tat, war, daß ich meinen Hauptwohltäter belohnte, den guten alten Kapitän, der zuerst in meinem Unglück Mitleid gezeigt hatte und von Anfang an gütig und bis zum Ende ehrlich und treu gegen mich gewesen war. Ich zeigte ihm Alles, was ich zugesandt erhalten hatte, und sagte ihm, daß ich es, nächst der göttlichen, Alles lenkenden Vorsehung, allein ihm zu danken habe, und daß es jetzt an mir sei, ihn reichlich zu belohnen.
Vor Allem gab ich ihm die hundert Goldstücke wieder, die ich von ihm erhalten hatte. Dann ließ ich einen Notar kommen und durch ihn einen in den bestimmtesten Ausdrücken gehaltenen Verzicht oder Nachlaßvertrag
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