Robinson Crusoe
denn sie schaute nach mehr aus; allein ich bedankte mich, ich konnte selber nichts mehr entbehren, und so marschierte sie ab.
Als ich meine zweite Fracht an Land hatte, machte ich mich daran, aus dem Segel und einigen Pfählen, die ich zu diesem Zwecke mir zurechthieb, ein kleines Zelt zu bauen, und dahinein brachte ich alles, was von Regen oder Sonne Schaden nehmen konnte. Alle leeren Kisten und Fässer türmte ich rund um das Zelt, um es gegen jeden plötzlichen Angriff von Mensch oder Tier zu befestigen. Dies getan, verschloß ich die Zelttür von innen mit einigen Brettern, stellte eine leere Kiste von außen davor, breitete eines der Betten auf den Boden, legte meine beiden Pistolen mir nahe zu Häupten und meine Flinte der Länge nach neben mich und ging so zum ersten Male zu Bett. Ich schlief die ganze Nacht sehr ruhig; denn ich war müde und schläfrig, da ich die Nacht zuvor nur wenig geschlafen und den ganzen Tag schwer gearbeitet hatte.
Ich hatte nun das größte Lager von Dingen aller Art, das wohl jemals für einen Menschen zusammengebracht wurde, und doch war mir's noch nicht genug; denn solange das Schiff aufrecht in seiner Lage verblieb, glaubte ich, alles herausholen zu müssen, was ich nur konnte. So ging ich täglich bei Ebbe an Bord und schaffte noch dies und jenes fort, vor allem soviel Tauwerk, Stricke und Segelgarn wie möglich, nebst einem Stück grober Leinwand, das zum Flicken der Segel bestimmt war, und das Faß mit dem nassen Pulver. Die Segel schnitt ich alle in Stücke, um so viele als möglich auf einmal wegzubringen; denn sie sollten ja nicht mehr als Segel dienen, sondern nur noch als Leinwand.
Was mich aber noch mehr freute, war, daß ich zu guter Letzt, nachdem ich fünf oder sechs solche Fahrten gemacht hatte und nichts mehr auf dem Schiff vermutete, was der Mühe wert gewesen wäre ich sage, daß ich zu guter Letzt ein großes Oxhoft mit Zwieback, drei ansehnliche Fäßchen mit Rum und Weingeist, eine Büchse mit Zucker und ein Faß mit feinem Mehl entdeckte. Sofort leerte ich das Oxhoft mit Zwieback aus und wickelte Stück für Stück in Segellappen. Kurz, ich brachte auch das alles wohlbehalten an Land.
Am nächsten Tage machte ich noch eine Fahrt, und da ich bereits alles, was trag- und greifbar war. aus dem Schiff fortgeschleppt hatte, machte ich mich nun an die Ankertaue. Ich hieb das große Tau in Stücke, die ich tragen konnte, und schleppte noch zwei andere Taue und eine Trosse herbei samt allem Eisenwerk, dessen ich habhaft wurde.
Dann hieb ich das Bugspriet und die Besanrah herunter und machte aus ihnen und anderem Holzwerk ein großes Floß, belud es mit all diesen gewichtigen Dingen und stieß ab. Aber mein guter Stern begann mich nun zu verlassen; denn dieses Floß war so unbehilflich und so überladen, daß ich es in der kleinen Bucht, wo ich meine anderen Schätze gelandet hatte, nicht so leicht lenken konnte. Es schlug um und warf mich und meine ganze Ladung ins Wasser. Mir schadete das nicht viel; denn ich war dem Ufer nahe; aber von meiner Ladung ging ein gut Teil zugrunde, insbesondere das Eisen, von dem ich mir großen Nutzen erhofft hatte. Als indessen die Flut abgelaufen war, zog ich die meisten der Tauenden sowie auch einiges Eisen an Land, obwohl mit unendlicher Mühe; denn ich mußte danach tauchen, was mich sehr erschöpfte. Danach begab ich mich noch täglich an Bord und holte weg, was ich konnte. Ich war nun seit dreizehn Tagen auf dem Lande und war elfmal auf dem Schiffe gewesen, und in dieser Zeit hatte ich alles weggeschleppt, was zwei Hände nur immer schleppen konnten.
Dennoch glaube ich wahrlich, wenn das ruhige Wetter angehalten hätte, so hätte ich das ganze Schiff Stück für Stück herübergeholt; aber als ich mich zur zwölften Fahrt rüstete, merkte ich, daß Wind aufkam. Dennoch schwamm ich bei Niedrigwasser an Bord, und obwohl ich die Kajüte bereits so gründlich durchstöbert hatte, daß ich dort nichts mehr zu finden erwartete, entdeckte ich doch noch ein Kästchen mit Schubladen, in deren einer ich zwei oder drei Schermesser und eine große Schere nebst zehn oder zwölf guten Messern und Gabeln entdeckte; in einer anderen fand ich bei 36 Pfund Sterling bares Geld, teils europäische, teils brasilianische Münze, einige Stücke in Nickel, einige in Gold, einige in Silber. Ich lachte beim Anblick dieses Geldes in mich hinein. «Du Quark», sagte ich laut, «wozu bist du nütze? Für mich bist du nichts wert, nicht einmal daß ich
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