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Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Windstoß folgte. Binnen wenigen Secunden stürzten sich die feurigen Wolken auf den Aeronef.
    Da raffte sich Phil Evans zusammen, um zu Gunsten Frycollin’s ein gutes Wort einzulegen und zu erklären, daß dieser wieder an Bord herangezogen würde.
    Robur hatte eine solche Vermittelung aber gar nicht erst abgewartet und schon den nöthigen Befehl ertheilt. Jetzt waren die Leute bereits mit dem Einziehen des Taues beschäftigt, als sich eine plötzliche Verlangsamung der Rotation der Auftriebschrauben bemerkbar machte.
    Robur sprang nach dem mittleren Russ.
    »Kraft!… Volle Kraft! rief er dem Maschinisten zu. Wir müssen schnell höher, als das Unwetter steht, emporsteigen.
    – Es ist unmöglich, Herr Ingenieur.
    – Warum?
    – Die Ströme sind gestört…. Es treten Unterbrechungen ein.«
    In der That senkte sich der »Albatros« schon recht merkbar.
    Ganz wie das bei Gewittern mit den Strömen in den Telegraphendrähten vorkommt, so versagten jetzt auch die Accumulatoren des Apparates den regelmäßigen Dienst; was aber nur eine Unbequemlichkeit ist, wenn es sich um Absendung von Depeschen handelt, wurde hier zur furchtbarsten Gefahr, das mußte damit enden, daß der Aeronef, ohne daß man seiner ferner Herr war, ins Meer hinabstürzte.
    »Lass’ ihn sich senken, rief Robur, damit wir aus der elektrischen Zone herauskommen. Vorwärts, Jungen, bewahrt Euer kaltes Blut!«
    Der Ingenieur hatte seine Commandobrücke bestiegen. Die Mannschaft war an ihrer Stelle und hielt sich bereit, jeder Anordnung ihres Herrn eiligst nachzukommen.
    Obwohl der »Albatros« sich nun einige hundert Fuß gesenkt hatte, schwebte er doch immer noch in der dichten Wolkenschicht inmitten von Blitzen, die sich wie Raketen eines Feuerwerks kreuzten. Man mußte jeden Augenblick fürchten, daß ihn ein Blitzstrahl treffe. Die Bewegung der Schrauben verlangsamte sich noch mehr, und was bisher ein etwas schnelleres Herabsinken war, drohte jetzt ein gefährlicher Sturz zu werden.
    Zuletzt lag es auf der Hand, daß er in weniger als einer Minute auf der Meeresfläche angelangt sein mußte, und einmal ins Wasser getaucht, hätte keine Macht ihn daraus zu befreien vermocht.
    Plötzlich lagerte sich die elektrische Wolke dicht über ihnen. Der »Albatros« war jetzt nicht mehr als sechzig Meter vom Kamm der Wellen entfernt. Binnen zwei bis drei Secunden drohten diese das Verdeck zu überfluthen.
    Da benützte Robur noch den letzten Moment, stürzte nach dem mittleren Ruff hin und packte hier die Hebel für die Vorwärtsbewegung, wodurch die von den Batterien kommenden Ströme geschlossen wurden, auf welche die elektrische Spannung der umgebenden Atmosphäre keinen Einfluß äußerte… in einem Augenblick hatte er den Schrauben ihre normale Schnelligkeit wieder gegeben, den Sturz aufgehalten, und der »Albatros« hielt sich in geringer Höhe, entfloh jetzt aber mit rasender Eile dem Unwetter, das er bald hinter sich zurückließ.
     

    Frycollin im Korbe aufgehängt. (S. 118).
     
    Es bedarf wohl nicht besonderer Bemerkung, daß Frycollin, wenn auch nur für wenige Secunden, ein unfreiwilliges Bad genommen hatte. Als er an Bord zurückkam, war er durchnäßt, als hätte er die Tiefe des Meeres gemessen. Man wird es kaum glauben, aber er schrie nicht mehr.
    Am nächsten Tage, am 4. Juli, hatte der »Albatros« die Nordgrenze des Kaspi-Sees überschritten.
Elftes Capitel.
In dem die Wuth des Onkel Prudent mit dem Quadrat der Geschwindigkeit zunimmt.
    Wenn Onkel Prudent und Phil Evans je auf die Hoffnung, entfliehen zu können, verzichten mußten, so war das während der nun folgenden fünfzig Stunden der Fall. Befürchtete Robur, daß die Ueberwachung seiner Gefangenen bei der Fahrt über Europa weniger leicht sein möchte? Vielleicht. Er wußte ja übrigens, daß sie zu Allem entschlossen waren, um zu entweichen.
    Doch, wie dem auch sein mochte, jeder Versuch wäre jetzt einem Selbstmorde gleichgekommen. Wenn Einer von einem Expreßzuge, der mit der Geschwindigkeit von hundert Kilometern in der Stunde dahinfliegt, herabspringt, so setzt er vielleicht sein Leben in Gefahr; wer aber das von einem zweihundert Kilometer in der Stunde dahinrasenden Blitzzuge versuchte, der kann nur den Tod wollen.
    Eben diese Geschwindigkeit, die größte, die er anzunehmen im Stande war, war jetzt dem »Albatros« ertheilt worden. Er überholte noch den Flug der Schwalbe, die hundertachtzig Kilometer in der Stunde zurücklegen kann.
    Hier mag auch bemerkt sein, daß

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