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Robinson Crusoe

Robinson Crusoe

Titel: Robinson Crusoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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so nahm ich mir vor, immer nur soviel wie im letzten Jahr zu säen. Während all das vor sich ging, irrten meine Gedanken, das kann man mir glauben, oft zu dem Lande hinüber, das ich von der anderen Seile der Insel aus gesehen hatte. Und ich dachte in meinem Herzen, ach wäre ich dort drüben! Denn ich glaubte, was ich gesehen, sei das Festland und bewohntes Gebiet und ich würde dort leicht auf die eine oder andere Art mich weiter durchschlagen und endlich vielleicht ganz davonkommen. Aber ich bedachte nicht die Gefahren eines solchen Abenteuers: daß ich in die Hände von Wilden fallen könnte, die vielleicht noch ärger wären als die Löwen und Tiger Afrikas; daß ich, wenn sie mich erst einmal in der Gewalt hätten, mit eins zu tausend darauf rechen mußte, totgeschlagen und vielleicht gefressen zu werden; denn ich hatte gehört, daß die Leute an der Karibischen Küste Kannibalen und Menschenfresser wären, und ich konnte nach meiner Berechnung nicht weit von dieser Küste sein. Aber selbst wenn sie keine Kannibalen waren, hätten sie mich doch töten können, wie sie es mit so vielen Europäern getan, selbst wenn es ihrer zehn oder zwanzig waren, wieviel mehr dann mich, der ich allein war und mich nur wenig oder gar nicht verteidigen konnte. Alle diese Gefahren, wie gesagt, die ich hätte wohl bedenken sollen und die mir hernach einfielen, kamen mir anfangs gar nicht in den Sinn, und nur die Frage, wie ich an die Küste hinüber gelangen könnte, ging mir gewaltig im Kopf herum.
Jetzt wünschte ich mir meinen Jungen Xury und die Schaluppe mit dem Gig-Segel herbei, mit der ich über tausend Meilen weit an der afrikanischen Küste gesegelt war. Aber das half mir nichts. Dann kam mir der Gedanke, nach dem Schiffsboot zu sehen, das bei unserm Schiff bruch weit auf den Strand hinauf getrieben worden war. Es lag noch dort, wo es gelegen hatte, aber nicht mehr ganz so wie vordem. Durch die Kraft der Wellen und Winde war es umgedreht worden und lag nun mit dem Boden nach oben gegen ein hohes Riff des felsigen Strandes; nur daß kein Wasser mehr darum her war.
Wenn ich Hilfe gehabt hätte, um es aufzurichten und wieder ins Wasser zurückzuschieben, würde das Boot noch gut genug gewesen sein, und ich hätte leicht mit ihm nach Brasilien zurückkehren können. Aber ich hätte voraussehen müssen, daß ich es ebensowenig umdrehen und wieder auf den Kiel setzen könnte, als ich die Insel von der Stelle zu bewegen vermochte. Trotzdem ging ich in den Wald, hieb mir Stangen und Walzen und brachte sie zum Boot, um zu versuchen, was ich damit ausrichten könnte.
Ich scheute keine Mühe bei dieser fruchtlosen Arbeit und brachte wohl drei oder vier Wochen damit zu. Schließlich sah ich ein, daß ich mit meinen geringen Kräften unmöglich das Boot heben könne, und versuchte den Sand wegzugraben, um es zu unterhöhlen, damit es umfiele; auch spreizte ich Holzpflöcke dagegen, um es beim Fallen zu stützen.
Aber auch nachdem dies vollbracht war, vermochte ich nicht, es umzudrehen oder darum» zu gelangen, viel weniger es zum Wasser hinzuschieben. Also mußte ich's bleiben lassen. Trott alledem aber wuchs mein Wunsch, mich auf das Festland zu wagen, immer mehr, anstatt nachzulassen, so unmöglich es auch schien, ihn zu verwirklichen.
Schließlich kam ich auf den Gedanken, ob es nicht möglich sei, mir selber, auch ohne Werkzeug und fremde Hilfe, ein Kanoe oder eine Piroge zu machen, auf die Art, wie die Eingeborenen jener Gegenden es tun, nämlich aus dem Stamme eines großen Baumes. Dies erschien mir nicht nur möglich, sondern leicht, und ich schmeichelte mir recht mit diesem Gedanken, da ich vermeinte, viel mehr Hilfsmittel zu haben ab die Neger oder Indianer, bedachte aber nicht, daß sie eines vor mir voraus hatten, was viel wichtiger war, nämlich, daß sie viel mehr Hände hatten, um es ins Wasser zu bringen, wenn es fertig war. Was half es mir, wenn ich imWalde einen großen Baum fand, ihn mit großer Mühe fällte, mit meinen Werkzeugen die Außenseite in die rechte Form eines Bootes brachte, das Inwendige hohl ausbrannte und ausgrub und so wirklich ein Boot zustande brachte, das ich schließlich doch dort liegenlassen mußte, wo ich es gefunden hatte, weil ich es nicht ins Wasser zu ziehen vermochte?
Man sollte meinen, ich müßte entweder alle meine Sinne bei dieser Bootsbauerei verloren haben oder aber zu allernächst darauf bedacht gewesen sein, wie ich es ins Wasser bringen würde. Aber meine Gedanken waren so toll

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