Robocalypse: Roman (German Edition)
Mistvieh wie bei Tiberius, nur unendlich schlimmer.
Die Maschine hat sich in Larks Leiche gegraben und ihn von den Toten auferstehen lassen. Jetzt benutzt das Ding seinen Körper als Waffe und Schutzschild zugleich. Wie Zombies marschieren unsere ehemaligen Kameraden gegen uns – gesteuert von einer fremden Macht. Big Rob hetzt uns unsere eigenen Kämpfer auf den Hals.
Ich kann nur hoffen, Lark war bereits tot, als das Ding ihn zu seiner Marionette gemacht hat. Aber ich bezweifle es.
Rob kann schon ein echter Scheißkerl sein.
Doch auf den im Mündungsfeuer flackernden Gesichtern neben mir sehe ich keine Angst. Nur grimmige Entschlossenheit. Zerstören. Töten. Überleben. Rob ist zu weit gegangen, hat uns unterschätzt. Wir haben uns an das Grauen gewöhnt. Es ist zu so was wie einem alten Kumpel geworden. Und während Larks missbrauchte Leiche auf mich zuwankt, fühle ich nichts. Ich sehe nur einen weiteren Gegner vor mir.
Kugeln sausen durch die Luft, zerfetzen die Rinde der Bäume und prasseln auf Houdinis Panzerung ein wie Bleiregen. Ein ganzer Trupp wurde von den Maschinen reanimiert, vielleicht sogar mehrere Trupps. Als Vorhut hat Rob eine kleine Armee Stumper mitgeschickt. Cherrah schwenkt ihren Flammenwerfer in gleichmäßigem Takt zwischen elf und ein Uhr hin und her. Neun Null Zwo und seine Kameraden tun ihr Bestes, um uns diejenigen Zombies vom Leib zu halten, die von den Flanken her angreifen.
Aber die Zombies wollen einfach nicht liegen bleiben. Blut spritzt, Knochen splittern, Fleischfetzen fliegen – aber die Monster auf ihrem Rücken zerren sie immer wieder von der Erde hoch wie gestürzte Pferde und setzen ihren makabren Ritt fort. Bald werden wir keine Munition mehr haben.
Schwopp. Cherrah wird nach hinten geworfen – eine Kugel hat sie in den Oberschenkel getroffen. Carl kriecht zu ihr, um sie zu verbinden. Ich nicke Leo zu, damit er meine Position einnimmt, während ich mit dem Flammenwerfer die Stumper von der Grube fernhalte.
Ich hebe die Hand ans Ohr und schalte mein Funkgerät an. »Mathilda. Wir brauchen dringend Verstärkung. Kann uns irgendjemand zu Hilfe kommen?«
»Es ist nicht mehr weit«, lispelt Mathilda. »Aber weiter vorne wird’s noch schlimmer.«
Schlimmer als das hier?
Zwischen dem Rattern der Gewehrsalven stoße ich hervor: »Wir schaffen es nicht, Mathilda. Unser Panzer ist zu schwer beschädigt. Wir sitzen fest. Wenn wir uns bewegen, dann … dann werden wir infiziert.«
»Nicht alle von euch sitzen fest.«
Was meint sie damit? Ich blicke zwischen den verzerrten, entschlossenen Gesichtern meiner Kameraden umher, die Houdinis umgesprungene Kontrolllampe inzwischen in unheilvolles Rot taucht. Carl hat alle Hände voll mit Cherrahs Bein zu tun. Draußen auf der Lichtung stechen die glatten Gesichter unserer drei stählernen Kameraden aus dem Nebel. Diese Maschinen sind das Einzige, das noch zwischen uns und dem sicheren Verderben steht.
Aber fest sitzen sie hier nicht.
Cherrah stöhnt vor Schmerzen, es hat sie schwer erwischt. Erneut höre ich in den Boden schießende Anker und begreife, dass die Parasiten uns umzingelt haben. Bald werden auch wir zu Archos’ Armee der Toten gehören.
»Was ist mit all den anderen?«, fragt Cherrah mit zusammengebissenen Zähnen. Carl steht wieder mit seinem Gewehr am Grubenrand. Die verdammten Stumper wollen einfach nicht weniger werden.
Ich schüttle den Kopf, und Cherrah versteht sofort. Mit meiner freien Hand umfasse ich ihre steifgefrorenen Finger und drücke sie zärtlich. Ich werde jetzt unser Todesurteil aussprechen, und sie soll wissen, dass es mir leidtut, aber dass es nicht anders geht.
Wir haben einen Schwur geleistet.
»Neun Null Zwo!«, rufe ich hinaus in die Nacht. »Scheiß drauf. Wir haben hier alles unter Kontrolle. Ruf deine Freigeborenen zusammen und macht euch zu Archos auf. Und wenn ihr ihn vor euch habt … tretet ihm kräftig für mich in den Arsch.«
Als ich schließlich den Mut aufbringe, den Blick wieder auf meine verletzte Gefährtin zu richten, erwartet mich eine Überraschung: Mit einem Grinsen im Gesicht sieht sie mich an, die Augen voller Tränen.
Der Marsch der Gray-Horse-Army war zu Ende.
Cormac Wallace MIL #GHA 217
IV.
Die Dyade
»Bei Menschen weiß man nie.«
Neun Null Zwo
Neuer Krieg + 2 Jahre, 8 Monate
Während die Streitmacht der Menschen von innen zerstört wurde, stieß ein winziger Trupp aus humanoiden Robotern in noch gefährlicheres Gebiet vor. Im Folgenden
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