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Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Diehl , Thomas Heise , Claas Meyer-Heuer
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erklären, er sei mit zwei Kumpels am Clubheim der Höllenengel vorbeigefahren, und dann, wie das Leben so spielt, sei einer der Männer auf die Idee gekommen, den Rivalen eine Abreibung zu verpassen. Spontan natürlich, geplant sei da nichts gewesen.
    Beim blutigen Überfall auf das Vereinsheim geht einer der Angreifer mit einer Machete auf den Gegner los, durchtrennt sämtliche Sehnen und Muskeln des Armes. Das Opfer, von der Polizei befragt, erklärt, dass es niemanden erkannt habe. »Warum wurden gerade Sie überfallen?«, fragen die Fahnder laut Ermittlungsakte. »Kann ich mir nicht erklären«, wiegelt der Hells Angel ab. »Ich denke, dass es Zufall war.«
    Die jungen Wilden
    Die Berliner Bandidos erhöhen im Laufe des Jahres 2008 den Druck auf die Rivalen und versuchen, die Konkurrenz mittels Masse zu übertrumpfen. LKA -Ermittler Bernd Finger beobachtet damals die Entwicklung mit Sorge: »Die Bandidos haben ihre Aufnahmekriterien verändert. Sie rekrutieren aus dem gewaltbereiten kriminellen Milieu, dabei besonders Nachwuchs im Bereich der Migranten.«
    Und so entdecken meist junge Türken und Libanesen ihre angebliche Liebe für schwere Motorräder und ausgeprägte Vereinsmeierei. Dass viele Neu-Rocker gar keine Bikes besitzen, ja noch nicht einmal über einen entsprechenden Führerschein verfügen, ist dabei egal, schließlich geht es um die Macht in der Hauptstadt und nicht um das »Easy-Rider«-Feeling.
    Dafür bringen die jungen Wilden ganz andere Gebräuche mit, wie sich einer der alten Bandidos, nennen wir ihn Heiko, erinnert. »Wurde gegrillt, mussten zwei Grills rangeschafft werden. Auf einen durfte kein Schweinefleisch, nur Huhn, Lamm und so. Wir fanden das zwar seltsam, aber na ja, wir waren eine Bruderschaft. Und da haben wir das gemacht.«
    Altrocker wie Heiko sind überzeugt, dass der Nachwuchs letztlich den Dauerzwist mit den Hells Angels verschärft habe. »Diese Kerle kannten einfach keine Regeln, waren ständig aggressiv, wollten sich immer beweisen und die Angels angreifen. Die konnte man nicht bremsen.« Sogar innerhalb des Bandidos-Chapters kommt es zu heftigem Streit.
    Der Kampf um die Macht in Berlin, der sich 2008 entwickelt, folgt zunächst einem Schema: Die ehrgeizigen Bandidos attackieren, die etablierten Hells Angels versuchen zurückzuschlagen. Da tauchen schon mal drei Dutzend Rocker auf dem Straßenstrich auf, um ihre Ansprüche zu demonstrieren, da wird einem Bandidos-Unterstützer eine Bombe unter das Auto gepackt, und wer nicht aufpasst, wird nachts vor den Toren Berlins mit Macheten und Baseballschlägern fast totgeschlagen. Die junge Generation der Bandidos, sagt ein Kriminalbeamter, ist »einfach nur schneller und brutaler als die alten Haudegen«.
    Attacke in Brandenburg
    Der brandenburgische Landkreis Barnim vor den Toren Berlins. Hier kommt es am 21. Juni 2009, kurz vor drei Uhr morgens zu einem schweren Zwischenfall. Die eine Gang will die andere aus ihrem Hoheitsgebiet vertreiben. Es geht, wie immer bei diesen Auseinandersetzungen, um die Vorherrschaft in einer Region. Auch auf dem flachen Land gibt es Diskotheken, auch hier wird gedealt, mit Frauen gehandelt und Schutzgeld eingetrieben. Außerdem stammt Rayk Freitag, der Karateka unter den Berliner Hells Angels, aus Eberswalde im Landkreis Barnim, wo er sich schon zu Schulzeiten mit einem Kerl geprügelt hat, der nun dem Bandidos-Lager angehört.
    Die Angels-Truppe um Anführer André Sommer hat sich den Abend über auf verschiedenen Dorffesten herumgedrückt, angeblich um »Mädchen anzumachen«, wie einer von ihnen später bei der Polizei sagt. In Wriezen erkennt sie jedoch eine Nachwuchskraft der Bandidos: Türsteher Robert C., 19, alarmiert um kurz nach 1 Uhr per Rundruf seine Kameraden.
    Laut Polizei sammeln sich daraufhin in Berlin mehrere Banditen, darunter Christopher H., Sepher N., Erhan A., und rücken schließlich gemeinsam aus. Robert C. weist der Sturmtruppe den Weg zum Feind, zwischen 1.30 und 1.40 Uhr verschickt er dreimal die SMS : »Adresse 16269 Writzen am Hafen«. (So der Wortlaut der Nachricht im Original.)
    Bei Finowfurt kommt es zunächst zu einer wilden Verfolgungsfahrt, bei der sich die Kontrahenten ausbremsen und rammen und aus dem offenen Fenster mit Baseballschlägern auf die anderen Autos einprügeln. Gegen 2.40 Uhr werden die drei Angels-Autos, eine 14 Jahre alte Mercedes S-Klasse, ein Opel Corsa und ein Kia Sephia, in die Zange genommen. »Ein Pkw ist hinten auf uns draufgeballert, und

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