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Robocalypse: Roman (German Edition)

Robocalypse: Roman (German Edition)

Titel: Robocalypse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel H. Wilson
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Abstiegstempo besser kontrollieren kann. Der einzige Nachteil besteht darin, dass Archos mich sehen wird, bevor ich ihn sehe.
    Mit über der Brust gekreuzten Armen schlüpfe ich in das enge Rohr. Bald verschwindet auch mein Kopf darin. Das Einzige, was ich noch sehen kann, sind die feinen Querrillen. Ein kleines Stück muss ich mich auf dem Rücken voranziehen, aber dann geht es senkrecht nach unten. Ich ziehe die Beine an, und Fersen und Knie bremsen meinen Fall.
    Menschen würden in dem Rohr nicht lange überleben. Schon nach ein paar Minuten vorsichtigem Hinabgleiten bin ich von Erdgas umgeben. Ich bewege mich noch ein bisschen langsamer, um keinen gefährlichen Funkenflug zu verursachen. Hier unten im Permafrost sinkt die Temperatur rasch unter null. Mein Körper steigert automatisch seinen Energieverbrauch, um meine Gelenke warm und funktionstüchtig zu halten. Auf einer Tiefe von unter achthundert Metern heizt geothermische Wärme die Luft wieder etwas auf.
    Nach ungefähr eintausendfünfhundert Metern erreicht die radioaktive Strahlung Höchstwerte. Menschen würden hier unten binnen weniger Minuten sterben. Ich hingegen spüre nur ein leichtes Kribbeln an meiner Verkleidung.
    Ich lasse mich tiefer in das unwirtliche Loch gleiten.
    Plötzlich hängen meine Füße in der Luft, und ich muss die Ellbogen gegen das Rohr stemmen, um nicht abzustürzen. Ich weiß nicht, was unter mir ist, doch mit Sicherheit hat Archos mich inzwischen bemerkt. Die nächsten Sekunden werden über meine Lebensdauer entscheiden.
    Ich aktiviere mein Sonarsystem und lasse mich fallen.
    Vier Sekunden befinde ich mich im freien Fall, um mich herum nichts als eisige Dunkelheit. Rasch steigt meine Fallgeschwindigkeit auf einhundertvierzig Stundenkilometer. Pro Sekunde sendet mein Sonar zweimal sein Abtastsignal aus und setzt daraus praktisch im gleichen Moment das grünliche Ultraschallbild einer riesigen Höhle zusammen. Die Form weist darauf hin, dass sie bereits vor langer Zeit durch eine atomare Explosion entstanden ist. Der riesige Feuerball hat den Sandstein zu einer gewaltigen unterirdischen Glaskugel geschmolzen.
    Der auf mich zurasende Boden ist mit radioaktivem Geröll bedeckt. Auf dem letzten der acht smaragdgrünen Sonarbilder ist in der Höhlenwand ein schwarzer Kreis zu erkennen. Er hat die Größe eines kleinen Gebäudes. Was sich auch in der Wand verbergen mag, es ist aus einem Material, das meine Ultraschallsignale schluckt und so von ihnen nicht bildlich dargestellt werden kann.
    Eine halbe Sekunde später komme ich hart auf dem Boden auf. Meine Kniegelenke dämpfen den Aufprall, und zusätzlich rolle ich mich ab. Trotzdem purzele ich so schnell über die scharfkantigen Steine hinweg, dass meine Verkleidung Sprünge abkriegt.
    Selbst ein Arbiter hält nicht alles aus.
    Schließlich komme ich zum Liegen. Neben mir rollen noch klackernd ein paar Steine aus. Ich befinde mich in einem unterirdischen Amphitheater – totenstill, finster wie eine Gruft. Mit auf Reserve laufenden Motoren setze ich mich mühsam auf. Von meinen Beinsensoren kommt keine Information mehr. Meine Bewegungsfähigkeit ist eingeschränkt.
    Nur das leise Flüstern meiner Sonarsignale durchbricht die Stille.
    Schnick. Schnick. Schnick.
    Der Sensor bildet die enorme Leere um mich herum in feinen grünen Schattierungen ab. Ich spüre, dass der Boden warm ist. Laut Wahrscheinlichkeitsthread hat Archos eine geothermische Energiequelle eingebaut. Ungünstig. Ich hatte gehofft, nach dem Kappen ihrer Nabelschnur würde die Maschine auf Reserve laufen.
    Meine Lebenserwartung schrumpft von Sekunde zu Sekunde weiter zusammen.
    Plötzlich sehe ich ein Flackern in der Dunkelheit – und höre ein Geräusch so leise wie das Flattern eines Kolibris. Ein einsamer weißer Lichtstrahl streckt sich aus dem dunklen Kreis in der Wand und erhellt nicht weit von mir die Steine. Nun teilt und dreht sich das pulsierende Licht und lässt kaum zwei Meter entfernt ein Hologramm aus dem Boden wachsen.
    Die Unterprozessoren in meinen Beinen sind ausgegangen und fahren nur langsam wieder hoch. Meine Kühlkörper strahlen die überschüssige Wärme ab, die bei meinem Sturz entstanden ist. Mir bleibt keine Wahl mehr: Ich muss handeln.
    Archos malt ein Bild von sich in die Dunkelheit und erscheint mir in Gestalt eines längst verstorbenen menschlichen Jungen. Von den radioaktiven Staubkörnchen in der Luft zum Flackern gebracht, lächelt mich das Hologramm verschmitzt an.
    »Willkommen,

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