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Robocalypse: Roman (German Edition)

Robocalypse: Roman (German Edition)

Titel: Robocalypse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel H. Wilson
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ist sofort in Deckung gegangen. Sicher liegt irgendwas auf der Lauer und wartet nur darauf, dass wir wieder hervorkommen. Von hinter unserem weißen Hügel können wir die Panik in Tiberius’ Schreien hören.
    Jack zieht seinen Helm fest.
    »Sergeant?«, fragt Carl, der Techniker.
    Jack antwortet nicht, sondern reibt nur kurz die Handflächen aneinander und beginnt dann, den Hügel hochzusteigen. Bevor er zu weit weg ist, packe ich ihn hastig am Arm.
    »Was machst du da, Jack?«
    »Ich helfe Tiberius«, antwortet er.
    Ich schüttle den Kopf. »Das ist eine Falle, Mann. Das weißt du ganz genau. So arbeiten die. Sie nutzen unsere Gefühle aus. Wenn wir mit Logik an die Sache rangehen, bleibt nur eine Option.«
    Jack schweigt. Hinter dem Hügel schreit Tiberius, als würde er mit den Füßen voran durch einen Fleischwolf gedreht werden, was vermutlich gar nicht so fern der Wahrheit ist. Trotzdem haben wir keine Zeit für lange Diskussionen, also bringe ich es einfach auf den Punkt.
    »Wir müssen ihn zurücklassen«, flüstere ich. »Wir müssen weiter.«
    Jack stößt meine Hand weg. Er kann nicht glauben, dass ich das gerade laut ausgesprochen habe. In gewisser Weise kann ich es selbst nicht glauben. Das macht der Krieg mit einem.
    Aber es ist die Wahrheit, und es musste raus, und ich bin der Einzige im Squad, der es Jack sagen konnte.
    Tiberius hört abrupt auf zu schreien.
    Jack blickt den Hügel hinauf, dann wieder zu mir. »Zum Teufel mit dir, kleiner Bruder«, sagt er. »Wann hast du angefangen, wie sie zu denken? Ich werde jetzt Tiberius helfen. Das ist die einzig menschliche Vorgehensweise.«
    Ich erwidere lahm: »Ich verstehe sie. Das heißt nicht, ich bin wie sie.« Aber tief in meinem Innern kenne ich die Wahrheit. Ich bin so geworden wie die Roboter. Leben oder Tod – meine ganze Welt besteht nur noch aus Entscheidungen, die über diese zwei Möglichkeiten bestimmen. Gute Entscheidungen führen dazu, dass ich weiter Entscheidungen treffen darf; schlechte führen direkt in den Alptraum, der sich dort drüben hinter dem Hügel abspielt. Gefühle sind nur hinderlicher Sand in meinem Getriebe. Unter meiner Haut verbirgt sich eine kühl kalkulierende Überlebensmaschine. Mein Fleisch mag schwach sein, doch im Kopf bin ich klar, unnachgiebig und hart wie das Eis um uns herum.
    Jack hingegen verhält sich immer noch so, als würden wir in einer menschlichen Welt leben – als wäre das Herz zu mehr da, als Blut zu pumpen. Diese Art zu denken ist tödlich. Wir können sie uns nicht erlauben. Nicht, wenn wir lange genug leben wollen, um Archos zu töten.
    »Ich bin schwer verwundet«, stöhnt Tiberius. »Hilfe. Oh, mein Gott. So hilf mir doch jemand.«
    Die anderen beobachten unseren Streit, halten sich bereit, beim geringsten Wort weiterzuziehen und sich wieder unserer Mission zuzuwenden.
    Jack unternimmt einen letzten Versuch, uns umzustimmen: »Es ist riskant, aber Tiberius so zurückzulassen wird uns etwas kosten. Unsere Menschlichkeit.«
    Und das ist der Unterschied zwischen mir und Jack.
    »Scheiß auf unsere Menschlichkeit!«, entgegne ich. »Ich will leben. Kapierst du denn nicht? Wenn du da hingehst, werden sie dich töten, Jackie!«
    Wie die Wehklage eines Geistes kommt Tiberius’ Stöhnen mit dem Wind zu uns herübergeweht. Seine Stimme klingt seltsam leise und heiser.
    »Jackie«, krächzt er. »Hilf mir, Jackie! Komm rüber und tanz mit mir.«
    »Was zum Teufel …?«, sage ich. »Niemand außer mir nennt dich Jackie.«
    Kurz überlege ich, ob die Roboter uns hören können. Jack ignoriert meinen Einwand. »Wenn wir ihn zurücklassen«, gibt er zurück, »dann gewinnen sie.«
    »Nein, aber wenn wir noch länger rumstehen und diskutieren, dann gewinnen sie. Weil sie bereits unterwegs sind, Mann. Rob wird hier jeden Moment auftauchen.«
    »Das ist korrekt«, schaltet Cherrah sich ein. Sie ist von den anderen zu uns rübergekommen, die uns ungeduldig anstarren. »Ty wurde vor einer Minute und fünfundvierzig Sekunden getroffen. Das heißt, uns bleiben ungefähr vier Minuten. Wir müssen verdammt noch mal hier weg.«
    Jack fährt herum und schmeißt wütend seinen Helm zu Boden. »Ist es das, was ihr wollt? Ty einfach so zurücklassen? Wegrennen wie verdammte Feiglinge?«
    Ganze zehn Sekunden lang sagt niemand ein Wort. Ich kann beinah spüren, wie unsere tonnenschweren Gegner durch den Schneesturm auf uns zueilen. Bei jedem klauenbewehrten Schritt schießen große weiße Brocken in die Höhe, und

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