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Robocalypse: Roman (German Edition)

Robocalypse: Roman (German Edition)

Titel: Robocalypse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel H. Wilson
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schaukelnde Bauchnetz des Panzers und hält ihr Gewehr aufrecht vor der Brust. Der Lauf wirft einen dunklen Schatten über ihr Gesicht, so dass nur eins der Augen zu sehen ist. Es ist geschlossen.
    Im flüchtigen Augenblick zwischen dem Warnruf des Anführers und dem anschließenden Höllensturm wird der Panzer namens Houdini seinen standardmäßigen Betriebsanweisungen folgen und in die Knie gehen, um den Soldaten Deckung zu geben. Dabei wird einer der Metallbolzen, mit denen das Netz befestigt ist, der Frau die Wange aufschlitzen und sie für ihr Leben zeichnen.
    Eines Tages werde ich ihr sagen, dass die Narbe sie nur noch hübscher macht, und ich werde es ehrlich meinen.
    Der dritte Mann von vorne ist größer als die anderen. Sein Helm sitzt schief, und sein Adamsapfel steht unschön weit hervor. Er ist der Techniker des Trupps, und an seinem Helm sitzen verschiedene Linsen, Antennen und andere Sensoren. Von seinem Gürtel hängen eine dicke Zange, ein stabiles Multimeter und ein tragbarer Plasmabrenner.
    In neun Minuten wird der Techniker den Brenner zum Ausbrennen der schweren Wunde einsetzen, die sein bester Freund abgekriegt hat. Obwohl er so groß und ungelenk ist, hat der Techniker die Aufgabe, sich bei Gefechten möglichst weit nach vorne zu schleichen und dem sechs Tonnen schweren, halbautonomen Panzer verborgene Ziele anzuzeigen. Sein bester Freund wird sterben, weil der Techniker zu lange braucht, um von seiner vorderen Position wieder zurück zu dem Panzer zu krabbeln.
    Nach Kriegsende wird der Techniker für den Rest seines Lebens jeden Tag einen Zehn-Kilometer-Lauf machen. Bei diesen Läufen wird er stets das Gesicht seines Freundes vor sich sehen und sich bis weit über die Schmerzgrenze verausgaben.
    Und wenn die Schmerzen in Lunge und Beinen unerträglich werden, wird er noch einen Zahn zulegen.
    Im Hintergrund steht ein rotes Backsteinhaus. Die mit Ranken überwachsene Regenrinne hängt schräg vom Dach herab. Die Fassade ist mit kleinen Löchern von Einschlägen übersät. Ein staubiges Fenster ist zu sehen. An einer Stelle findet sich darin ein kleines dunkles Dreieck, wo ein Stück Scheibe herausgebrochen ist.
    Hinter dem Haus sind Bäume zu erkennen, die sich im Wind biegen. Sie scheinen den Soldaten zuzuwinken – um sie vor dem zu warnen, was hinter der Ecke lauert.
    Alle Soldaten laufen möglichst nah neben dem Panzer her. Niemand redet. Alle kneifen die Augen gegen die blendende Sonne zusammen. Nur der Anführer blickt geradeaus. Der Rest sieht in verschiedenen Winkeln nach rechts, Richtung Kamera.
    Niemand sieht nach hinten.

Auf dem Weg nach Alaska hat unser Trupp zwei Soldaten verloren. Als wir schließlich über die gefrorene Erde des hohen Nordens marschierten und unser Feind allmählich in Reichweite kam, waren wir nur noch sechs.
Cormac Wallace MIL #GHA 217

Teil 5:
Vergeltung
    »Ich sehe,
    (es muss wahr werden!)
    eine kybernetische Ökologie,
    in der wir befreit sind von unseren Mühen
    und der Natur zurückgegeben,
    mit unseren Brüdern und Schwestern,
    den Säugetieren, erneut vereint
    und alle behütet von Maschinen voller Güte.«
    Richard Brautigan, 1967

I.
Was Tiberius geschah
    »Tiberius so zurückzulassen wird uns etwas kosten. Unsere Menschlichkeit.«
    Jack Wallace
    Neuer Krieg + 2 Jahre, 7 Monate
Seit Stunde null waren fast drei Jahre vergangen, als wir schließlich die Ragnorak Intelligence Fields erreichten und damit in Reichweite unseres Feindes kamen. Hier warteten vollkommen neue Herausforderungen auf uns. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass wir nicht im Geringsten auf das vorbereitet waren, was uns jetzt bevorstand.
Die folgenden Szenen wurden in großer Ausführlichkeit von verschiedenen Waffensystemen und Spähern aufgezeichnet, welche die zentrale Künstliche Intelligenz namens Archos schützen sollten. An manchen Stellen habe ich eigene Erinnerungen eingefügt.
Cormac Wallace MIL #GHA 217
    T iberius hustet, und seine Beine zucken im blutigen Schnee. Dampf steigt vom zwei Zentner schweren Körper des Ostafrikaners auf, während er verzweifelt auf dem Boden strampelt. Er ist der größte und furchtloseste Kerl im ganzen Trupp, aber das hilft ihm auch nicht, als ein glitzernder Alptraum aus dem Schneegestöber schießt und anfängt, ihn bei lebendigem Leibe aufzufressen.
    »Mein Gott!«, brüllt er. »Oh, mein Gott!«
    Vor zehn Sekunden gab es ein Geräusch, als wäre jemand auf einen trockenen Zweig getreten, und Ty fiel zu Boden. Der Rest des Trupps

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