Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Robocalypse: Roman (German Edition)

Robocalypse: Roman (German Edition)

Titel: Robocalypse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel H. Wilson
Vom Netzwerk:
blassesten Schimmer, was es bedeutet zu leben. Was es bedeutet, Gefühle zu haben. Du kannst keine Schmerzen empfinden. Und du kannst auch nicht sterben. Aber das heißt nicht, dass es mir keinen Spaß machen wird, dich zu töten.«
    Cormac drückt mir die Waffe gegen die Stirn. An meiner Verkleidung kann ich die kühle Mündung spüren. Sie liegt genau auf einer Schweißnaht – einem Schwachpunkt meines Schädelgehäuses. Wenn Cormac den Abzug betätigt, entsteht irreparabler Schaden an meiner Hardware.
    »Cormac«, sagt Cherrah. »Geh da weg. Du bist zu nah. Das Ding hat dich schneller entwaffnet und umgebracht, als du gucken kannst.«
    »Ich weiß«, gibt Cormac zurück und beugt sein Gesicht nah zu meinem herab. »Aber das tut es nicht. Warum nicht?«
    Ich sitze im Schnee und blicke dem Tod ins Auge. Es gibt nichts, was ich tun kann. Also tue ich nichts.
    »Warum hast du hier auf uns gewartet?«, will Cormac wissen. »Dir muss doch klar gewesen sein, dass wir dich töten würden. Antworte mir. Ich zähle von drei runter, dann drücke ich ab.«
    »Wir haben einen gemeinsamen Feind.«
    »Drei. Scheint heute nicht gerade dein Glückstag zu sein.«
    »Wir müssen uns gegen ihn verbünden.«
    »Zwei. Ihr Bastarde habt letzte Woche meinen Bruder getötet. Das hast du nicht gewusst, oder?«
    »Sein Tod bereitet dir Schmerzen.«
    »Eins. Willst du noch ein Gebet sprechen?«
    »Schmerzen bedeuten, dass man am Leben ist.«
    »Null, Schweinehund.«
    Klick.
    Nichts passiert. Cormac dreht das Handgelenk leicht, und ich erkenne, dass kein Magazin in der Pistole steckt. Laut Wahrscheinlichkeitsthread hatte er von Anfang an nicht vor zu schießen.
    »Am Leben. Du hast das Zauberwort gesagt. Steh auf«, fordert er mich auf.
    Ich sage es ja, Menschen sind unberechenbar.
    Ich richte mich auf und überrage die anderen mit meinen mehr als zwei Metern Größe um ein ganzes Stück. Ich spüre, dass sie sich verwundbar fühlen. Cormac erlaubt diesem Gefühl nicht, sich auf seiner Miene zu spiegeln, doch ich kann es allein an der Körperhaltung der Umstehenden ablesen. Am beinah unmerklich beschleunigten Takt ihrer Atembewegungen.
    »Was soll das heißen, Cormac?«, fragt Leo. »Wir bringen das Ding nicht um?«
    »Würde ich gerne, Leo, glaub mir. Aber es sagt die Wahrheit. Und es kann uns möglicherweise nützlich sein.«
    »Es ist eine Maschine, Mann. Es hat den Tod verdient«, erwidert Leo.
    »Nein«, meint Cherrah. »Cormac hat recht. Dieses Ding will leben. Vielleicht genauso sehr wie wir. Damals beim Hügel haben wir uns geschworen, alles zu tun, was zum Sieg über Archos nötig ist. Selbst wenn’s weh tun sollte.«
    »Das ist der taktische Vorteil, auf den wir gehofft haben«, erklärt Cormac. »Und ich für meinen Teil werde ihn ausnutzen. Aber wem’s nicht passt, der kann ruhig seine Sachen packen und zurück zum Hauptlager der Gray-Horse-Army gehen. Dort wird man euch mit offenen Armen empfangen. Und ich werde es niemandem übelnehmen.«
    Der Trupp schweigt. Für mich ist nicht schwer zu erkennen, dass niemand gehen wird. Cormac sieht einen nach dem anderen an. Irgendeine Form der stummen Verständigung findet zwischen den Menschen statt, sie benutzen einen geheimen Kanal. Mir war nicht klar, dass sie so viel ohne Worte kommunizieren. Wir Maschinen sind also nicht die Einzigen, die stumm Informationen austauschen, die mit Geheimcodes verschlüsselt sind.
    Ohne mich weiter zu beachten, bilden die Menschen einen unregelmäßigen Kreis. Cormac legt den zwei Nächststehenden die Arme um die Schultern. Die anderen tun es ihm gleich. So stehen sie im Kreis und stecken die Köpfe zusammen. Cormac entblößt seine Zähne und grinst verwegen.
    »Der Brightboy-Squad hat jetzt einen verdammten Roboter als Geheimwaffe«, sagt er. »Ist das nicht irre? Glaubt ihr, damit hat Archos gerechnet? Dass wir mit einem Arbiter anrücken!«
    Mit ihren verschränkten Armen und den in der Mitte verschmelzenden Atemwolken scheinen die Menschen ein einziges, vielbeiniges Lebewesen zu bilden. Wieder machen sie diese sich wiederholenden Laute, diesmal alle gleichzeitig. Lachen, das ist es. Die Menschen umarmen sich und lachen gemeinsam.
    Wie seltsam.
    »Ich wünschte, wir würden noch mehr davon finden!«, ruft Cormac.
    Erneut brechen alle in Gelächter aus, vertreiben die Stille und lassen die karge Landschaft irgendwie weniger leer wirken.
    »Cormac«, krächze ich.
    Die Menschen drehen sich zu mir um. Ihr Lachen verstummt. Ein Wimpernschlag nur, und

Weitere Kostenlose Bücher