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Robolution

Robolution

Titel: Robolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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dem Rossos Hauptquartier lag. Sein Inneres schien eine Mischung aus Werkstatt und Museum zu sein. Die hohen, silbern schimmernden Wände waren über drei Etagen mit Vorrichtungen übersät, in denen sich alle erdenklichen Robotereinzelteile fanden. McCrae erkannte in Regalen, Schubkästen und Vitrinen Hunderte Gliedmaßen, Au ß enhautkomponenten und Kopfsegmente, die sich dort an Werkzeuge, Visorelemente und komprimierte Kabelstränge reihten. Obwohl das alles mit kleinen Fließkristalletiketten versehen war, auf denen in Binär die entsprechende Typenbezeichnung vermerkt war, erschloss sich die Ordnung dahinter dem Betrachter auch auf den zweiten Blick nicht. Über ein e Schwebebühnensystem im Zentrum war man in der Lage, die verschiedenen Ebenen anzusteuern und die Regale anzufahren, die ebenso hoch wie voll waren.
    Trent fühlte sich tatsächlich ein wenig wie zu Hause. Ihn juckte es in den Fingern. Gern hätte er einiges von diesem Zeug ausprobiert. Dies war ein Gadget-Mekka, wie es einem Tech-Söldner das Schmieröl in der Prothese zusammenlaufen ließ.
    W ährend Claw sich auf die Suche nach dem Erste-Hilfe-Kasten machte, fühlte Mono sich verloren wie in einem Hochregalhort. Er mochte eher überschaubare Räume, wie man sie mit zwei Handfeuerwaffen kontrollieren konnte. Dazu kam, dass er mit dem ganzen Zeug hier nichts hätte anfangen können. Jede Art von Sprengfalle zwischen hier und dem Vosgho-Nebel hätte er zusammen-, auseinanderbauen, hochjagen oder entschärfen können. Davon abgesehen war er handwerklich allerdings nicht begabter als ein timurischer Tempeltürstopper.
    Der Raptorbeta blickte sich kurz um, entdeckte einen Erste-Hilfe-Kasten an der Wand und eilte hinüber, um sich gleich darauf daranzumachen, die Wunde seiner Vorgesetzten zu versorgen.
    An einer anderen Wand im Zentrum des Monolithen erkannte McCrae unterdessen über eine r Arbeitsbank einen projizierten Stadtplan mit einer Reihe roter Markierungen.
    »Und was genau hat das zu bedeuten, Mr. Rosso?«, fragte sie und deutete darauf. Der Blick des Roboterprofilers folgte ihrem Fingerzeig.
    »Nun, wie Ihnen PCU von Kempt sicher verraten hat, setzt Control mich als Roboterprofiler ein, seit die Verbrechen in der Stadt zunehmen …«
    Die Einsatzleiterin nickte nachdenklich. »Dann sind diese markierten Stellen also …«
    »Genau. Das sind Tatorte, Ma’am. An jedem davon wurde im Lauf der vergangenen Monate ein MetaBot deaktiviert oder ein anderweitiges schweres Verbrechen begangen.«
    McCrae zählte die Markierungen und wunderte sich. Sie hatte noch immer von Kempts Vortrag im Ohr. Darüber, was geschehen würde, wenn sie oder das Team während ihres Einsatzes einen der MetaBots beschädigten. Und hier sah sie sich nun mit einigen von ihnen konfrontiert, die innerhalb der jüngeren Vergangenheit deaktiviert worden waren, ohne dass die Prior Command Unit es auch nur mit einem digitalisierten Wort erwähnt hätte.
    Irgendetwas stimmt nicht in Coppola City. Und zwar ganz und gar nicht, s choss es McCrae durch den Kopf.
    Der Raptorbeta kam zurück und kümmerte sich schweigend um ihre Schulter. Er riss ihre Weste auf und begann diese unter Zuhilfenahme eines Methaderm-Hautklebesticks zu verbinden.
    Rosso schauderte beim Anblick der nackten Haut und des Brustansatzes von Helen McCrae. Und dabei spürte er, dass irgendetwas in ihm vor sich ging. Etwas, das er nicht einordnen konnte. Eine Art Fehlfunktion. Womöglich lag es daran, dass er bis zum heutigen Tag kaum Kontakt mit weiblichen Humanoiden gehabt hatte. Er konnte es jedenfalls nicht richtig einschätzen, wandte sich kurzerhand von McCrae ab, und trat stattdessen an ein kleines Computerterminal inmitten des Gerümpels, an dem er sich nun zu schaffen machte.
    Wenig später zog der Roboterprofiler ein bedrucktes Tab-Sheet aus einer Öffnung an der Seite des Rechners und reichte es dem mürrischen Mono.
    »Ich habe übrigens auch noch die Personalakte Ihres verstorbenen Begleiters besorgt. Nur um sicherzustellen, dass Sie da keine falschen Sentimentalitäten entwickeln.«
    Der Heavy schaute ihn verwundert an und griff zögernd nach dem künstlichen Papier.
    Rosso nickte ihm aufmunternd zu. »Ich habe auch die falsche Akte gesehen, die er Ihnen wahrscheinlich gezeigt hat. Aber glauben Sie mir, die echte lässt den Mann so wenig sympathisch erscheinen, dass Ihnen sein Ableben im Nachhinein weniger emotionale Probleme bereiten dürfte.«
    Stirnrunzelnd überflog der Heavy das Tab-Sheet.

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