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Robinson Crusoe

Robinson Crusoe

Titel: Robinson Crusoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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Beide Reihen hatten einen Abstand von etwa sechs Zoll. Dann legte ich die Tauenden reihenweise übereinander zwischen diese beiden Pfahlzäune bis oben hin und spreizte andere Pfähle von innen dagegen in zweieinhalb Fuß Höhe wie Streben, und dieses Gehege war nun so stark, daß weder Mensch noch Tier hindurch oder darüber hinweg konnte. Das kostete mich viel Zeit und Mühe, besonders die Pfähle im Walde zu hauen, sie an Ort und Stelle zu bringen und in die Erde zu treiben. Als Eingang zu diesem Platz machte ich keine Tür, sondern eine kurze Leiter, auf der man hinübersteigen konnte. War ich drinnen, so zog ich diese Leiter hinter mir hoch und war auf diese Weise nun meiner Meinung nach gegen alle Welt völlig umzäunt und verschanzt. Ich schlief nun die ganze Nacht in aller Ruhe, was sonst nicht möglich gewesen wäre, obwohl sich hernach herausstellte, daß alle diese Vorsorge gegen befürchtete Feinde nicht nötig gewesen wäre.
    In diesen Zaun oder diese Schanze schleppte ich mit unendlicher Mühe meinen ganzen Reichtum, all meinen Proviant, Munition und Werkzeug und baute ein großes Zelt, und zwar ein doppeltes, ein kleineres inwendig und ein größeres darüber zum Schutz gegen die Regenfälle, die in einem Teil des Jahres dort sehr heftig sind. Das äußere deckte ich mit einer großen Persenning, die ich bei den Segeln gefunden hatte.
    Und nun schlief ich eine Zeitlang nicht mehr in dem Bett, das ich an Land gebracht hatte, sondern in einer Hängematte, die wirklich sehr gut war und dem Steuermann des Schiffes gehört hatte.
    In dieses Zelt brachte ich all meinen Proviant und alles, was durch die Nässe verderben konnte. Und als ich so all mein Hab und Gut beisammen hatte, schloß ich den Eingang, den ich bis dahin offen gelassen hatte, und stieg, wie gesagt, mittels einer kurzen Leiter ein und aus. Dies getan, begann ich mich in den Felsen hineinzuarbeiten; alle Erde und Steine, die ich ausgrub, schüttete ich innerhalb meines Zaunes auf, so daß der innere Grund um etwa eineinhalb Fuß höher wurde. Auf diese Weise schuf ich mir eine Höhlung unmittelbar hinter meinem Zelt, die mir als Keller zu meinem Hause diente.
    Es kostete mich viele Arbeit und manchen Tag, bis ich all das zuwege gebracht hatte; und ich muß nun auf einige andere Dinge zurückkommen, die mir zu schaffen machten. Während ich nämlich den Plan zu dem Bau von Zelt und Keller entwarf, geschah es, daß aus einer dicken, schwarzen Wolke eine wahre Flut von Regen sich ergoß und ein jäher Blitz niederfiel, dem ein starker Donnerschlag folgte. Ich erschrak nicht so sehr über den Blitz wie über einen Gedanken, der mich ebenso grell wie der Blitz selber durchfuhr: Ach, mein Pulver! Das Herz sank mir in die Brust, als ich daran dachte, daß mit einem Schlage all mein Pulver draufgehen könnte, von dem doch nicht nur meine Verteidigung, sondern auch meine Ernährung völlig abhing. An meine eigene Gefahr dachte ich dabei nicht so sehr, obwohl ich, wenn das Pulver in die Luft geflogen wäre, aller weiteren Sorgen für immer ledig gewesen wäre.
    Dies ging mir so zu Herzen, daß ich, als das Gewitter vorbei war, all meine Arbeit, mein Bauen und Schanzen liegen ließ und daran ging, Beutel und Kästen zu machen, in die ich das Pulver in kleinen Portionen und in möglichst großen Abständen verteilte, damit, wenn ja ein Unglück geschähe, nicht alles zugleich aufflöge und nicht eines am ändern Feuer finge. Ich wurde damit in etwa vierzehn Tagen fertig und teilte mein Pulver, das insgesamt etwa 240 Pfund wog, in nicht weniger als hundert Päckchen. Was das Faß betrifft, das naß geworden war, so befürchtete ich keine Gefahr davon; ich stellte es daher in meine neue Höhle, die ich in Gedanken meine Küche nannte, und das übrige versteckte ich in höher oder tiefer gelegenen Felslöchern, so daß keine Nässe daran kommen konnte, und kennzeichnete sorgfältig die Stellen, wo es lag.
    Zwischen dieser Arbeit ging ich mindestens einmal am Tage mit meiner Flinte aus, teils zu meinem Vergnügen, teils um zu sehen, ob ich irgend etwas Eßbares schießen könnte, und um nach und nach zu erkundigen, was wohl auf der Insel wüchse. Gleich beim ersten Mal entdeckte ich zu meiner großen Genugtuung, daß Ziegen auf der Insel lebten; es stellte sich aber bald heraus, daß sie so scheu, so listig und so schnellfüßig waren, daß es ungeheuer schwierig war, ihnen beizukommen. Ich ließ mich aber nicht entmutigen und lauerte ihnen, nachdem ich ihre

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