Rock Rats Saga 02 - Astroidensturm
Ciaire holte tief Luft und sagte sachlich: »Lars, es ist vorbei. Die Konferenz in Selene wird diesem Kampf ein Ende bereiten.«
»Konferenz?« Fuchs blinzelte erstaunt. »Was denn für eine Konferenz?«
St. Ciaire hob die Brauen. »Du weißt es noch gar nicht?
Humphries und Astro werden auf Selene eine Konferenz abhalten, um ihre Differenzen beizulegen. Eine Friedenskonferenz.«
»In Selene?«
»Natürlich. Stavenger persönlich hat sie arrangiert. Die Weltregierung hat Willi Dieterling entsandt. Deine Frau wird auch dort sein ‒ als eine der Abgesandten von Ceres.«
Fuchs glaubte schier, einen Stromschlag bekommen zu haben. »Amanda kommt nach Selene?«
»Sie ist schon unterwegs, und zwar mit Big George und Dr.
Cardenas. Wusstest du das denn nicht?«
Amanda geht nach Selene, hallte es wie ein Donnerschlag in Fuchs' Kopf wider. Nach Selene. Zu Humphries.
Er brauchte eine Weile, um sich wieder auf St. Ciaire zu konzentrieren, der noch immer vor ihm in der Bordküche stand.
Er hatte ein irritiertes Lächeln auf den Lippen.
»Du hast es gar nicht gewusst?«, fragte St. Ciaire von neuem.
»Sie hat es dir nicht gesagt?«
»Ich werde mir den benötigten Treibstoff holen«, sagte Fuchs mit gefährlich leiser Stimme. »Du kannst einen Tanker rufen, wenn ich weg bin.«
»Du willst ihn von mir stehlen?«
»Ja«, sagte Fuchs. »So kannst du dir den Schaden von der Versicherung ersetzen lassen. Du bist doch gegen Diebstahl versichert, oder?«
Dossier: Joyce Takamine
Joyce war mit ihrem Leben auf dem Mond recht zufrieden. Sie lebte allein ‒ nicht zölibatär, aber ungebunden. Sie hatte fast alles erreicht, wovon sie in den langen, harten Jahren ihrer Jugend geträumt hatte.
Sie war nun eine reife Frau, schlank und sehnig, gestärkt durch jahrelange körperliche Arbeit und kühle Kalkulation. Sie hatte die Leiter des Lebens erklommen, indem sie sich an jeder Sprosse festklammerte, die sie zu erreichen vermochte. Wo sie nun hier in Selene war, mit einem gut bezahlten Job und sicheren Karriereperspektiven, hätte sie sich eigentlich zum ersten Mal entspannen und das Leben genießen können.
Aber sie langweilte sich bald.
Das Leben wurde zu berechenbar, zu routinemäßig. Zu sicher, wie sie sich schließlich bewusst wurde. Es gibt keine Herausforderungen mehr. Ich kann mein Büro mit verbundenen Augen leiten. Und wenn ich ausgehe, sehe ich jedes Mal die gleichen Leute. Selene ist halt ein Dorf. Geborgen. Beschaulich. Langweilig.
Also ließ sie sich zum Entsetzen ihres Vorgesetzten zur Humphries-Operation auf Ceres versetzen und flog in den Asteroidengürtel hinaus.
Ceres war noch kleiner als Selene, schmutzig, überfüllt und zuweilen auch gefährlich. Joyce liebte es. Ständig kamen und gingen neue Leute. Der Pub war proletarisch-rustikal. Sie sah, wie Lars Fuchs dort einen Mann tötete ‒ er stieß dem Typen einfach einen Elektrobohrer wie ein mittelalterliches Schwert in die Brust. Der Typ hatte gestanden, Niles Ripley getötet zu haben, und dann hatte er auch noch versucht, Fuchs an der Bar zu erschießen.
Sie gehörte der Jury an, die Fuchs freisprach und wirkte auch daran mit, als die Bevölkerung von Ceres eine provisorische Regierung bildete. Joyce Takamine gehörte zu denen, die in der Lotterie für die Besetzung des ersten Regierungsrats der Gemeinschaft ausgewählt wurden. Es war das erste Mal, dass sie überhaupt etwas gewonnen hatte.
Kapitel 49
Humphries gab auf seinem Anwesen eine Party für die Delegierten der Friedenskonferenz. Es war aber keine große Veranstaltung; nur eine intime Versammlung der paar Männer und Frauen, die sich am nächsten Morgen in einem peripheren Konferenzraum in Selenes Büroturm oben in der Grand Plaza treffen würden.
Pancho Lane traf als erster Gast ein. Humphries begrüßte sie im großzügigen Wohnzimmer seines Hauses, wobei er Diane Verwoerd an seiner Seite hatte. Diane steckte in einem glitzernden, bodenlangen silberfarbenen Kleid, das fast bis zur Hüfte ausgeschnitten war. Pancho war mit einem lavendelfarbenen Cocktailkleid bekleidet und trug dazu große Kupferohrringe und Kupferreifen um die Handgelenke und um den Hals.
Humphries, der ein kragenloses burgunderfarbenes Jackett über einem schwarzen T-Shirt und einer anthrazitfarbenen Hose trug, grinste zufrieden. Pancho hatte in den Jahren im As tro- Vorstand zwar schon viel gelernt, aber sie war noch immer so ›frisch‹, dass sie auf die Minute pünktlich erschien, anstatt das Privileg einer
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