Robocalypse: Roman (German Edition)
sagt Mathilda. Du musst Archos’ Funkverbindung kappen. Du bist nur noch einen Kilometer entfernt.
Das Menschenmädchen gibt mir Befehle, und ich beschließe, sie zu befolgen.
Mit Mathildas Hilfe fand Neun Null Zwo durch das Schluchtenlabyrinth und konnte erfolgreich allen weiteren Raketenangriffen durch die Drohnen ausweichen. An seinem Ziel angelangt, setzte der Arbiter den Funkturm außer Betrieb und damit auch vorübergehend die feindlichen Streitkräfte. Neun Null Zwo überlebte, indem er zusammen mit Mathilda Perez die erste sogenannte Dyade bildete: ein Mensch und Maschine in sich vereinendes Kampfteam. So gingen Mathilda und Neun Null Zwo als Legenden in die Geschichte des Neuen Krieges ein – als Vorreiter einer neuen, tödlichen Form der Kriegsführung.
Cormac Wallace MIL #GHA 217
V.
Maschinen voller Güte
»Was soll das für ein Frieden sein,
bei dem die eine Rasse herrscht und die andere dient?«
Archos
Neuer Krieg + 2 Jahre, 8 Monate
Die letzten Augenblicke des Neuen Krieges hat kein Mensch unmittelbar miterlebt. Ironischerweise stand Archos am Schluss einem seiner eigenen Geschöpfe gegenüber. Was sich zwischen Neun Null Zwo und Archos abgespielt hat, kann man heute in jedem Geschichtsbuch nachlesen. Egal, wie man zu diesen Ereignissen steht, sie werden tiefgreifende Auswirkungen sowohl auf die Spezies der Menschen als auch auf die der Roboter haben und unser gemeinsames Leben noch über Generationen hinweg beeinflussen. Der folgende Bericht darüber stammt von Neun Null Zwo selbst und wurde mit Hilfe zusätzlicher Daten ergänzt.
Cormac Wallace MIL #GHA 217
D ie Grube hat drei Meter Durchmesser und ist leicht konkav. Sie wurde mit Felsbrocken und Schotter aufgefüllt und mit einer Schicht Erde versiegelt. Ein biegsames Wellrohr verschwindet in dem seichten Krater wie ein blinder, erfrorener Wurm. Eine Leitung zur Datenübertragung, die direkt zu Archos führt.
Ich habe die Hauptantenne in Stücke gerissen, als ich letzte Nacht hier eintraf – mehr oder weniger blind, aber mit einer Geschwindigkeit von fünfzig Stundenkilometern. Die für die Verteidigung der Leitung zuständigen Geräte sind sofort ausgefallen. Offenbar hat Archos den Maschinen in seiner unmittelbaren Nähe nicht genug getraut, um ihnen selbständiges Handeln zu ermöglichen. Danach habe ich mich in den Schnee gestellt und abgewartet, ob außer mir auch ein paar Menschen die Schlacht auf dem Eis überlebt hatten.
Mathilda ist bald eingeschlafen. Sie sagte, sie müsse eigentlich längst im Bett sein.
Heute Morgen ist der Brightboy-Squad eingetroffen. Mein Enthauptungsschlag hat die taktische Abstimmung der feindlichen Armee so durcheinandergebracht, dass die Menschen fliehen konnten.
Der menschliche Techniker hat meine Schädelsensoren ersetzt. Ich habe gelernt, wie man danke sagt. Laut Gefühlserkennung war Carl Lewandowski extrem froh, mich lebend wiederzusehen.
Das Schlachtfeld liegt jetzt still und ruhig unter dem blauen Himmel, eine blanke Ebene ohne Leben, von der hier und da schwarze Rauchsäulen aufsteigen. Außer der in den Boden führenden Leitung weist nichts darauf hin, dass irgendwas Wichtiges in diesem Loch stecken könnte. So harmlos, wie das Ganze wirkt, kann es sich eigentlich nur um eine Falle handeln.
Ich schließe die Augen und konzentriere mich auf meine Sensoren. Seismische Schwingungen sind nicht zu spüren, aber mein Magnetometer schlägt aus. Ein reißender Strom elektrischer Impulse fließt durch das geriffelte Rohr. Gigantische Datenfluten strömen aus dem Loch hervor. Selbst ohne Antenne versucht Archos noch zu kommunizieren.
»Schneidet es durch«, sage ich zu den Menschen. »Schnell.«
Carl sieht den Befehlshaber an, und dieser nickt. Dann zieht der Techniker ein Werkzeug von seinem Gürtel und geht umständlich auf die Knie. Eine lilafarbene Supernova leuchtet auf, senkt sich in das Rohr und bringt die darin verborgenen Kabel zum Schmelzen.
Die seltsam gefärbte Flamme erlischt wieder. Doch es gibt keinerlei äußere Anzeichen dafür, dass etwas passiert ist.
»Solches Material habe ich noch nie gesehen«, meint Carl. »Wahnsinn, wie dicht die Drähte gepackt sind.«
Cormac berührt Carl an der Schulter. »Wir sollten die Enden am besten ein Stück voneinander entfernen«, schlägt er vor. »Sonst repariert sich das Ding am Ende noch irgendwie selbst, bevor wir mit ihm fertig sind.«
Während die Menschen ächzend das gekappte Rohr von dem Krater wegziehen, denke ich über das
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