Rock Rats Saga 03 - Astroidenfeuer
auskämpfen, sagte er sich. Keine vereinzelten Scharmützel mehr; sie werden einen totalen Krieg führen. Und sie werden es genau hier im Gürtel tun.
»Noch etwas«, fuhr Pancho fast ohne eine Atempause fort. »Lars ist da draußen in größerer Gefahr als je zuvor. Sag ihm, dass es Zeit für ihn wird, aus der Kälte zu kommen. Ich vermag ihm eine neue Identität zu geben, mit der er hier in Selene leben kann oder auch wieder auf der Erde, wenn er das möchte. Er muss den Gürtel zu seiner eigenen Sicherheit verlassen.«
George nickte Panchos Pferdegesicht zu. Es machte einen ernsten und düsteren Eindruck. Wie eine Frau, die in den Krieg zog, sagte George sich. Nein, korrigierte er sich, sie sieht eher wie ein Racheen-gel aus.
Victoria Ferrer beobachtete Humphries' Reaktion auf die aktuellsten Berichte seines weit verzweigten Nachrichtendienstes.
»Astro bewaffnet Schiffe«, murmelte er und starrte auf die Grafik, die über seinem Schreibtisch in der Luft hing. »Und sie forcieren den Nanoverarbeitungs-Plan.«
»Sie bereitet sich auf einen Krieg vor«, sagte Ferrer. »Gegen Sie.«
Er schaute mit einem Ausdruck kalten Zorns zu ihr auf. »Mit Nanoverarbeitung kann Pancho ihre Kosten reduzieren und Astro zu-sätzliche Gewinne bescheren, um ihren Krieg zu finanzieren.«
»Dann müssen wir eben auch zu Nanoverarbeitung greifen.«
»Und zwar verdammt schnell«, blaffte Humphries.
»Der Wissenschaftler, der den Prozess perfektioniert hat, ist hier in Selene«, erläuterte Ferrer. »Er ist mit Pancho gekommen.«
»Werben Sie ihn von Astro ab«, sagte Humphries wie aus der Pistole geschossen.
»Er ist gar kein Astro-Mitarbeiter«, sagte sie. »Zumindest nicht offiziell.«
»Dann stellen Sie ihn ein. Geben Sie ihm, was er will. Und wenn er nicht freiwillig zu uns kommt, kidnappen Sie ihn. Ich will, dass er für mich arbeitet!«
»Ich verstehe«, sagte Ferrer.
Humphries rieb sich die Hände. »Bei Gott, mit Nanoverarbeitung werden wir die Bergbaukosten fast auf null reduzieren. Etwa bis aufs Niveau der Transportkosten.«
»Nanotechniker sind aber nicht billig.«
»Billig genug«, sagte er spöttisch. »Zumal wir auch nur ein paar von ihnen brauchen. Diese kleinen Helferlein werden nicht nur für uns Erz aus den Asteroiden schürfen, sondern es gleichzeitig zu reinem Metall veredeln. Was will man mehr?«
Ferrer schien weniger begeistert. »Viele Bergarbeiter werden dann arbeitslos.«
»Na und?«, sagte Humphries gleichgültig. »Dann gibt es mehr Söldner.«
Mehr Kanonenfutter, sagte Ferrer sich.
Dorik Harbin befand sich noch immer in seinem Quartier im Asteroiden Vesta. Er versuchte den französischen Ausspruch zu beherzi-gen, wonach Veränderung das Einzige ist, was wirklich Bestand hat.
Stattdessen kam ihm ein Vierzeiler aus dem Rubaiyl in den Sinn: Und wenn der Wein, die Lippen, die du küsst,
im Nichts vergehn wie alles auf der Welt;
dann weißt du, dass du morgen sein wirst
was du heute schon bist und immer warst.
Die Ironie ist fast kosmisch, sagte Harbin sich. Humphries entlässt mich, weil ich daran gescheitert bin, Fuchs zu töten. Yamagata stellt mich ein, um eine Abteilung von Söldnern zu führen. Humphries heuert Yamagatas Söldner an und stationiert ihre Schiffe auf Vesta.
Ich muss nicht umziehen, muss nicht einmal meine Reisetasche packen. Ich bin noch immer an derselben Stelle – tiefer im Rang, aber höher in der Lohngruppe. Alles, was ich tun muss, ist, drei Schiffe in den Kampf gegen die Astro Corporation zu führen. Fuchs ist ein Randproblem geworden.
Seine Beziehung mit Leeza Chaptal hatte sich allerdings geändert.
Sie war Yamagatas ranghöchster Offizier unter den Söldnern, die Humphries Space Systems angeheuert hatte. Nun war sie ranghöher als Harbin und hatte wenig Zeit für ihn. Das war auch gut so, sagte Harbin sich. Es machte ihm keinen Spaß, mit einer Vorgesetzten zu schlafen. Es war eine Sache, im Gefecht Befehle von einer Frau ent-gegenzunehmen; im Bett war es jedoch etwas ganz anderes.
Aber Harbin fand auch so Trost. In der Reisetasche, die er nun doch nicht packen musste, befand sich nämlich ein grauer flacher, länglicher Medikamentensatz mit einer subkutanen Mikrospray-
-Spritze und einer Anzahl speziell entwickelter Medikamente.
Etwas für jede Stimmung, sagte Harbin sich, als er zur Tasche ging und den Medikamentensatz herausholte. Er setzte sich aufs Bett, öffnete den Klickverschluss und überprüfte die akkurat angeordneten Ampullen in ihren
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