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Robocalypse: Roman (German Edition)

Robocalypse: Roman (German Edition)

Titel: Robocalypse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel H. Wilson
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schrecklichen Monster vergessen, die jeden Moment aus dem Schneetreiben hervorbrechen können.
    Jack packt meine Hand: »Du wirst uns retten, Cormac.«
    »Okay, Jack. Okay«, sage ich.
    Mein Bruder stirbt in meinen Armen, und ich versuche, mir sein Gesicht einzuprägen, weil ich weiß, wie wichtig das ist. Trotzdem kann ich nicht aufhören, über die Plugger nachzudenken, die sich vielleicht längst durch den Hügel fressen.
    Jack kneift die Augen zu, reißt sie dann plötzlich weit auf. Ein dumpfer Schlag lässt seine Brust hochwippen, als der Plugger sein Herz erreicht und in die Luft geht. Plötzlich färben sich seine blauen Augen rot. Sein Oberkörper wird nur noch von seiner Schutzweste zusammengehalten – und sein Gesicht! Er sieht genauso aus wie damals, als wir noch Jungen waren. Ich streiche ihm die Haare aus der Stirn und schließe seine blutgefüllten Augen.
    Mein Bruder Jack ist für immer von uns gegangen.
    »Tiberius ist tot«, sagt Carl.
    »Ach was«, bemerkt Cherrah. »Er war schon die ganze Zeit tot.« Sie legt mir die Hand auf die Schulter. »Jack hätte auf dich hören sollen, Cormac.«
    Cherrah versucht, mich aufzumuntern, und an ihrem forschenden Blick kann ich erkennen, dass sie sich Sorgen um mich macht. Aber ich fühle mich einfach nur leer, nicht schuldig.
    »Er konnte Tiberius nicht einfach so zurücklassen«, erkläre ich ihr. »So ist er nun mal.«
    »Sicher, aber … na ja.«
    Sie zeigt auf Tiberius’ Leiche. Eine Art großer Skorpion aus Metall klammert sich an seinen Rücken, ein kopfloses Durcheinander aus Drähten mit wütend schnappenden Scheren. Es hat seine klauenartigen Füße tief in den Brustkorb seines Opfers gegraben und umgreift den Kopf mit acht weiteren insektenartigen Beinen. Das Ding quetscht Tys Lunge zusammen wie ein Akkordeon.
    »Urgh«, sagt Tiberius’ Leiche.
    Kein Wunder, dass er so geschrien hat.
    Jeder tritt ein paar Schritte zurück. Ich hebe Jacks Bajonett auf. Dann wische ich mir übers Gesicht und lasse Jack im Schnee zurück. Mit dem Fuß drehe ich Tys Körper auf den Rücken. Der Squad versammelt sich in einem groben Halbkreis hinter mir.
    Tys tote Augen starren ins Leere. Sein Mund ist weit geöffnet, als wäre er beim Zahnarzt. Beinah lustig, wie überrascht er aussieht. Wäre ich auch. Die Maschine hat ihre vielgliedrigen Klauen tief in seinen Kiefer gebohrt. Auch Zunge und Zähne werden überall von feinen, pinzettenartigen Greifern gehalten. Ich kann Tys Plomben sehen. Drumherum glänzen Blut und Drähte.
    Dann springt die skorpionartige Maschine plötzlich an und beginnt, geschickt an Tys Kiefer und seinem unrasierten Hals rumzukneten. Wie bei einem makabren Orgelkonzert drückt sie mit den Füßen Luft aus Tys Lunge und spielt gleichzeitig auf seinen Stimmbändern Klavier.
    Die Leiche spricht zu uns.
    »Kehrt um«, sagt sie mit grotesk verzerrtem Gesicht. »Sonst werdet ihr sterben.«
    Hinter mir höre ich etwas auf den Schnee platschen und nehme den scharfen Geruch von Erbrochenem wahr.
    »Was bist du?«, frage ich mit zitternder Stimme.
    Tiberius’ Körper zuckt unkontrolliert, während der Skorpion ihm gurgelnde Worte entlockt: »Ich bin Archos. Gott der Roboter.«
    Trotz des ekligen Anblicks ist mein Trupp näher gekommen. Wir sehen einander mit ratlosen Gesichtern an. Dann richten wir geschlossen unsere Waffen auf den vielarmigen Metallparasiten. Einen Moment lang betrachte ich das zähnefletschende, leblose Antlitz meines Feindes. Ich spüre, wie meine Kraft wächst, wie sie mir von meinen um mich gescharten Kampfgenossen zuströmt.
    »Freut mich, dich kennenzulernen, Archos«, erwidere ich schließlich mit fester Stimme. »Mein Name ist Cormac Wallace. Tut mir leid, aber das mit dem Umkehren wird wohl nichts. Stattdessen werden mein Trupp und ich dir in ein paar Tagen einen kleinen Besuch abstatten. Und dann ist es aus mit dir. Wir werden dir deinen verdammten Maschinenarsch abfackeln, du mieser Scheißer. Und das ist ein Versprechen.«
    Der Oberkörper der Leiche wippt in die Höhe, und aus ihrem Mund kommen grunzende Laute.
    »Was sagt das Ding jetzt?«, fragt Cherrah.
    »Nichts«, antworte ich. »Es versucht zu lachen.«
    Ich nicke den anderen zu und wende mich wieder an den zuckenden Leichnam.
    »Bis bald, Archos.«
    Wir lassen einen Kugelhagel auf das Ding vor unseren Füßen niedergehen. Fleischklumpen und Metallfetzen spritzen auf den Schnee. Das Licht des Mündungsfeuers zuckt in grellen Blitzen über unsere teilnahmslosen

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