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Robinson Crusoe

Robinson Crusoe

Titel: Robinson Crusoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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Brasilianer gegen fast alle Krankheiten keine andere Medizin nehmen als ihren Tabak. Und ich hatte ein Stück gedörrter Tabaksrolle in einer meiner Kisten und etwas grünen Tabak.
Zweifellos war es eine Eingebung des Himmels; denn in dieser Kiste fand ich ein Heilmittel für beides, Seele und Leib. Ich öffnete die Lade und fand, was ich suchte, nämlich den Tabak, und da die wenigen Bücher, die ich gerettet hatte, auch darin lagen, so nahm ich eine der Bibeln, die ich vorher erwähnte und in die hineinzuschauen ich bisher weder Muße noch Lust gehabt hatte. Ich nahm beides heraus und brachte Bibel und Tabak an meinen Tisch.
Ich wußte nicht, wie ich den Tabak gebrauchen sollte und ob er gut oder schlecht für meinen Zustand wäre; aber ich macht e verschiedene Versuche damit, entschlossen, die Wirkung so oder so zu erproben. Zuerst nahm ich ein Stück Blatt in den Mund und kaute es, wovon mir anfangs das Gehirn ganz dumm wurde, weil der Tabak grün und streng und ich nicht daran gewöhnt war; dann nahm ich mehrere Blätter, tränkte sie ein oder zwei Stunden lang in etwas Rum und beschloß, abends, wenn ich mich hinlegte, eine Dosis davon zu nehmen; und zu guter Letzt verbrannte ich einige in einer Kohlenpfanne und hielt meine Nase dicht darüber, solange ich die Hitze und den scharfen Rauch nur aushallen konnte; und ich hielt es fast bis zum Ersticken aus.
Während der Pausen bei diesen Operationen nahm ich die Bibel und begann zu lesen. Aber mein Kopf war zu verwirrt durch den Tabak, um lesen zu können. Nur als ich das Buch eben aufschlug, waren die ersten Worte, auf die meine Augen fielen, die folgenden: «Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen.»
Die Worte waren sehr zutreffend auf meinen Fall und machten großen Eindruck auf mich, als ich sie las, obwohl noch nicht so sehr wie später; denn was das Erretten betraf, so hatte das Wort sozusagen keinen Klang für mich; eine Errettung war so fern, so unmöglich nach meiner Beurteilung der Dinge, daß ich, gleich wie die Kinder Israels, als ihnen Fleisch zur Speisung versprochen wurde, fragten: «Vermag Gott in der Wüste einen Tisch zu decken?», nun ebenso fragte: «Vermag Gott selber mich von hier zu erretten?» Und da es noch viele Jahre dauerte, ehe irgendwelche Hoffnung sich zeigte, so blieb dieser Zweifel lange Zeit vorherrschend in mir. Dennoch machten die Worte tiefen Eindruck auf mich, und ich dachte sehr oft darüber nach.
So wurde es spät, und der Tabak hatte mich so benebelt, daß ich schlafen wollte. Ich ließ meine Lampe in der Höhle brennen, falls ich des Nachts etwas brauchte, und ging zu Bett. Aber bevor ich mich niederlegte, tat ich, was ich noch nie in meinem ganzen Leben getan hatte: Ich kniete nieder und betete zu Gott um Erfüllung seines Versprechens, daß er mich erlösen wolle, wenn ich ihn in der Not anriefe. Nachdem ich mein gebrochenes und verstümmeltes Gebet vollendet, trank ich den Rum, in den ich den Tabak getaucht hatte, wovon er so streng und stark war, daß ich ihn kaum hinunterwürgen konnte. Ich ging dann gleich zu Bett und fühlte augenblicklich, daß der Rum mir gewaltig zu Kopf stieg; aber ich fiel in einen liefen Schlaf und erwachte erst gegen drei Uhr nachmittag am nächsten Tage; nein, heute bin ich sogar der Ansicht, daß ich auch den ganzen nächsten Tag und die Nacht bis drei Uhr am übernächsten Tag schlief; denn sonst wüßte ich nicht, wie ich einen Tag in der Woche verloren haben sollte, was sich in der Tat nach Jahren herausstellte.
Denn wenn ich ihn infolge der Hin- und Herfahrt durch den Äquator verloren hätte, so hätte ich ja mehr als einen Tag verloren. Aber jedenfalls verlor ich einen Tag bei meiner Rechnung und weiß bis heute nicht wie.
Sei es nun so oder so, als ich erwachte, fühlte ich mich außerordentlich erfrischt und mein Gemüt lebhaft und freudig. Als ich aufstand, war ich wohler als tags zuvor und mein Magen besser; denn ich spürte Hunger. Kurz, ich hatte am nächsten Tage kein Fieber mehr und fühlte, daß es weiter der Besserung zuging. Dies war der 29Juni. Der 30. Juni war ein guter Jagdtag für mich; ich ging mit dem Gewehr, und zwar nur in die Nähe. Ich tötete ein paar Seevögel, eine Art Wildgänse. Ich brachte sie heim; aber es lockte mich nicht sehr, sie zu essen. So verspeiste ich wieder einige Schildkröteneier, die sehr gut waren. Am Abend erneuerte ich die Arznei, der ich die gute Wirkung von gestern zuschrieb, nämlich Tabak, in Rum

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