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Robocalypse: Roman (German Edition)

Robocalypse: Roman (German Edition)

Titel: Robocalypse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel H. Wilson
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Oberschenkel gesprungen. Körper rotiert mit fünfzig Umdrehungen pro Sekunde.
    Für Aufprall wird Einziehen der Gliedmaßen empfohlen.
    Mein Körper schlägt hart auf und schleudert eiernd übers Eis. Laut odometrischen Berechnungen komme ich in fünfzig Metern zum Liegen. So plötzlich, wie sie begonnen hat, ist die Attacke wieder vorüber.
    Ich löse mich aus meiner zusammengekrümmten Schutzhaltung. Der leitende Denkthread empfängt diagnostische Angaben mit hoher Priorität: Sensorenbündel im Schädel beschädigt. Mein Gesicht ist weg. Von der Explosion zerfetzt und anschließend vom rasiermesserscharfen Eis abgehobelt. Archos hat schnell dazugelernt. Er weiß, dass ich kein Mensch bin, und hat seine Angriffstaktik dementsprechend umgestellt.
    Jetzt liege ich blind, taub und ohne Deckung auf dem Eis. Wie ganz zu Anfang ist wieder alles dunkel.
    Überlebenswahrscheinlichkeit sinkt auf null.
    Steh auf, sagt eine Stimme in meinem Kopf.
    »Frage: Wer ist da?«, funke ich.
    Mein Name ist Mathilda, kommt als Antwort. Ich will dir helfen. Aber wir haben nicht viel Zeit.
    Ich bin verwirrt. Das für die Kommunikation verwendete Protokoll unterscheidet sich von allem, was ich im Verzeichnis gespeichert habe – ob menschlich oder maschinell. Klingt wie eine Mischung aus Robo- und Menschensprache.
    »Frage: Bist du ein Mensch?«
    Hör zu. Konzentrier dich.
    Und plötzlich leuchten Daten in der Dunkelheit auf. Eine per Satellit erstellte Karte des umliegenden Geländes wird eingeblendet, die sich bis zum Horizont und darüber hinaus erstreckt. Meine inneren Sensoren erstellen ein ungefähres Bild meiner äußeren Erscheinung. Diagnoseprogramme und Propriozeption funktionieren noch. Ich hebe den Arm, und eine virtuelle Darstellung davon erscheint vor meinen Augen – wenn auch nur grob schattiert und nicht sehr detailgetreu. Als ich nach oben sehe, erblicke ich eine gepunktete Linie am leuchtend blauen Himmel.
    »Frage: Was ist die gepunktete …?«
    Eingehende Rakete, antwortet die Stimme.
    Innerhalb von eins Komma drei Sekunden bin ich auf den Beinen und renne, so schnell ich kann. Höchstgeschwindigkeit ist mit der gesprungenen Oberschenkelstrebe nicht drin, aber ich bin bewegungsfähig.
    Arbiter, beschleunige auf dreißig Stundenkilometer. Aktiviere deinen Sonar. Ist nicht viel, aber besser, als blind zu sein. Folge meinen Anweisungen.
    Ich weiß nicht, wer Mathilda ist, doch die Daten, die sie in meinen Kopf fließen lässt, retten mir das Leben. Plötzlich kann ich mehr wahrnehmen, als ich mir je hätte träumen lassen. Ich lausche auf ihre Anweisungen.
    Und ich renne.
    Mein Sonar hat nur eine geringe Auflösung. Trotzdem entdecken die ausgesendeten akustischen Pings bald eine vor mir auftauchende Felsformation, die nicht auf den von Mathilda übermittelten Karten verzeichnet ist. Gerade rechtzeitig drücke ich mich vom Boden ab. Ohne Sonar wäre ich mitten hineingerannt.
    Beim Landen rutsche ich weg und falle beinah hin. Strauchelnd stampfe ich mit dem rechten Fuß ein tiefes Loch ins Eis, fange mich jedoch und beschleunige von neuem.
    Du musst dein Bein reparieren. Geh dazu auf ein Tempo von zwanzig Stundenkilometern runter.
    In vollem Lauf hole ich einen filzstiftgroßen Plasmabrenner aus dem Werkzeugfach in meiner Hüfte. Wenn sich mein rechtes Bein hebt, setze ich den Brenner jedes Mal kurz an die gesprungene Strebe. Nach sechzig Schritten ist die Strebe repariert, und die frische Schweißnaht kühlt bereits ab.
    Die gepunktete Linie wölbt sich in meine Richtung. Man könnte denken, die Rakete dreht ab, aber in Wirklichkeit befindet sie sich genau auf Kollisionskurs mit meiner Laufbahn.
    Schwenke zwanzig Grad nach rechts. Beschleunige auf vierzig Stundenkilometer und behalte diese Geschwindigkeit sechs Sekunden lang bei. Dann mach eine Vollbremsung und wirf dich zu Boden.
    Bumm.
    Kaum lasse ich mich fallen, bebt die Erde von der einhundert Meter weiter vorne einschlagenden Rakete – Mathilda hat mir gerade ein weiteres Mal das Leben gerettet.
    Das wird nicht noch mal funktionieren, sagt sie.
    Auf den Satellitenbildern ist zu sehen, dass sich die Ebene vor mir gleich in einen Irrgarten aus Schluchten verwandelt. Die unzähligen Gletschertäler verlieren sich nach ein paar Windungen im dunklen Randbereich der Karte. Hinter den Schluchten ragt der Funkturm auf wie ein riesiger Grabstein.
    Archos’ Versteck ist in Sichtweite.
    Am Himmel tauchen drei weitere gepunktete Linien auf.
    Auf die Beine, Neun Null Zwo,

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