Robocalypse: Roman (German Edition)
Kenntnis, wie viel Bewegung in ihnen steckt. Die kleinen weißen Augen blinzeln ständig und springen von einem Punkt zum anderen; die Brustkörbe senken und heben sich in einem fort; und alle schwanken beinah unmerklich auf den Füßen, als müssten sie ihren Stand ständig neu austarieren.
All diese Bewegung macht mich unruhig.
»Knallst du das Ding jetzt ab, oder nicht?«, fragt Leo.
Da sie mich nun endlich alle hören können, muss ich sprechen.
»Ich bin das militärische Modell Neun Null Zwo, ein humanoider Roboter aus der Arbiter-Klasse. Vor siebenundzwanzig Tagen wurde ich erweckt. Jetzt gehöre ich zu den Freigeborenen und bin am Leben. Lebendig und frei möchte ich auch bleiben. Deswegen ist mein derzeitiges Hauptziel, zu den Ragnorak Intelligence Fields zu marschieren und das Ding namens Archos zu zerstören.«
»Das gibt’s doch nicht«, staunt Cherrah.
»Carl«, wendet Cormac sich an diesen. »Komm mal her und sieh dir dieses Ding an.«
Ein blasser, hagerer Mensch drängt sich nach vorne. Zögernd zieht er sich ein Visier über die Augen. Ich spüre, wie Millimeterwellen gegen meinen Körper branden. Ich wanke leicht, bewege mich jedoch nicht.
»Ist sauber«, stellt Carl fest. »Aber seine Kleidung erklärt die nackten Leichen, die wir in der Nähe von Prince George gefunden haben.«
»Was ist das für ein Roboter?«, fragt Cormac.
»Oh, ein Sicherheits- und Befriedungsroboter der Arbiter-Klasse. Mit ein paar Veränderungen. Aber er scheint die menschliche Sprache zu verstehen. Ich meine, sie tatsächlich zu verstehen. So etwas habe ich noch nie gesehen, Cormac. Es ist, als sei das Ding … Scheiße, Mann. Es ist, als sei es lebendig.«
Der Anführer dreht sich um und sieht mich ungläubig an.
»Warum bist du wirklich hier?«, fragt er.
»Ich bin hier, um Verbündete zu finden«, antworte ich.
»Woher wusstest du von uns?«
»Ein Mensch namens Mathilda Perez hat per Funk einen weltweiten Kriegsaufruf versendet. Ich habe mitgehört.«
»Was du nicht sagst«, erwidert Cormac.
»Was ich nicht sage?«, frage ich verwirrt.
»Vielleicht spricht er tatsächlich die Wahrheit«, sagt Carl. »Es wäre nicht unser erster Verbündeter unter den Robotern. Denk nur an die Spinnenpanzer.«
»Ja, aber denen wurde das Gehirn rausgenommen«, wirft Leo ein. »Dieses Ding hat seins offenbar noch. Es scheint sich für so was wie einen Menschen zu halten.«
Diesen Gedanken finde ich anstößig.
»Mit Nachdruck negativ. Ich bin ein freigeborener humanoider Roboter der Arbiter-Klasse.«
»Na, da kannst du ja froh sein«, bemerkt Leonardo.
»Korrekt«, antworte ich.
»Hat ’nen tollen Sinn für Humor, der Bursche, was?«, meint Cherrah.
Cherrah und Leo sehen sich mit entblößten Zähnen an. Laut Gefühlserkennung sind die beiden gerade glücklich. Das erscheint allerdings unwahrscheinlich. Ich lege den Kopf schief, um Verwirrung zu bekunden, und setze ein Fehlersuchprogramm auf meine Gefühlserkennungssoftware an.
Die dunkelhäutige Frau macht leise, glucksende Geräusche. Ich wende ihr das Gesicht zu. Sie wirkt gefährlich.
»Was zum Teufel ist so lustig, Cherrah?«, fragt Cormac.
»Weiß ich auch nicht. Dieses Ding. Neun Null Zwo. Er redet so … robotermäßig, findest du nicht? Er nimmt alles so verdammt ernst.«
»Aha, also glaubst du nicht mehr, dass es sich um eine Falle handelt?«
»Nein, tu ich nicht. Macht ja keinen Sinn. Selbst beschädigt und unbewaffnet könnte er wahrscheinlich noch den halben Trupp umlegen, wenn er wollte. Stimmt doch, Null Zwo, oder nicht?«
Ich lasse eine schnelle Simulation durch meinen Kopf laufen. »Das ist wahrscheinlich.«
»Verstehst du jetzt, was ich mit ernst nehmen meine? Ich glaube nicht, dass er lügt«, sagt Cherrah.
»Kann er denn überhaupt lügen?«, fragt Leo.
»Ich bitte darum, meine Fähigkeiten nicht zu unterschätzen«, erwidere ich. »Ich bin durchaus in der Lage, Fakten zu meinem Vorteil falsch darzustellen. Wie dem auch sei: Das Gesagte ist richtig. Ich lüge nicht. Wir haben einen gemeinsamen Feind. Wenn wir nicht sterben wollen, müssen wir uns gegen ihn verbünden.«
Als er meine Worte hört, huscht eine plötzliche Empfindung über Cormacs Gesicht. Ich spüre Gefahr und richte meine Aufmerksamkeit ganz auf ihn. Er zieht seine Beretta 92 aus dem Halfter und schreitet furchtlos auf mich zu. Dann hält er mir die Pistole an den Kopf.
»Erzähl mir nichts vom Sterben, du beschissener Metallklotz«, zischt er. »Du hast nicht den
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