Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Titel: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
Vom Netzwerk:
zu schaffen vermochte, das Wasser nach dem Boote hinzuleiten. Auch dieses Werk fing ich mutig an, jedoch als ich näher darüber nachdachte und ausrechnete, wie tief und breit ich graben müßte und wie ich die ausgegrabene Erde fortschaffen sollte, fand ich, daß ich mit den beiden mir einzig zu Gebote stehenden Händen zehn bis zwölf Jahre nötig haben würde, ehe ich damit fertig sein könnte. Denn die Küste lag so hoch, daß der Kanal am oberen Ende wenigstens zwanzig Fuß tief werden mußte. Endlich, wenn auch mit großem Widerstreben, gab ich auch diesen Versuch auf.
    Ich war herzlich bekümmert darüber, und jetzt erst sah ich ein, wie thöricht es ist, ein Werk zu beginnen, ehe man die Kosten veranschlagt und seine Fähigkeit, es durchzuführen, gehörig geprüft hat.
    Mitten in diesen Arbeiten ging das vierte Jahr meines Aufenthalts auf der Insel zu Ende. Ich feierte den Jahrestag mit derselben Andacht und in gleicher Sammlung des Gemüts als die frühern Male. Denn durch fortwährendes Studium und ernstliches Forschen in Gottes Wort und mit Hilfe seiner Gnade war ich zu einer viel tieferen religiösen Erkenntnis als früher gelangt. Ich sah jetzt alle Dinge anders an als sonst. Die Welt betrachtete ich jetzt als etwas mir Fernliegendes, das mich Nichts anging, davon ich Nichts zu erwarten hätte und danach mich nicht verlangte. Ich hatte jetzt Nichts mehr mit ihr zu schaffen, noch war es wahrscheinlich, daß ich es je wieder haben würde. Darum stellte ich sie mir vor, wie wir vielleicht im Jenseits tun werden, als einen Ort, an dem wir gelebt, den wir aber verlassen haben, und wohl konnte ich sagen, wie Vater Abraham zum reichen Manne: »Zwischen mir und Euch ist eine große Kluft befestiget«.
    Vor allen Dingen war ich hier abgesondert von aller Bosheit der Welt. Für mich gab es weder Fleischeslust, noch Augenlust, noch Eitelkeit des Lebens. Ich begehrte Nichts, denn ich besaß Alles, was ich genießen konnte. Ich war Herr der ganzen Insel; wenn es mir beliebte, konnte ich mich König oder Kaiser des Landes nennen, das ich in Besitz genommen hatte. Es gab keinen Rivalen, keinen Prätendenten neben mir, Keinen, der meine Herrschaft angefochten oder geteilt hätte. Ich hätte ganze Schiffsladungen voll Korn produzieren können, aber ich vermochte sie nicht nutzbar zu machen, und darum säete ich nur eben so viel aus, als mein eigener Bedarf erforderte. Auch Wasser- und Landschildkröten hatte ich in Menge, aber mehr als von Zeit zu Zeit eine einzige konnte ich nicht verwenden. Ich besaß Bauholz genug. um eine ganze Flotte von Schiffen damit bauen, und Trauben genug, um mit ihnen als Wein oder Rosinen diese Flotte vollständig befrachten zu können. Jedoch was half mir das, was ich nicht nützen konnte? Ich hatte genug zu essen und meine Lebensnotdurft zu befriedigen, was sollte ich mit dem Übrigen machen? Wenn ich mehr Tiere tötete, als ich aufessen konnte, so mußte das Fleisch von dem Hund oder den Würmern gefressen werden. Säete ich mehr Korn, als ich verbrauchen konnte, so verdarb es; die Bäume, die ich fällte, blieben liegen und verfaulten; ich konnte sie zu nichts Anderem als zu Brennholz verwenden, und auch das brauchte ich nur, um meine Speisen zu bereiten.
    Kurz, Natur und Erfahrung lehrten mich, bei genauer Betrachtung, daß alle guten Dinge dieser Welt nicht mehr Wert für uns haben, als in so weit wir sie gebrauchen können. Wie viel wir auch immer anhäufen mögen, um es Anderen zu geben, wir genießen nur gerade so viel, als wir selbst nötig haben, und nicht mehr. Der habgierigste, gewinnsüchtigste Geizhals in der Welt würde vom Laster der Begehrlichkeit geheilt worden sein wenn er an meiner Stelle gewesen wäre; denn ich besaß ja unendlich viel mehr, als ich je verwenden konnte. Es blieb mir Nichts zu wünschen übrig, außer einigen Kleinigkeiten, die mir allerdings sehr willkommen gewesen sein würden. Ich war, wie ich früher erwähnt habe, im Besitz eines Beutels voll Geld, das aus Silber und Gold ungefähr im Wert von sechsunddreißig Pfund Sterling bestand. Aber, du lieber Gott! da lag nun das schlechte, erbärmliche, unnütze Zeug; ich hatte keine Art von Verwendung dafür, und oft dachte ich bei mir, wie gern ich eine Handvoll davon für eine Anzahl Tabakspfeifen oder für eine Handmühle, um mein Korn damit zu mahlen, geben würde. Ja, das Ganze hätte ich mit Freuden hingegeben für ein wenig englischen Runkelrüben- und Mohrrübensamen oder für ein Häuflein Erbsen

Weitere Kostenlose Bücher