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Robocalypse: Roman (German Edition)

Robocalypse: Roman (German Edition)

Titel: Robocalypse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel H. Wilson
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werde nur diese eine Chance haben, ihre Neugier zu wecken. Eine Chance, eine Sekunde, ein Wort.
    »Hilfe«, krächze ich.
    Bedauerlich, dass meine stimmlichen Fähigkeiten so begrenzt sind. Der Anführer blinzelt, als hätte er eine Ohrfeige bekommen. Seine Stimme ist ruhig und leise.
    »Leo«, sagt er.
    »Sir«, antwortet ein hochgewachsener, bärtiger Soldat, der ein Exoskelett an den Beinen trägt und eine extrem großkalibrig aussehende Waffe in der Hand hält, die ich in meiner Datenbank nirgendwo finde.
    »Umnieten.«
    »Mit Vergnügen, Cormac«, erwidert Leo. Die Waffe, die er bereits auf mich gerichtet hat, ruht auf einer ans vordere Kniegelenk des Panzers geschweißten Schutzplatte. Leo drückt den Abzug, und in seinem üppigen schwarzen Bart blitzen seine kleinen weißen Zähne auf. Kugeln prallen von meinem Helm ab und dringen klatschend in meine gepanzerte Weste ein. Ich bewege mich nicht. Nachdem ich gut sichtbaren Schaden davongetragen habe, lasse ich mich fallen.
    Auch als ich unten im Schnee sitze, versuche ich nicht, zu kämpfen oder mit den Soldaten zu kommunizieren. Wenn ich überlebe, werde ich dafür noch genug Zeit haben. Ich denke an meine ausgeschalteten Kameraden, die nutzlos neben mir im Schnee liegen.
    Eine Kugel zerschmettert den Servomotor in meiner Schulter, so dass sich mein Oberkörper zur Seite dreht. Eine andere fegt mir den Helm vom Kopf. Die Projektile folgen rasch aufeinander und haben große Schlagkraft. Meine Überlebenschancen sind niedrig und sinken mit jedem neuen Treffer.
    »Halt! Genug, genug!«, ruft Cormac.
    Leo hört widerwillig auf zu schießen.
    »Er wehrt sich nicht«, sagt Cormac.
    »Na und? Ist doch gut«, gibt eine kleine Frau mit dunklem Gesicht zurück.
    »Irgendwas stimmt da nicht, Cherrah«, antwortet Cormac.
    Er mustert mich aufmerksam. Ich sitze still da und mustere ihn ebenfalls. Meine Gefühlserkennungssoftware bringt mich bei diesem Mann nicht weiter. Mit unbewegter Miene geht er im Kopf methodisch seine Möglichkeiten durch. Ich spüre, dass die kleinste Bewegung meinen Tod bedeuten würde. Ich darf ihm keinen Anlass geben, mich zu liquidieren. Ich muss warten, bis er nah genug ist, um ihm meine Botschaft mitzuteilen.
    Schließlich seufzt Cormac: »Ich gehe mal nachsehen.«
    Die anderen Menschen grummeln unzufrieden.
    »Da steckt eine Bombe drin«, protestiert Cherrah. »Das ist dir doch klar, oder? Sobald du näher kommst – bumm. «
    »Ja, fratello, mach das nicht. Denk ans letzte Mal«, warnt Leo. In der Stimme des bärtigen Mannes schwingt ein seltsamer Ton mit, aber meine Gefühlserkennung reagiert nicht schnell genug. Ist er traurig? Oder wütend? Oder beides?
    »Ich hab so eine Ahnung«, hält Cormac dagegen. »Hört mal, ich gehe da alleine rüber. Ihr haltet euch alle von dem Ding fern. Gebt mir Deckung.«
    »Du hörst dich schon genauso an wie dein Bruder«, sagt Cherrah.
    »Und wenn? Jack war ein Held«, erwidert Cormac.
    »Du musst am Leben bleiben. Ich brauche dich«, wendet sie ein.
    Die dunkelhäutige Frau steht näher bei Cormac als der Rest des Trupps und wirkt fast ein wenig feindselig. Ihr Körper ist angespannt und zittert leicht. Mein Wahrscheinlichkeitsthread zeigt an, dass die beiden verpaart sind oder es in naher Zukunft sein werden.
    Cormac sieht Cherrah eindringlich an und gibt ihr durch ein kurzes Nicken zu verstehen, dass er verstanden hat. Er wendet ihr den Rücken zu und marschiert bis auf zehn Meter an die Stelle heran, an der ich wie eine umgefallene Statue auf dem Boden sitze. Ich halte die Augen fest auf ihn gerichtet, während er auf mich zukommt. Als er nah genug ist, setze ich meinen Plan in die Tat um.
    »Hilfe«, sage ich mit rauher Stimme.
    »Was zum Teufel …?«, stößt er hervor.
    Keiner der anderen spricht ein Wort.
    »Hast du – hast du gerade gesprochen?«
    »Hilf mir«, sage ich.
    »Was ist los mit dir? Bist du kaputt?«
    »Negativ. Ich lebe.«
    »Ach tatsächlich? Befehlsmodus aktivieren. Menschliche Steuerung. Roboter, hüpf auf einem Bein. Mach schon. Hopp, hopp.«
    Ich betrachte den Menschen mit meinen drei großen schwarzen augenähnlichen Kameralinsen. »Du hast eine ziemlich verschlagene Art zu denken, nicht wahr, Cormac?«, frage ich.
    Der Mensch gibt einen geräuschvollen, sich wiederholenden Laut von sich. Der Laut bringt die anderen dazu, sich zu nähern. Bald steht fast der ganze Trupp vor mir. Näher als zehn Meter traut sich jedoch keiner an mich heran. Ein Beobachtungsthread nimmt zur

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