Robinson Crusoe
Schicksal ereilen würde, von einem Spanier oder Portugiesen aufgegriffen zu werden, wobei ich dann befreit werden würde. Aber diese Hoffnung wurde bald zu Wasser; denn wenn er ausfuhr, ließ er mich an Land zurück, um seinen kleinen Garten zu betreuen und die üblichen Sklavendienste im Hause zu verrichten; und wenn er von seinem Kreuzer heimkam, mußte ich in der Kajüte schlafen, um das Schiff zu hüten.
Hier brütete ich unablässig über meine Flucht und wie ich sie am besten bewerkstelligen könnte, fand aber nicht die geringste Möglichkeit dazu. Denn ich hatte keine lebendige Seele, der ich davon reden konnte und die mit mir sich aufs Meer hinaus gewagt hätte; da war kein Mitsklave, kein Engländer, Irländer noch Schotte, nur ich ganz allein, so daß ich zwei Jahre lang mich zwar oft an der Einbildung ergötzte, aber nicht den geringsten Weg sah, um ihn zu verwirklichen.
Nach zwei Jahren ereignete sich jedoch etwas Besonderes. Mein Patron lag schon seit längerer Zeit als sonst zu Hause, ohne sein Schiff instand zu setzen, weil, wie ich hörte, sein Geldbeutel knapp war, und fuhr derweil regelmäßig ein-oder zweimal in der Woche, wenn schönes Wetter war, mit der Schiffspinasse auf den Fischfang. Dabei nahm er stets mich und einen Jungen, den sie den Mowesko nannten, mit zum Rudern. Wir brachten ihn dabei immer in sehr vergnügte Laune, und ich zeigte mich sehr geschickt beim Fischen, so daß er mich manchmal auch mit einem Mauren, einem Verwandten von ihm, und dem jungen Mowesko ausschickte, ihm ein Gericht Fische zu holen.
Einmal geschah es, als wir an einem ganz stillen Morgen ausführen, daß wir in so dicken Nebel kamen, daß wir die Küste aus den Augen verloren, obwohl wir nur eine halbe Stunde weit davon entfernt waren. Wir ruderten aufs Geratewohl den ganzen Tag und auch die Nacht und fanden am Morgen, daß wir seewärts anstatt auf die Küste zu gefahren waren. Wir kamen jedoch wieder glücklich an Land, wenn auch mit großer Mühe und einiger Gefahr, da der Wind am Morgen recht kräftig zu wehen begann; besonders knurrte uns allen der Magen gewaltig.
Durch dieses Mißgeschick gewarnt, beschloß unser Patron, in Zukunft vorsichtiger zu sein. Und da er noch das Langboot von unserm gekaperten Schiff liegen hatte, nahm er sich vor, nicht wieder ohne einen Kompaß und einigen Mundvorrat zum Fischen zu fahren. Er befahl daher seinem Schiffszimmermann, der auch ein englischer Sklave war, einen kleinen Wohnraum oder Kajüte mitten in das Langboot einzubauen, wie auf einer Barke, mit Raum dahinter, um zu steuern und die Großschote einzuholen, und Raum davor für ein oder zwei Mann, um die Segel zu bedienen. Das Boot führte ein Gigsegel oder, wie wir es nennen, Hammelschultersegel, und der Klüverbaum lief über die Kajüte hin. Diese war sehr klein und niedrig und bot nur Raum für ihn und ein oder zwei Sklaven zum Schlafen und für einen Tisch zum Essen sowie für etliche kleine Schränke, um ein paar Flaschen Branntwein sowie Brot, Reis und Kaffee zu verstauen.
Mit diesem Boot fuhren wir häufig zum Fischen aus. Einmal hatte er sich vorgenommen, mit zwei oder drei vornehmen Mauren des Ortes zum Vergnügen oder zum Fischfang auszufahren, und hatte außergewöhnliche Anstalten dazu getroffen. Er hatte über Nacht einen größeren Vorrat an Lebensmitteln als sonst an Bord geschickt und mir befohlen, drei Flinten mit Pulver und Blei bereitzuhalten, um sich auch mit Vogelschießen zu ergötzen.
Ich richtete alles her, so wie er es befohlen hatte, und wartete am nächsten Morgen mit dem sauber gewaschenen Boot, Flagge und Wimpel gehißt. Nach einiger Zeit kam jedoch mein Patron allein an Bord, sagte mir, seine Gäste hätten Geschäfte halber abgesagt, und befahl mir, mit dem maurischen Jungen und einem anderen Mauren allein auszufahren und ein paar Fische zu fangen, da seine Freunde bei ihm zu Hause zu Abend speisen würden.
In diesem Augenblick schössen mir meine alten Freiheitsgedanken wieder durch den Kopf; denn nun sah ich, daß ich Aussicht hätte, ein kleines Schiff in meine Gewalt zu bekommen, und als mein Herr fort war, begann ich mich nicht zum Fischen, sondern zu einer Seereise zu rüsten, obwohl ich nicht wußte und überhaupt nicht daran dachte, wohin ich steuern sollte. Nur weg von hier wollte ich, gleichviel wohin.
Meine erste Sorge war, wie ich dem Mauren auf gute Art befehlen könnte, noch mehr Proviant an Bord zu schaffen. Ich sagte ihm also, es schicke sich nicht, daß wir
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