Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)
vorher. Durch mein Füttern machte ich das Tier zahm, es weidete auf dem kleinen grünen Platz vor meiner Tür und lief niemals fort. Jetzt kam mir zum ersten Mal der Gedanke, Tiere aufzuziehen und zu zähmen, um davon zu leben, wenn ich einmal meinen Schießbedarf verbraucht haben würde.
Den 28. bis 31. Dezember. Große Hitze und völlige Windstille, so daß ich nur am Abend zur Jagd ausgehen konnte. Die Tage verbrachte ich damit, alle meine Sachen zu ordnen.
Den 1. Januar. Immer noch große Hitze, doch ging ich in der Frühe und Abends mit meinem Gewehr aus; die Zwischenzeit über lag ich still zu Hause. An diesem Abend ging ich tiefer hinein in die Täler, die nach dem Mittelpunkt der Insel hin liegen, und fand dort eine Menge Ziegen, denen ich aber, weil sie so scheu waren, nicht beikommen konnte. Ich beschloß daher, zu versuchen, ob es nicht gelingen werde, sie mit dem Hunde zu jagen.
Den 2. Januar. Sogleich am nächsten Tag stellte ich diesen Versuch an. Ich hatte mich jedoch verrechnet, denn die Ziegen kehrten sich alle mit dem Gehörn gegen den Hund, und er hütete sich wohl, ihnen zu nahe zu kommen.
Den 3. Januar. Heute begann ich mein Gebiet einzuzäunen und machte, da ich noch immer in der Furcht lebte, von Jemandem angegriffen zu werden, die Umhegung so dick, fest und stark, wie nur möglich.
Anmerkung . Da ich die Einzäunung früher beschrieben habe, so übergehe ich, was darüber in dem Tagebuch gesagt ist. Es genügt, zu bemerken, daß ich nicht weniger als vom 3. Januar bis zum 14. April mit der Vollendung derselben beschäftigt war, wiewohl sie nur vierundzwanzig Ellen in der Länge (von einem Ende des Felsens bis zum anderen gemessen) und acht Ellen in der Tiefe (von der Tür der Höhle, als dem Mittelpunkt, aus gerechnet) maß.
Diese ganze Zeit über arbeitete ich sehr angestrengt, wobei mir jedoch der Regen viele Tage, ja einigemal ganze Wochen hindurch hinderlich war. Doch hielt ich mich nicht vollkommen sicher, bis ich die Einhegung vollendet. Man glaubt kaum, was für eine unbeschreibliche Arbeit sie mir machte; besonders war dies der Fall mit dem Herbeischaffen der Pfähle aus dem Walde und dem Einschlagen derselben in die Erde.
Als der Wall beendigt war, hielt ich ihn für so dicht, daß, wenn Besucher auf die Insel kommen sollten, sie Nichts einer menschlichen Wohnung Ähnliches dort entdecken würden. Daß ich mit dieser Ansicht Recht hatte, wird sich später bei einer merkwürdigen Gelegenheit zeigen.
Auch während dieser Beschäftigung machte ich täglich meinen Jagdausflug in die Wälder, das heißt, so oft es der Regen zuließ. Hierbei entdeckte ich häufig erfreuliche Dinge. Besonders gehört dahin, daß ich eine Art wilder Tauben fand, die nicht wie die Waldtauben auf Bäumen, sondern wie die Haustauben in Felslöcher bauten. Ich nahm einige Junge mit mir und bemühte mich sie aufzuziehen. Als sie jedoch älter wurden, flogen sie sämmtlich fort, da ich ihnen nicht ausreichendes Futter geben konnte. Indes fand ich oft solche Nester und holte mir dann die Jungen heraus, die ich mir sehr wohl schmecken ließ.
Bei der Ordnung meines Hauswesens fühlte ich aufs Neue, daß mir verschiedene Dinge doch noch sehr abgingen. Einige darunter glaubte ich niemals machen zu können, und bezüglich mehrer ist das auch in der Tat der Fall gewesen. Zum Beispiel brachte ich es durchaus nicht fertig, eine Tonne zu bauen. Ich hatte mehre kleine Fässer, wie schon oben erwähnt ist, aber es gelang mir nicht, wiewohl ich viele Wochen darauf verwendete, nach dem Modell derselben ein neues zu machen. Weder vermochte ich den Boden gehörig einzulassen, noch konnte ich die Dauben so nahe an einander fügen, daß sie wasserdicht wurden. Ich gab daher die ganze Sache auf. Ferner vermißte ich sehr Lichter. Sobald es dunkel wurde, was gewöhnlich um sieben Uhr geschah, mußte ich zu Bette gehen. Jetzt wünschte ich mir oft den Klumpen Bienenwachs, aus dem ich bei meiner Flucht von Afrika mir Kerzen verfertigt hatte, zurück, aber der war längst nicht mehr vorhanden.
Um jenem Mangel abzuhelfen, fand ich kein anderes Auskunftsmittel, als daß ich, so oft ich eine Ziege erlegt hatte, das Fett sammelte und mir mittels eines kleinen Gefäßes von Lehm, das ich in der Sonne trocknete und mit einem Docht aus Taugarn versah, eine Lampe verfertigte. Sie leuchtete, wenn auch nicht ganz, doch fast so hell wie eine gewöhnliche Kerze. Während dieser Beschäftigung fiel mir, als ich einmal unter meinen Sachen
Weitere Kostenlose Bücher