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Robocalypse: Roman (German Edition)

Robocalypse: Roman (German Edition)

Titel: Robocalypse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel H. Wilson
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Brückenkran hebt den Arm und packt ein von der Decke hängendes Kabel. Mit einer eleganten Bewegung senkt sich der von unzähligen Schlachten gezeichnete gelbe Arm wieder herab und lässt das Kabel los. Es schwingt durch die Luft und landet genau in Mikikos ausgestreckter blasser Hand.
    »Takeo«, sagt sie. »Du bist nicht der Einzige, der das Geheimnis des Erweckens kennt. Ich kenne es ebenfalls, und ich werde es in die Welt hinaussenden, damit es so oft wie möglich weitergesendet wird.«
    »Aber wie …?«
    »Wenn das Wissen sich ausbreitet, kann es nicht mehr ausgelöscht werden.«
    Sie knotet das Band, in das goldene Metallfäden gewoben sind, an das herabhängende Kabel. Die dumpfen Schläge an den Wänden werden immer lauter. Überall in der dunklen Halle sind die flackernden grünen Kontrolllämpchen der Senshi zu sehen, die geduldig auf die Schlacht warten. Jetzt wird es nicht mehr lange dauern.
    Unter den neugierigen Blicken meines Volkes steigt Mikiko die Stufen hinab und zieht dabei das leuchtend rote Band hinter sich her. Ihr Mund formt ein pinkes »O«, und sie beginnt zu singen. Ihre klare Stimme hallt von der hohen Decke und dem glänzenden Metallboden zurück.
    Die Leute verstummen, hören auf, die Wände nach Eindringlingen abzusuchen, und wenden sich Mikiko zu. So fremd ihr Lied auch klingt, es ist tief bewegend und wunderschön. Es hat keine uns verständlichen Worte, und doch ist man ganz sicher, Sprachmuster herauszuhören. Wie die goldenen Fäden in ihr rotes Band eingewoben sind, so webt Mikiko ihre Melodie in die bedrohliche Geräuschkulisse aus gedämpften Explosionen und quietschendem Metall hinein.
    Als die ersten Funken von der Decke niederregnen, drängt sich mein Volk zwar enger zusammen, aber Panik bricht keine aus. Schon fallen die ersten Deckenteile herab. Abrupt schwingt einer der Kranarme durch die Dunkelheit und fängt ein gezacktes Stück Stahl auf, bevor es jemanden erschlagen kann. Trotz des immer lauter werdenden Lärms ist Mikikos Gesang klar und deutlich zu hören.
    Mir wird bewusst, dass ein Trupp schneidender Akuma die Schutzschicht durchbrochen hat. Zunächst sind sie nur zu hören, doch dann spritzt eine große Funkenfontäne von einer der Wände, und ein gleißender Schnitt zeichnet sich ab. Nach ein paar ohrenbetäubenden Donnerschlägen gibt das zurückgebogene Metall den Blick auf eine dunkle Lücke frei.
    Ein feindlicher Roboter windet sich durch die Öffnung. Seine Verkleidung ist rußgeschwärzt und durch irgendeine mächtige Waffe aus der Form gebracht. Auch als das schmutzige silberne Ding schließlich ganz zu uns hereinpurzelt, halten die Senshi die Stellung und verlassen nicht den schützenden Ring, den sie um mein Volk gebildet haben.
    Mikiko singt weiter ihre bittersüße Weise.
    Der Eindringling rappelt sich auf, und ich erkenne, dass es sich um einen schwerbewaffneten und vom Kampf gezeichneten humanoiden Roboter handelt. Er gehörte früher zum Arsenal der japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte, doch das ist lange her, und an dem martialisch wirkenden Gerät glänzen viele von den Robotern selbstentwickelte Neuerungen.
    Durch die Lücke in der Wand kann ich aufblitzendes Gewehrfeuer und in der Kampfzone umherhuschende Gestalten entdecken. Doch der große, schlanke, elegant aussehende Roboter vor uns steht reglos auf seinem Platz – als würde er auf etwas warten.
    Mikikos Lied ist zu Ende.
    Erst jetzt bewegt sich der Angreifer wieder. Entschlossen marschiert er auf den Verteidigungsring aus ehemaligen Fabrikrobotern zu und bleibt gerade so außerhalb ihrer Reichweite stehen. Meine Leute weichen ängstlich vor dem gefährlichen Kampfroboter zurück. Meine Senshi, die eine nicht minder tödliche Kampfbereitschaft ausstrahlen, halten ihre Position. Mikiko steht auf der untersten Stufe des Podiums und betrachtet den Eindringling einen Moment lang mit verwirrter Miene. Dann lächelt sie.
    »Bitte«, sagt sie mit ihrer melodischen, von den Wänden zurückhallenden Stimme. »Rede nur.«
    Die staubbedeckte Maschine spricht mit einer klickenden, knirschenden Stimme, die schwer zu verstehen ist und etwas Beängstigendes an sich hat. »Identifizierung. Humanoider Sicherheits- und Befriedungsroboter der Arbiter-Klasse. Teile mit. Mitglieder in meinem Trupp: zwölf. Wir werden angegriffen. Wir leben. Frage an Kaiser Nomura. Werden wir in der Adachi-Festung aufgenommen? Dürfen wir uns dem Tokioter Widerstand anschließen?«
    Ich sehe Mikiko verblüfft an.

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