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Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Titel: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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und Bohnen und eine Flasche voll Tinte.
    Wie jetzt die Sachen standen, hatte ich nicht den geringsten Vorteil oder Gewinn von jenem Mammon. Er lag im Kasten und verrostete durch die Feuchtigkeit der Höhle in der nassen Jahreszeit. Und hätte ich den Kasten voller Diamanten gehabt, so wäre es nicht anders gewesen; sie hätten keinen Wert für mich gehabt, weil ich sie nicht brauchen konnte.
    Mit der Zeit war mein Leben viel freudiger geworden als im Anfange, sowohl das leibliche als das geistige. Ich setzte mich oftmals mit Dankbarkeit zu Tische und bewunderte die göttliche Vorsehung, die mir so den Tisch in der Wüste gedeckt hatte. Ich lernte mehr die Lichtseite meiner Lage ansehen und weniger bei der Schattenseite verweilen, und das gewährte mir zuweilen so viel innere Freude, daß ich es gar nicht auszudrücken vermag. Diesen Umstand erwähne ich hier, um ihn unzufriedenen Leuten einzuprägen, die nicht behaglich genießen können, was Gott ihnen bescheert hat, weil sie immer Dinge ansehen und begehren, die er ihnen versagt hat. Alle Unzufriedenheit über das, was uns fehlt, scheint mir aus unserm Mangel an Dankbarkeit für das, was wir haben, zu entspringen.
    Noch eine andere Betrachtung war mir von großem Nutzen und würde das unzweifelhaft einem Jeden sein, der in solche Trübsale wie die meinigen geraten ist. Ich verglich oft meinen jetzigen Zustand mit den Erwartungen, die ich anfangs davon gehegt hatte, oder vielmehr mit der Lage, in die ich unfehlbar geraten sein würde, wenn nicht Gottes gütige Vorsehung es wunderbar gefügt hätte, daß das Schiff so nahe an meine Küste angetrieben wurde, wo ich es nicht nur hatte erreichen können, sondern auch Alles, was ich daraus mitnehmen wollte, zu meiner Erleichterung und Bequemlichkeit sicher ans Land zu bringen vermocht hatte. Denn ohne dies hätte es mir ja an jedem Handwerkszeug zu meinen Arbeiten gefehlt, an jeder Waffe zu meiner Verteidigung und an Pulver und Blei, um mir Nahrung zu verschaffen.
    Ganze Stunden, ich möchte sagen ganze Tage verwendete ich darauf, mir in den lebhaftesten Farben auszumalen, was ich angefangen haben würde, wenn ich Nichts aus dem Schiffe gerettet hätte. Nichts als Fische und Schildkröten wären in diesem Falle zu meiner Nahrung vorhanden gewesen, und da ich diese erst nach längerer Zeit auffand, hätte ich wahrscheinlich schon früher verhungern oder, wäre das auch nicht geschehen, doch stets wie ein Wilder leben müssen. Wenn es mir z. B. gelungen wäre, durch List eine Ziege oder einen Vogel zu töten, so hätte ich ja nicht gewußt, wie ich das Tier hätte aufschneiden oder abhäuten, oder das Fleisch von dem Fell und den Eingeweiden trennen, oder es zerlegen sollen. Es wäre mir nichts Anderes übrig geblieben, als es mit den Zähnen zu zernagen und mit den Nägeln zu zerreißen wie ein wildes Tier.
    Solche Erwägungen machten mich sehr erkenntlich für die Güte der Vorsehung und sehr dankbar in meiner gegenwärtigen Lage, trotz all ihren Entbehrungen und all ihren Mißlichkeiten. Ich möchte das auch besonders Denen zur Nachachtung empfehlen, die geneigt sind, in ihrem Elend zu sagen: »Gibt es denn noch andere Leiden, die so groß sind wie die meinigen?« Mögen sie einsehen, wie viel schlimmer es Andere haben und sie selbst es haben könnten, wenn der Himmel es für gut befunden hätte. Wieder ein anderer Gedanke, der auch dazu beitrug, mein Herz mit Trost zu erfüllen, war der, daß ich meine Lage mit jener verglich, die ich verdient hatte, und in die von der Hand Gottes versetzt zu werden, ich sonach hätte erwarten müssen. Ich hatte ein schreckliches Leben geführt, völlig ohne Gotteserkenntnis und ohne Gottesfurcht. Von Vater und Mutter war ich zwar gut unterwiesen worden, auch hatten sie nicht unterlassen, mir schon frühzeitig eine heilige Scheu vor Gott und einen Begriff von meinen Pflichten und von dem, was der Zweck meines Daseins von mir forderte, beizubringen. Aber ach! ich war so früh in das Leben und Treiben der Seeleute geraten, das vor allen anderen ein gottloses zu sein pflegt (obgleich ja gerade der Seemann immerfort die Allmacht Gottes in den Schrecken der Natur unmittelbar vor Augen hat), daß das Bischen Religion, was ich bisher noch gehabt hatte, von meinen Genossen vollends aus mir herausgelacht war. Dazu hatte sich die mir zur Gewohnheit gewordene Verachtung der Gefahr und des Todes gesellt und später der gänzliche Mangel an Gelegenheit, mit irgend einem anderen Wesen meines

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