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Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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der Sekunde zu
    erreichen.
    Bei ihren Versuchen waren Mechaniker und Elektriker
    bestrebt gewesen, sich dem frommen Wunsch zu nähern,
    ein »PS in einem Taschenuhrgehäuse« zu erzeugen. Die
    Effekte der Säule, deren Zusammensetzung die Kapitäne
    Krebs und Renard geheimgehalten hatten, wurden ebenfalls
    bald übertroffen, und nach ihnen fanden die Aeronauten
    Gelegenheit, Motore zu verwenden, deren Leichtigkeit im
    gleichen Verhältnis mit ihrer Kraftentwicklung wuchs.
    Die Anhänger der Möglichkeit einer Lenkbarkeit der
    Ballons hatten also gewiß Ursache, ihren Mut aufrechtzuer-
    halten, und doch, wie viele klare Köpfe haben es verworfen,
    an deren Benützung zu glauben. In der Tat, wenn der Aero-
    stat einen Angriffspunkt der ihm innewohnenden Kraft in
    der Luft findet, so ist er doch mit seiner großen Masse in
    diese eingetaucht. Und wie könnte er, da er wieder den Strö-
    mungen der Atmosphäre eine so breite Angriffsfläche bie-
    tet, jemals, und wenn sein Triebwerk noch so mächtig wäre,
    direkt gegen einen widrigen Wind aufkommen?
    Diese Frage lag noch immer vor, man hoffte sie jedoch
    durch Anwendung sehr großer Apparate zu lösen.
    Es ergab sich übrigens, daß bei diesem Wettstreit der Er-
    finder in der Herstellung eines sehr kräftigen und dennoch
    leichten Motors die Amerikaner sich dem gewünschten Ziel
    am meisten genähert hatten. Ein auf der Anwendung einer
    — 30 —
    neuen Säule beruhender dynamo-elektrischer Apparat, des-
    sen Konstruktion vorläufig noch Geheimnis blieb, war sei-
    nem Erfinder, einem bisher unbekannten Chemiker in Bos-
    ton, abgekauft worden. Mit größter Sorgfalt durchgeführte
    Berechnungen und mit äußerster Genauigkeit entworfene
    Diagramme ergaben, daß dieser Apparat, wenn er auf eine
    Schraube von angepaßter Größe wirkte, eine Fortbewegung
    von 18 bis 20 Meter in der Sekunde gewährleisten mußte.
    Wahrlich, das wäre großartig gewesen!
    »Und das Ding ist nicht teuer!« hatte Onkel Prudent
    hinzugefügt, als er dem Erfinder gegen regelrecht ausge-
    stellte Quittung das letzte Päckchen von 100.000 Papierdol-
    lar übergab, mit dem man ihm seine Erfindung bezahlte.
    Unverzüglich ging das Weldon-Institut ans Werk. Han-
    delt es sich um ein Versuchsunternehmen, das irgendeinen
    praktischen Nutzen verspricht, so wird das Geld in ame-
    rikanischen Taschen stets leicht locker. Die nötigen Mittel
    strömten zusammen, so daß selbst die Gründung einer Ak-
    tiengesellschaft umgangen werden konnte. 300.000 Dollar
    (also 600.000 fl. = 1 1/5 Millionen Mark) füllten gleich nach
    dem ersten Aufruf die Kassen des Clubs. Die Arbeiten be-
    gannen unter Leitung des hervorragendsten Luftschiffers
    der Vereinigten Staaten, Harry W. Tinders, der sich unter
    tausend anderen besonders durch drei kühne Fahrten be-
    rühmt gemacht hat: die eine, bei der er»sich bis 1.200 Me-
    ter erhob, d.h. höher aufstieg, als Gay-Lussac, Coxwell,
    Sivel, Crocé-Spinelli, Tissandier, Glaisher; die zweite, wäh-
    rend der er ganz Amerika von New York bis San Francisco
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    überflog und um mehrere hundert Lieues die längste Reise
    Nadars, Godards und vieler anderen hinter sich ließ, ohne
    John Wise zu rechnen, der von St. Louis bis nach der Graf-
    schaft Jefferson 1.150 Meilen zurückgelegt hatte; die dritte
    endlich, die mit einem furchtbaren Sturz aus der Höhe von
    1.500 Fuß endete, bei dem er sich doch nur den rechten
    Daumen verstauchte, während der weniger vom Glück be-
    günstigte Pilâtre de Rozier bei einem Sturz von nur 700 Fuß
    augenblicklich den Tod fand.
    Zur Zeit, mit der diese Erzählung beginnt, konnte man
    schon beurteilen, daß das Weldon-Institut die Angelegen-
    heit kräftig gefördert hatte. In den Turner-Werften zu Phi-
    ladelphia erhob sich schon ein ungeheurer Aerostat, dessen
    Haltbarkeit durch Füllung mit stark komprimierter Luft ge-
    prüft werden sollte. Vor allem würde dieser den Namen ei-
    nes Monsterballons verdienen.
    Wieviel faßte der Géant Nadars? 6.000 Kubikmeter.
    Wieviel der Ballon John Wises? 20.000 Kubikmeter. Wel-
    chen Fassungsraum hatte der Ballon Giffard auf der Aus-
    stellung von 1878? 25.000 Kubikmeter bei 18 Meter Radius.
    Vergleicht man diese drei Aerostaten mit dem des Weldon-
    Instituts, dessen Volumen 40.000 Kubikmeter betrug, so be-
    greift man leicht, daß Onkel Prudent und seine Clubgenos-
    sen einigermaßen recht hatten, sich vor Stolz aufzublähen.
    Dieser Ballon, der nicht dazu bestimmt war, die höchsten
    Schichten

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