Rock Rats Saga 02 - Astroidensturm
»Na gut, halt ein Auge darauf. Es ist vielleicht ein anderes Schiff.«
»Das glaube ich auch.«
»Schon irgendeine Nachricht von ihnen?«
»Nein. Noch nichts.«
»In Ordnung«, sagte George irritiert. »Sag ›hallo‹ zu ihnen und bitte sie, sich zu identifizieren. Ich werde derweil hier das Erz abbauen.«
»Jawohl«, sagte der Junge respektvoll.
George fragte sich, was ‒ oder wer ‒ sich da draußen wohl herumtrieb und betätigte den Einschalter. Der Laser bohrte sich tief in den steinigen Leib des Asteroiden. In der luftlosen Dunkelheit war kein Ton zu hören; George spürte nicht einmal die Vibrationen der großen Maschine. Das taube Gestein verdampfte geräuschlos entlang einer feinen Linie. Der Schneidlaser emittierte im Infrarotbereich, und der Leitstrahl des Hilfslasers war auch unsichtbar, bis durchs Fräsen so viel Staub aufgewirbelt wurde, dass er den dünnen roten Strahl reflektierte.
Es wäre viel leichter, wenn wir Nanomaschinen einsetzen könnten, sagte George sich. Ich muss Kris Cardenas mal auf die Zehen treten, wenn wir nach Ceres zurückkommen und ihr sagen, dass wir dringend ihre Hilfe brauchen. Die kleinen Heinzelmännchen würden das Gestein nach den jeweiligen Elementen trennen ‒ Atom für Atom. Den Schotter müssten wir dann nur noch ausbaggern und in ein Schiff verladen.
Stattdessen musste George richtig zupacken: Er fräste mit dem heißen Laserstrahl riesige, hausgroße Brocken aus dem Asteroidengestein, brach sie heraus und vertäute sie mit Buckminsterfulleren-Leinen. Dann transportierte er sie zum Antriebsmodul der Matilda, das mit Befestigungspunkten für Fracht ausgerüstet war. Nachdem er drei Transporte durchgeführt hatte, war er klatschnass geschwitzt. Er musste das Tornistertriebwerk des Anzugs einsetzen, um die großen Brocken überhaupt bewegen zu können und fühlte sich wie Superman, während er die massereichen, aber schwerelosen Erztonnagen bewegte.
»Ich komme mir in diesem Anzug wie in einem verdammten Sumpf vor«, nörgelte er, als er zum Asteroiden zurückflog. »Er riecht auch so.«
»Es ist ein Schiff«, sagte Nodon.
»Bist du sicher?«
»Ich sehe die Abbildung auf dem Bildschirm.«
»Dann funke sie noch mal an und frage, wer sie sind.« George gefiel die Vorstellung überhaupt nicht, dass ein anderes Schiff in der Nähe war. Das ist kaum ein Zufall, sagte er sich.
Er landete ungefähr fünfzig Meter von der Stelle, wo der Laser noch immer das Gestein tranchierte, auf dem Asteroiden.
Wieso sollte ein Schiff überhaupt Kurs auf uns nehmen? Wer ist das, verdammt noch mal?
Dorik Harbin saß an der Steuerung der Shanidar. Das dunkle bärtige Gesicht war unbewegt, und die noch dunkleren Augen waren unverwandt auf die CCD-Anzeige der optischen Sensoren des Schiffs gerichtet. Er sah den Funkenflug des vom Laser erhitzten Gesteins und die Lichtreflexe, die auf die im Asteroidenorbit geparkte Waltzing Matilda fielen. Die Informationen von Grigor waren wie immer zutreffend gewesen. Das Schiff befand sich genau an der Stelle, die Grigor bezeichnet hatte.
Der Tod war kein Fremder für Dorik Harbin. Er war seit der Geburt verwaist und kaum so groß gewesen wie das Sturmgewehr, das die Dorfältesten ihm gaben, als Harbin zusammen mit den anderen Kindern ‒ die noch nicht einmal zehn Jahre alt waren ‒ zum Dorf weiter unten an der Straße marschierte, wo die bösen Leute lebten. Sie hatten seinen Vater getötet, bevor Harbin noch geboren wurde und seine schwangere Mutter ein paarmal vergewaltigt. Die anderen Jungen sagten manchmal im Spott, dass Dorik von einem der Vergewaltiger gezeugt worden sei und nicht von seinem Vater, den die Vergewaltiger mit ihren Macheten zerhackt hatten.
Er und seine zusammengewürfelte Truppe waren also zu diesem bösen Dorf marschiert und hatten jeden Bewohner erschossen: Männer, Frauen, Kinder und Babies. Der auf Rache brennende Harbin erschoss sogar die Dorfhunde. Dann hatte er unter den gnadenlosen Blicken der hartgesichtigen Ältesten jedes einzelne Haus im Dorf in Brand gesetzt. Sie Übergossen die Leichen mit Benzin und verbrannten die Toten. Ein paar von ihnen waren indes nur verwundet und stellten sich tot, um dem Sturm zu entkommen, den sie geerntet hatten ‒ bis ihre Kleidung in Flammen aufging.
Harbin gellten ihre Schreie heute noch in den Ohren.
Als die Blauhelm-Friedenstruppen in die Region gekommen waren, um das Morden zu beenden, war Harbin aus seinem Dorf fortgelaufen und hatte sich den Nationalen
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