Rock Rats Saga 02 - Astroidensturm
werden.«
»Verdammt richtig.«
»Was, wenn sie sich gegen Sie wenden?«, fragte Verwoerd.
»Was, wenn sie zu dem Entschluss kommen, dass die Arbeit für HSS zu gefährlich sei, egal wie gut sie bezahlt wird?«
»Dann werden wir unsere Trumpfkarte ausspielen«, sagte Humphries. »Stavenger hat die Fühler für die Durchführung einer Friedenskonferenz ausgestreckt. Anscheinend steckt die Weltregierung ihre Nase schon in die Angelegenheit, und Stavenger will sie davon abbringen.«
»Eine Friedenskonferenz?«
» Humphries Space Systems, Astro, Selene… sogar die Weltregierung will einen Vertreter entsenden. Der Asteroidengürtel soll gerecht aufgeteilt werden, damit die Kämpfe endlich ein Ende finden.«
»Und wer vertritt die Felsenratten?«
Er lachte. »Wozu brauchen wir die denn? Das betrifft nur die großen Mitspieler. Die ›großen Jungs‹.«
»Aber die Felsenratten sind davon betroffen«, wandte Verwoerd ein. »Man kann nicht einfach den Asteroidengürtel zwischen HSS und Astro aufteilen, ohne ihre Belange zu berücksichtigen.«
»Machen Sie doch mal einen Exkurs in die Geschichte, Diane«, sagte Humphries mit einem Kopfschütteln. »Damals, im zwanzigsten Jahrhundert, gab es in Europa Probleme wegen eines Landes namens Tschechoslowakei. Es existiert heute überhaupt nicht mehr. Damals wollte Deutschland es sich jedoch einverleiben. Die Engländer und Franzosen hielten in München mit den Deutschen eine Konferenz ab. Dort entschieden sie, wie mit der Tschechoslowakei zu verfahren sei. Die Tschechen waren zu der Konferenz gar nicht eingeladen. Dazu bestand keine Veranlassung; die ›großen Jungs‹ haben das unter sich ausgemacht.«
»Und ein Jahr später gab es Krieg in Europa«, erwiderte Verwoerd unwirsch. »Ich kenne mich aus in Geschichte. Sie können keine Konferenz über die Aufteilung des Gürtels anberaumen, ohne die Felsenratten daran zu beteiligen.«
»Wirklich nicht?«
»Sie werden sie Fuchs geradezu in die Arme treiben!«
Bei diesen Worten runzelte Humphries die Stirn. »Glauben Sie?«, fragte er.
»Natürlich.«
»Hmm. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Vielleicht haben Sie Recht.«
Verwoerd beugte sich leicht zu ihm hinüber. »Wenn Sie die Felsenratten aber mit einbeziehen und ihnen sagen, dass sie einen Vertreter auf die Konferenz schicken sollen…«
»Würden wir sie damit auf unsere Seite ziehen«, beendete Humphries den Satz für sie.
»Und der einzige Außenseiter, der Einzige, der mit dieser Vereinbarung nicht einverstanden ist, wäre Fuchs.«
»Richtig!«
»Er wäre isoliert«, sagte Verwoerd. »Ganz allein. Er würde aufgeben müssen. Niemand würde ihm mehr helfen, und er wäre gezwungen, die Flagge zu streichen.«
Humphries verschränkte die Hände hinterm Kopf und lehnte sich auf dem großen, bequemen Stuhl weit zurück. »Außerdem würde er für die Ermordung der Leute auf Vesta vor Gericht gestellt werden. Ich liebe das!«
Kapitel 48
Zu seiner großen Überraschung wurde George Ambrose zum ›Bürgermeister‹ von Ceres gewählt.
Sein offizieller Titel lautete ›Chef-Administrator‹. Die Wahl fand statt, nachdem die Bewohner von Ceres sich widerwillig eingestanden hatten, dass sie doch eine Art Regierung brauchten ‒ und wenn auch nur zu dem Zweck, um sie vor der eskalierenden Gewalt zu schützen, die den Gürtel in ein Kriegsgebiet verwandelte. Fuchs' Zerstörung der Vestabasis gab dann endgültig den Ausschlag; es waren nämlich über zwei Dutzend Einwohner von Ceres bei dem Angriff getötet worden.
Amanda versuchte sich von den unbegreiflichen Aktionen ihres Manns zu distanzieren, indem sie sich massiv dafür einsetzte, Recht und Gesetz auf Ceres zu etablieren. Sie arbeitete unermüdlich daran, eine Regierung zu bilden und stöberte monatelang in Datenbanken, um eine Regierungsform zu finden, die den Bedürfnissen der Felsenratten am ehesten gerecht wurde. Nachdem sie eine Verfassung ausgearbeitet hatte, wurde sie von den Felsenratten quasi in der Luft zerrissen. Doch sie sammelte die Fetzen auf und legte ein neues Dokument vor, das auf die meisten ihrer Beschwerden einging. Mit großem Widerwillen beschlossen sie, die neue Regierung zu akzeptieren ‒ solange sie ihnen keine direkten Steuern auferlegte.
Die Rekrutierung der Regierungsangestellten war kein Problem: Es gab genügend kaufmännische Angestellte und Ingenieure auf Ceres, um die Posten auszufüllen. Viele von ihnen freuten sich über die Aussicht, ein festes Salär zu
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