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Rockoholic

Rockoholic

Titel: Rockoholic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Skuse
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stehe ich, drücke auf die Haustürklingel und bewundere die ins Mauerwerk geritzten F- und W-Wörter. Energy-Drink-Dosen und Kondome liegen zuhauf im Rinnstein, es ist kühl und schifft ohne Ende und in einer der Wohnungen gegenüber schreit ein Baby wie am Spieß – so viel zum Stimmungsbild. Mir ist übel vor lauter Nervosität. Buzzey ist ein Gelegenheitsverbrecher. Er hat schon wegen Diebstahl und Drogenhandel gesessen. Er ist alles, was ich an der menschlichen Rasse verachte, zusammengemengt zu einem fetten furzenden Klumpen.
    Â»Mörgh?«, tönt es kratzig aus der Gegensprechanlage.
    Â»Ich muss mit Duncan Buzzey sprechen«, sage ich ganz langsam.
    Â»Was willst krrkrrkrr ?« Es klingt, als würde er gerade etwas Knuspriges kauen.
    Â»Ich muss mit Duncan sprechen. Es ist dringend.«
    Â»Nee, verpiss dich.«
    Ein Klicken und die Leitung ist tot. Ich werfe einen Blick die Gasse hinauf, um mich zu vergewissern, dass niemand in der Nähe ist. Ich umfasse das Mondstück in meiner Jackentasche mit einer Hand und drücke noch mal kräftig auf den Klingelknopf. Komm schon, Buzzey, ich bin hier am Buzzer. Ich werde nicht aufhören, auf den Buzzer zu drücken, Buzzey … Bssssssssssss …
    Â»Wasss los?!«
    Ich atme aus. »Ich habe Geld.«
    Es folgt eine schnarrende Stille. Die Leitung bricht ab. Bsssss . Die Tür klickt auf.
    Ich quetsche mich durch die Tür und bahne mir einen Weg durch Stapel ungeöffneter Kartons und Pakete. Der Treppenläufer ist grünlich grau und starrt von Dreck. Ein Haufen nicht zusammenpassender Turnschuhe mit abgelatschten Sohlen und Löchern an den Zehen liegt auf der ersten Stufe. Ich steige langsam die Treppe hinauf. Die Wände zu beiden Seiten der Treppe sind orange. Es gibt kein Geländer. Oben an der Treppe haben die Wände die gleiche Farbe wie der Teppich, grüngrau, und ich kann in einem Raum zu meiner Rechten einen Fernseher flackern sehen. Wie dämlich von mir, dass ich alleine hergekommen bin, ich weiß. Ich weiß. Ich weiß. Ich weiß. Aber was Besseres ist mir nicht eingefallen.
    Â»Wer bist du?«, sagt die von der Sprechanlage verstümmelte Stimme jetzt wesentlich deutlicher. Der Fernseher ist laut, aber ich kann den Typ gerade noch so hören. Er sitzt in einem gammligen braunen Sessel und guckt eine blöde Vormittagsshow. Ich bewege mich in sein Blickfeld, da er keine Anstalten macht, sich zu mir umzudrehen. Er ist riesig, ein Koloss, halb Junge, halb Mann, in einem fleckigen grünen T-Shirt. Er hält ein Tablett auf dem Schoß mit drei Aluschalen darauf – eine mit Reis, eine mit Chicken Curry und eine mit einem zerbrochenen Papadam.
    Â»Hallo Duncan.«
    Duncan sieht mich an, eine ganze Weile, von Kopf bis Fuß. Ich war nur für mein Abschlussjahr auf der Nuffing-Gesamtschule, drum weiß ich nicht so viel über ihn. Nur das, was Mac mir erzählt hat. Trotzdem erkennt er mich wieder. »Du bist auf die Nuffing-Gesamtschule gegangen, stimmt’s?«
    Â»Mhm. Jemand hat mir gesagt, du könntest mir bei einer Sache helfen.«
    Er mustert mich wieder von oben bis unten. »Ach ja?«
    Â»Dein Vater«, sage ich, mein Mund ist trocken.
    Â»Ich hab mit meinem Dad nix zu schaffen. Wenn du vom Chronicle bist, oder so, ich hab nix zu sagen.«
    Â»Ich bin nicht von der Zeitung. Es geht nicht um deinen Vater … nicht direkt. Aber es geht um etwas, was er getan hat.«
    Â»Ich weiß von nix, Schätzchen.«
    Â»Doch, tust du.«
    Â»Nee, diese Immigranten, das war alles mein Vater, nur mein Vater.« Er schnieft und stellt das Tablett auf dem Couchtisch vor sich ab. Da ist eine kahle Stelle mitten in seinem ansonsten dichten, fettigen rotblonden Haar und für eine Sekunde glaube ich dort etwas langkrabbeln zu sehen. Ich hoffe inständig, dass mir meine Wahrnehmung einen Streich spielt. »Was kümmert dich das überhaupt? Willst du einen Rumänen als Haustier oder was?«
    Er greift mit einem Arm nach oben an die Rücklehne seines Sessels und überkreuzt seine Beine weit von sich gestreckt, in typischer Mackerpose.
    Â»Nein, ich will niemanden ins Land schleusen, ich will jemanden rausschaffen.«
    Â»Wen?«
    Â»Einen Freund.«
    Â»Was hat er gemacht?«
    Â»Nichts. Er ist kein Krimineller oder so, er muss einfach nur weg von hier. Mehr kann ich dir nicht sagen.«
    Â»So schlimm, hm? Hat

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