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Robocalypse: Roman (German Edition)

Robocalypse: Roman (German Edition)

Titel: Robocalypse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel H. Wilson
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Gelenke geortet. Winkel berechnet. Ich liege auf dem Rücken. Es ist dunkel und still. Ich weiß nicht, wo ich bin. Meine innere Uhr sagt, seit dem für mich vorgesehenen Liefertermin sind drei Jahre vergangen.
    Mehrere Denkthreads zeichnen sich ab. Der mit der höchsten Wahrscheinlichkeit besagt, dass ich in einem Frachtcontainer liege, der nie sein Ziel erreicht hat.
    Ich horche.
    Nach dreißig Sekunden nehme ich gedämpfte Stimmen wahr – durch die Luft weitergegebene hohe Frequenzen und durch die Metallhülle des Containers übertragene niedrige.
    Spracherkennung eingeschaltet.
    »… warum sollte Rob … eigene Waffenkammer zerstören?«, fragt eine hohe Stimme.
    »… dein verdammter Fehler … gehen noch drauf«, erwidert eine tiefe Stimme.
    »… wollte nicht …«, sagt die hohe Stimme.
    »… es öffnen?«, fragt die tiefe.
    Möglicherweise muss ich bald meinen Körper benutzen. Ich lasse ein einfaches Diagnoseprogramm durchlaufen. Meine Gliedmaßen zucken leicht, während Inputs sich mit Outputs verbinden. Alles funktioniert.
    Der Deckel meines Containers wird geöffnet. Zischend löst sich die luftdichte Versiegelung. Licht überflutet meine Infrarotsicht. Mit einem Blinzeln schalte ich zurück auf sichtbares Spektrum. Klick, klick.
    Ein breites, bärtiges Gesicht beugt sich mit weit aufgerissenen Augen über mich. Menschlich.
    Gesichtserkennung. Null.
    Schalte Gefühlserkennung ein.
    Erstaunen. Angst. Wut.
    Der Deckel wird wieder zugeschmissen. Verschlossen.
    »… zerstören …«, sagt die tiefe Stimme.
    Eigenartig. Erst jetzt – als man mich töten will – merke ich, wie sehr ich leben möchte. Ich nehme die Arme von der Brust und stemme die Ellbogen gegen den Boden des Containers. Ich balle die rechte Hand zur Faust. Plötzlich und hart wie ein Presslufthammer schlage ich von unten gegen den Deckel.
    »… wach!«, ruft die hohe Stimme.
    Den Schwingungen nach zu urteilen, besteht der Deckel hauptsächlich aus Stahl. Das stimmt mit den technischen Angaben eines standardmäßigen Frachtcontainers für Sicherheits- und Befriedungsroboter überein. Laut Datenbank befinden sich Verschluss und Aktivierungspanel außen, fünfzig Zentimeter unterhalb der Kopfstütze.
    »… zum Proviantsammeln hier. Nicht zum Sterben …«, erklärt die tiefe Stimme.
    Mein nächster Schlag landet in der Delle, die der vorige hinterlassen hat. Nach sechs weiteren Schlägen stößt meine Faust durch den Deckel. Ich beginne, mit beiden Händen das Metall wegzureißen, um das Loch zu vergrößern.
    »… nein! Komm zurück …!«, brüllt die hohe Stimme.
    Durch das rasch größer werdende Loch höre ich ein metallisches Klicken. Als ich das Geräusch mit einer Sammlung von vergleichbaren Geräuschen aus der Waffentechnik abgleiche, ergibt sich eine hochwahrscheinliche Übereinstimmung: das Zurückziehen des Schlittens einer gut geölten Heckler & Koch USP 9 Millimeter halbautomatischen Handfeuerwaffe. Wahrscheinlichkeit einer Ladehemmung minimal. Maximale Magazinfüllung fünfzehn Patronen. Kein beidseitig bedienbarer Magazinknopf, deswegen vermutlich von einem Rechtshänder getragen. Kann Einschläge mit hoher kinetischer Energie verursachen, die meine Verkleidung beschädigen könnten.
    Ich schiebe den rechten Arm durch das Loch und fasse dorthin, wo laut technischen Angaben der Verschluss liegt. Ich kann ihn spüren, ziehe daran und entriegele den Deckel. Ich höre, wie der Abzug gedrückt wird, und ziehe schnell den Arm zurück. Eine Zehntelsekunde später prallt eine Kugel von dem Stahldeckel ab.
    Peng!
    Ein volles Magazin vorausgesetzt, bleiben vierzehn Schuss. Zeitverzögerung zwischen Drücken des Abzugs und Aufprall der Kugel deutet auf einzelnen Gegner hin, der sich in ungefähr sieben Metern Entfernung auf sechs Uhr befindet. Definitiv ein Rechtshänder.
    Außerdem scheint der Deckel des Containers gut als Schild zu taugen.
    Ich schiebe zwei Finger meiner linken Hand durch das Loch und ziehe den Deckel wieder nach unten, dann schlage ich viermal fest gegen das obere Scharnier. Es löst sich.
    Ein weiterer Schuss. Wirkungslos. Schätzungsweise dreizehn Schuss bleiben.
    Mit einem kräftigen Fußtritt zertrümmere ich das untere Scharnier des Deckels und hebe ihn dann Richtung sechs Uhr. Auf diese Weise geschützt, stehe ich auf und sehe mich um.
    Weitere Schüsse. Zwölf. Elf. Zehn.
    Ich befinde mich in einem halbzerstörten Gebäude. Zwei Mauern stehen noch, werden aber nur von den eigenen Trümmern

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